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       WELTHÖHLE

These: Wir müssen in den aktuellen Vermögensgrenzen der Gattungsvernunft leben und die Herausforderungen annehmen und das Realisierbare anstrengen oder die Vergangenheit des 19./20. Jahrhunderts kehrt apokalyptisch zurück!

 

Der blaue Planet brennt. Die Lebensbedingungen stehen auf dem Spiel. Das Klimaabkommen greift nicht mehr. Die Einigkeit in der Staatenwelt ist dahin. Nicht nur Naturereignisse löchern die Eindämmungsziele, auch Staaten mit selbstsüchtiger, skrupelloser Kapitalisierungspolitik ihrer Interessenlagen befeuern die heraufziehende Katastrophe einer veränderten Naturlage und das klimatische Wegbrechen von bislang tragfähigen Lebensbedingungen.

 

Die Lebensstätte für Menschen, Tiere und Pflanzen läuft Gefahr, von unberechenbaren Naturgewalten tödlich ereilt zu werden. Mit der planetarischen Natur in ihrer Gegebenheit ist kein Verhandeln möglich. Wie auf die Natur eingewirkt wird, so wirkt sie zurück. Wird der Einklang mit ihr gesucht, bietet sie Gesetze der Anschmiegsamkeit an, unter denen Leben gedeihen und Milch und Honig fließen kann.

 

Anders sieht das Naturgeschehen aus, finden ihre Gesetzmäßigkeiten der Jahrhunderte, Jahrtausende und Jahrmillionen keine Beachtung, sondern Missachtung, Überforderung und Zerstörung, dann kann der stete Tropfen nicht nur den Stein höhlen, sondern auch der Auslöser einer gewaltigen Kettenreaktion sein. Sozusagen ein elementarer Kampf der Urgewalten wird angestoßen, kehrt als neue Episode ein und pendelt in Gang gesetzte Kraftprozesse zu neuer Verhältnisfindung und Ruhelage aus.

 

Von jeher hatte der Mensch, seit es Menschen gibt, Schwierigkeiten, über die Nasenspitze, über den Gartenzaun, über die Landesgrenzen, über den Kulturkreis hinaus vom Himmel auf die Erde zu schauen und die Lebensgemeinschaft aller Lebewesen wahrzunehmen, für die der Mensch in der Verantwortung steht, die Steuerungsaufgabe zum allseitigen Wohlergehen wahrzunehmen. Was Mensch und Menschheit heißt, tritt uns heute als globale Staatenwelt gegenüber, noch nassforsch hinter den Ohren, bauchnabelorientiert, mehr oder minder souverän. Jeder Staat ist für sich, kaum partnerschaftlich in Verantwortung für andere. Fürs Ganze steht in Reserve der Glaube an einen lieben Gott.

 

Es fliegen Raketen zum Mond, aus dem Orbit kommen Bilder der wunderschönen Erde zurück, beeindruckend, doch die Weltlage der Menschen, Völker und Staaten bleibt unsichtbar. Vom geistigen Himmel kommen keine Bilder, Karten und Koordinatenbetrachtungen für das lebendige Ganze zurück, übersichtlich und einschlägig nachvollziehbar, für die allgemeine Lageerörterung von lebenswichtigen Grundbefindlichkeiten begreifbar. Für das Raumschiff Erde, so der Blick von außen, lässt sich keine Steuerungszentrale ausmachen. Es fehlt die Pilotenkanzel, welche die Fäden der Staatenwelt für das Zusammenspiel koordiniert und den Raumschiffkurs von der Außenwahrnehmung her ausrichtet.

 

Es läuft die Zeit für Maßnahmen der Klimarettung davon, den von Menschen verursachten Anteil in Sachen Klimaschädigung zurückzuholen, einzudämmen und zu stoppen. Wissenschaftliche Aussagen werden in Frage gestellt, wie eine Glaubenssache behandelt, wo Relativierungen für eigene Wichtigkeiten eher möglich und ein gutes Argument sind. Dass die Entscheidung der Weltgemeinschaft in dieser erstaunlichen Einmütigkeit für sich schon eine verblüffende Leistung gewesen ist, hat leider nicht die wünschbare Hochachtung und Bewunderung gefunden, sondern verhaltene Skepsis, ob denn auch die Selbstzumutungen wirklich eingelöst werden.

 

Der globale Schulterschluss hat denn auch nicht lange gehalten und einer der größten Klimaschädiger hat den Ausstieg angekündigt und andere mit ihren Sorgen wankend gemacht, angesteckt, ob sie sich noch zu der Umsetzung der Klimaziele bekennen können. Und es geht wieder um Alphagehabe, Wohlstand und Arbeitsplätze, die der Vernunft für Klimarettung verquer sind. Schlimmer: Das Geschäftsmodell der Aufrüstung ist wieder in Gang gesetzt worden. Für die Waffengeschäfte wird mehr Kriegsgefahr in Kauf genommen. Für das gute Gewissen der Waffenverkäufer ist nur wichtig, dass - gemäß der Kinderlogik – nicht sie einen Krieg begonnen und angefangen haben, sondern ein anderer, der sich ermutigt gefühlt hat, in vermeintlich siegreicher Waffenstärke den kriegerischen Konflikt riskieren zu können.

