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PARTEI AUF DEM HEILIGENSOCKEL

BEZIEHUNGSWEISE

DIE PARTEI HAT IMMER RECHT

 

Philipp Amthor, ein dogmatischer Interpret, junge Unerfahrenheit. Für ihn die Guten: CDU, im Anspruch auf Urteilskraft: AfD und Linkspartei die Unvereinbaren, für die Union die Unberührbaren, Äquidistanz.

 

Mir ist keine antidemokratische FDGO-Agitation der Linkspartei bekannt, anders sieht es mit dem krassen Jagd-Aufruf der AfD aus, dann die Anknüpfung an die „blonde Bestie“ (Nietzsche) und Höckes Selbstidentifikation mit dem „Wolf“, der Schafe reißt und nicht das Schaf sein will.

 

AfD-Kritik für das Entdecken von Reflexen aus der nationalsozialistischen Zeit ist zu einfach. Auch die Übernahme der Blockflöten-CDU in die bundesdeutsche Union kann hier ausgelassen werden. Bei der unheiligen Selbstbeweihräucherung der Union ist anzusetzen, die mit dem Blick auf den konservativen Teil ihrer Mitglieder heikel ist und an Verdrängung leidet, wofür ‚konservativ‘ gestanden hat und auch noch unaufgearbeitet ist. Es geht in großer Zahl um die Angebräunten: Unerkannte, Mitläufer, Angepasste, die eine ‚Heimat‘ nach dem Krieg in der Union gefunden haben und der entlarvte Filbinger ist nur der spektakulärste Fall.

 

Auch heute noch, einer, sogar in der Funktion des Bundesverfassungspräsidenten: Hans-Georg Maaßen, ehemaliger Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, ein Nietzsche-Verehrer, der er durchaus sein dürfte, wäre ihm nicht eine besondere persönliche Integrität für Amt und Würden abzuverlangen gewesen. Er ist einer, der Union zugehörig, die keine Probleme mit seiner Zugehörigkeit hat, einen Bewunderer des Schriftstellers deutscher Brunnenvergiftung und diesen Entgleisten a posteriori nicht besser weiß.

 

Friedrich Nietzsches philosophischer Ruf ist zwar in kirchlicher Bedeutung verfemt, nicht jedoch in anderen gebildeten Kreisen des sogenannten Bürgertums, hineingesprenkelt in Medienwelt, Politik, Kunst und Philosophie. Nietzsche mit kleinem Zitat dient immer noch der affinen Selbstschmückung, um Eindruck zu machen. Es wird zur Überhöhung herausgelesen und vom Kontext abgeschnitten. Viele Geister haben daran gearbeitet, Prekäres derart im Stile von beeindruckender Camouflage und Witz zu verstecken, dass die abgrundtiefe Menschenverachtung zerredet und bis hin zur Komik gemildert wird. Vielleicht ist Nietzsches kriegerische Übermenschen-Ideologie die abhärtende Kost für einen Selbstherrlichen im Verfassungsschutz, der es mit nicht koscheren Dingen zu tun hat. Nicht nur, wer den Blick auf Parteisoldaten nimmt. Nicht mehr, die Partei hat immer Recht, so doch, gegen die anderen sind wir immer die Guten! Es spielt die Nazi-Technik des euphemistischen, verharmlosenden und zerstreuenden Sprachgebrauchs eine Rolle, mit dem die schlimmsten Dinge mit freundlichem Gesicht neu entdeckt, zerfasert, wie belanglos gesagt und abwegig unterhaltsam werden.

 

Ein Beispiel dazu liefert Ludger Lütgehaus mit der Aufweichung einer Nietzsche-Aussage: „Gehst du zu Frauen, vergiss die Peitsche nicht.“ Ein Lehrstück auf Verharmlosung und Irreführung, was den Umgang mit der nackten Wahrheit angeht, kann nicht besser auf so hohem Niveau ausfallen. Link

 

«Vergiss die Peitsche nicht!» | NZZ
www.nzz.ch › wer-steckt-hinter-dem-rat-in-nietzsches-zarathustra-bei...

 

Auch die Kultur-Redaktion der ‚Zeit‘ hat diesen genüsslichen Anreißer-Text einfach passieren lassen und kein Bedenken gehabt. Sozusagen ein Schlaglicht auf kulturelle Urteilskraft und den Kenntnisstand des Grundgesetzes. Für die Schweiz eher eine Nachwehe, noch an der Frauenemanzipation leidend und solcher Hohn- und Spottfantasie für die eigene Ego-Aufwertung bedürftig.

 

Um den spritzigen und wie seriös erklärenden Lütgehaus nicht auf den Leim zu gehen, ist es allerdings notwendig, im „Zarathustra“ das kleine Kapitelchen nachzulesen, im Original, um Nietzsche selbst ungefiltert sprechen zu lassen: „Von alten und jungen Weiblein“. Hilfreich für die Stichhaltigkeit und Einschlägigkeit muss nicht auch noch auf Johann Gottlieb Fichte zurückverwiesen werden, der über die vielgelesene ‚Unterwerfungstheorie‘ in Bezug auf Frauen staunen lässt. Das Näherliegende, die NS-Zeit, sie illustriert indes mit den Heiratsanzeigen einschlägig die Stellung der Frau als inferiores Objekt, eine Weise der Wertschätzung wie auf dem Pferdemarkt. Kurzum, Nietzsche ist einer, der das Gegenbild zum Wertekanon der FDGO verkörpert und nicht nur die Verächtlichkeit der Frau gegenüber arischem Mannesstolz positioniert hat.

 

Mir bleibt hier nur auf eine Auseinandersetzung mit ‚Nietzsche‘ zu verweisen, bei dem ich Belege für sogenannte ‚Leichen im Keller‘ gefunden habe, die ich bei Hegel, dem solche Leichen in seiner Philosophie behauptungsweise unterstellt worden sind, nämlich ein Ahnherr des Dritten Reiches gewesen zu sein, nicht gefunden habe. Zum hofierten ‚Nietzsche‘ zu wissen, was da hofiert wird, ist nach wie vor Sichtung und Aufklärung vonnöten. Es wäre nachzuforschen, wie viele Bundestagsabgeordnete noch heute Nietzsche unter ihren Büchern haben und an seinen provokativen Sätzen ihren Rückhalt für Selbstvergrößerung haben. Was damals funktioniert hat, funktioniert bei so manchen dieser Rückgratlosen im Verzicht auf eigenes Denken auch heute noch, seien die Krücke und der Rückhalt auch nur ein Parteibeschluss der Äquidistanz. Nicht zu vergessen, was über die Weitergabe des schlimmen Zeitgeistes durch die Familien gelaufen ist, es ist aufarbeitungslos geblieben, dem Einstellungswandel nachzuforschen. Der Hanauer Geistesgestörte hat verdrängte Vorläufer: „Jene ungeheure ‚Energie und Größe‘ zu gewinnen, um … durch Vernichtung von Millionen Missratener den zukünftigen Menschen zu gestalten und nicht zugrunde gehen an dem Leid, das man schafft und dessengleichen noch nie da war!“ (Nietzsche) Gewissensfrage, die der nackten Wahrheit: Fehlt nicht in den politischen Oberstübchen für das 'neue Gewinnen ungeheurer Energie und Größe' der notwendige Aufstand der Anständigen gegen den statthabenden „Antihumanismus“, der mit Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus heruntergedrückt, parzelliert und handlich und weniger selbstherausfordernd wird?

 

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