 

Die Aussichten auf kriegerische Verwicklungen haben eine hohe Wahrscheinlichkeit in hochbewaffneter Welt. Die wesentlichen Faktoren, die der Kontrolle entgleiten können, sind bekannt. Das Selbstverhalten der Staaten ist von Rivalität, Konkurrenz und Exklusion bestimmt, verhält sich partnerschaftlicher, kooperativer und inkludierender Konfundierung sogar auf synergetischen Win-Win-Ebenen entgegen. Es findet keine Besinnung auf die Gattungsvernunft statt, um antizipierend Probleme, Konflikte und Widersprüche durch gemeinsame Übereinkunft überwinden und aufheben zu können. Der Adrenalinpegel steigt. Neurotisierte Anspannung lässt Auswege aus der Gefahr verkennen, gangbare Lösungen übersehen. In Zuspitzung lässt sich sagen, dass der Gabentisch der Erde für alle genug und auch noch darüber hinaus hergibt, allerdings unter der Voraussetzung, dass das, was an Ressourcenbedarf, Investitionschancen und Absatzmärkten besteht, im Allgemeininteresse sachgerecht von regulierenden Übereinkünften bestimmt wird. Der Grundmodus: Teilen und leben! Es ist vonnöten, dass die Vereinten Nationen als Konzertierungsinstanz in den Mittelpunkt medialer Öffentlichkeit zu rücken sind und dass sie weltregionale Akteure in die Verantwortung des jeweilig Selbstpflichtigen rufen muss, um auf diese Weise flexibler und nachhaltiger unterschiedlichen Herausforderungen und ihren Antworten in der Weise evaluierbarer Ergebnisse  differenziert entsprechen zu können.

 

Die Zumutung eines global konzertierten Lernprozesses muss sein und keine bessere Lehrmeisterin als die Natur kann die zersplitterte Staatenwelt  in die unabdingbar Zucht nehmen, nicht weiterhin in den unberechenbaren Verselbstständigungen gegen die Natur wie auch der Völker in den Interessenkonsequenzen gegeneinander der Gemeingefährlichkeit für sich und für die globalen Lebensbedingungen zu verbleiben und der "unsichtbaren Hand"  des Weltmarktes freien Lauf zu lassen. Die Selbsthemmung wird selbstredend zu Entzugserscheinungen und zu Reaktionen führen, die von Süchtigen her, die Entzug erleiden, wohlbekannt sind und von Selbstpreisgabe bis hin zu kriminellen Aktivitäten erneuter Suchtbefriedigung reichen. Unter dem Leitstern der humanen Vernunft kann die Unerbittlichkeit der Lehrmeisterin Natur auch Demut lehren, dem revoltierenden Adrenalinschub entgegen, Mitmenschlichkeit, der Gleichgültigkeit den Schlechtweggekommenen entgegen, Aufmerksamkeit für die Welt der Staaten und Völker, einer unverhältnismäßigen Lastenverteilung entgegen, Beförderung einer konzertierenden UN-Leitfunktion, der einträchtigen Begegnung einer drohenden Kippbewegung in der sich steigernden Klimakrise entgegen. Sozusagen ein notwendiger menschheitlicher Prozess sozialen Lernens in der Staatenwelt.

 

Schon wird der Vorwurf laut: Dirigismus, Planwirtschaft, Kommunismus. Damit lässt sich die zersplitterte Staatenwelt tatsächlich gegen eine Einheit in der Vielheit aufheizen, Öl ins Feuer gießen oder Sand ins Getriebe streuen. Es stellt sich tatsächlich die Frage, ob der Mensch nur der Not gehorcht, der unabdingbaren Notwendigkeit und nicht auch der Freiheit gemäß, den Einsichten der Vernunft folgend. Der Notwendigkeit zu folgen wird uns die Natur lehren, hoffentlich nicht zu spät, dass mit ihr nicht zu spaßen ist, sie zu misshandeln und sie gegen sich selbst aufzubringen. Das Verhältnis zu ihren Gewalten und den menschlichen Kräften ist im Sinne einer weiteren Kriegsbetreibung gegen die Natur disproportional und selbstmörderisch. Die Natur, in losgetretenen Abläufen gröblich missachtet, wird nicht mit sich verhandeln lassen oder sich von jetzt auf gleich von einem naturwissenschaftlichen Genius gebieten lassen.  Doch Staaten und Völker sind mit ihren Zwecken, Werten und Interessen nicht schicksalhaft fixiert. Sie vermögen Selbstfixierungen zu lösen, aufzuheben und gemeinschaftlich neu zu binden, können auf Augenhöhe kommunizieren, verhandeln und sich auf Höhe der Vernunft vereinbaren und dadurch drohendes Schicksal abwehren, ihm zuvorkommen, wenn nicht mehr, es zu lindern.

 

Um die Welthöhle zu verlassen und die Befreiungsstufen zum gestirnten Himmel zu nehmen, muss kein Raketenflug unternommen werden, um von oben auf die Erdenwelt zu schauen, um das Ganze vor Augen zu bekommen. Es reicht für die Verantwortlichen aus der medialen, politischen und wissenschaftlichen Welt, kämen sie, vom Notruf veranlasst, nicht nur beratend zusammen, zu weltöffentlichen Treffpunkten ihrer Aktivitäten, um sich über positive Möglichkeiten der Rettung und Gestaltung des Friedens auszutauschen, um den Pfad des Förderlichen für Selbsthilfe gegen bloßes machtpolitisches Abfordern von bewaffneter Gegenwehr nicht weniger bedeutsam in den Fokus zu bringen, strukturell gewichtiger,  wie denn in den Weltregionen durch internationale Optimierung die natürlichen Lebensbedingungen und Klimaziele effektiver geschützt und besser erreicht werden können.

 

Im Zusammenhang neuer Belastungen, die mit der Herausforderung durch die Klimakrise gegeben sind, gibt das Gelegenheit und Anlass, das Übermaß an negativen Sicherungsmaßnahmen zugunsten von lebensfreundlichen Entwicklungsmaßnahmen zurückzufahren und umzubauen, wie denn auch freiwerdende Mittel für faire Kompensation umgewidmet werden können. Es ist zweifelsohne notwendig, unverhältnismäßigen Lastenverteilungen, die für die Erreichung der dringlichen Klimaziele durch Differenzierungsmangel entstehen, aufzufangen und den unverhältnismäßigen Belastungen gegenzusteuern, aber auch um angesichts anderer Großwetterlagen kleinere Staaten, Völker und Menschen in die Sichtbarkeit zurückzuholen und nicht vom Schirm für Hilfen zur Selbsthilfe zu nehmen oder einfach aus dem Blick fallen zu lassen. Aus den Augen, aus dem Sinn! Rassistische Vorurteile, generische Vorbehalte, fremdenfeindliche Abwehr, verdrängte Mitverursachungsanteile in Bezug auf wachsende Wüsten, ruinösen Wettbewerb, Wanderbewegungen, Kriegsführungen, all das muss im Blick bleiben. Nicht zuletzt, dass auch Menschen verschiedener Hautfarbe, geschlechtlicher Ausstattung, unterschiedlicher Volkszugehörigkeit und gelebter Religion sich vernunftoffen begegnen, anerkennen und wertschätzen können, ist nicht weniger relevant. Unteilbare Menschenwürde, sie gilt libidinös, konvivial, spirituell, sie ist durch die Potenz der Gattungsvernunft dem Menschen gegeben, diese berechtigt und verpflichtet ihn. Propädeutische Haltepunkte: Privat die goldene Regel. Beruflich die aufgegebene Pflicht und Schuldigkeit. Öffentlich die redliche Vernunft. Begrifflich aufgefasst, einem diffusen Floskelgebrauch entgegen, universell wie singulär, betrifft sie prinzipiell und ideell das Vermögen der ganzheitlichen Übereinstimmung der Teile in Wahrheit. Als Weltvernunft ist sie Weltpartnerschaft, als Intonation von Weltrivalität, ob Kampf oder  Konkurrenz der systemischen Selbstbehauptung, der Weltvernunft entgegen!

 

Als jemand, dem das Höhlengleichnis ein halbes Leben lang Begleiter gewesen ist und der sich in dieser Denkwelt umgetan hat, widerspreche ich dem Philosophen Hans Blumenberg, der rezeptionsgeschichtlich ein großes Werk vorgelegt hat, aber in der Quintessenz – noch im Bann der Shoah – angesichts der anarchischen und intransparenten Oberflächengestalt der Menschenwelt schlussendlich keinen anderen Ausblick als eine Fortsetzungsgeschichte von „Schlagen und Heilen“ zu präsentieren wusste. Im Wechsel von Krieg und Frieden, von Zerstören und Aufbauen, von Töten und Zeugen, so dualisiert, kommt das einem stoischen Verbleiben in der Höhle gleich und ist der Verzicht darauf, den Höhlenausgang überhaupt noch finden zu wollen, sich den Befreiungsweg vorzunehmen, sei es nur, um ihn zu untersuchen und dann darüber zu befinden, ob der Sinn zutage tritt, sich durch und für gebildete, kommunizierende und denkende Vernunftwelt aufzuschließen und diesen Geist in aufsteigenden Horizonteröffnungen bis hin zur Sonne der Weltvernunft hoch im eigenen Herausgefordertsein wirklich zu wissen und zu leben.

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