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Entwurf für Anstoßgebung
 

Kulturgeschichtliches Lessing-Projekt
 

      Teil II


        

Der schicksalhaften Verknotung auf der Spur

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### Wissenswert, dem kleinen und großen Opferaltar entgegen, als Auflösung der Frage nach der Ursache, darauf eine Antwort zu wissen, die dem Verstehen der Konflikte bezüglich der Zurechenbarkeit von Unrecht, Schuld und Anspruch auf Gerechtigkeit hilft und den Blick für den Vergleich beteiligter Seiten öffnet, dadurch die Unmittelbarkeit aufhebt, das Ganze der Teile im Verhalten zueinander vors Auge holt und vergleicht, nicht nur von der Überschau her, sondern höhenbestimmt übergreifend und  blickvertieft begründend, all das Trennende und Gemeinsame ins Licht holt, ob Orbit-Sicht, futuristischer Vorausblick oder historischer Rückblick. Von den Römern übernommen: Teile und herrsche! Es ist das, was auch die Natur lehrt, dass natürliche Gewalten durch Gegengewalten neutralisiert oder als sich aufreibende Kräfte in  bezweckte Spannung gebracht und gehalten werden können. Auf menschliche Auseinandersetzungen übertragen geht es um Sieg für je eigene Interessen und Werte.  Um sogleich geschichtlich auf britische Herrschaft in der Welt zu kommen, werden zu Herrschaftszwecken Gebilde von differenten Völkeranteilen künstlich zusammengebunden, dadurch in gegenläufige Spannung  gebracht, die das Herrschen vorteilhaft erleichtern und weltweiten Kolonialismus für Herrschaftsausübung begünstigt haben. Der Hinweis auf Afrikas Völkerverstümmelung durch willkürlich gezogene Gebietsgrenzen mag genügen.

 

So auch für ein britisches Kolonialgebiet mit palästinensischem Volk und einer jüdischen Restgruppe, für zionistische Homeland-Sehnsucht der Diaspora-Juden und Staatsgründung, regional einvernehmlich mit Frankreich, von der imperialen Interessenlage her, freigegeben. Dadurch einer heiklen europäischen Variante durch eine weitere deutsche Gebietsabtretung aufgrund der Shoa enthoben, sich mit eigenen antisemitischen Befindlichkeiten und Schuldverstrickungen unversehens auseinandersetzen zu müssen, den latenten Einstellungen und einem Reibestein, diesen in den europäischen Fokus geholt, der entzündlichen Ungewissheit solcher unvorteilhafter Bemühungen wegen entgegen. Sozusagen die polarisierende Ausstrahlungsgröße in die arabische Welt verschoben und im herrschaftlichen Denkstil der Zeit entsorgt. Das lokale Spannungsverhältnis, es wird mit der fremdbestimmten Implantierungsöffnung gegen das arabische Selbstgefühl für Solidarisierung und mittragende Unterstützung verkannt, gesteigert durch die große palästinensische Fluchtbewegung beziehungsweise Vertreibung in Nachbarregionen mit bleibender Lagerhaltung für den Tag der erkämpften Rückkehr ins eigene Land.  Das negative Herren-Gebilde mit einander fremden Volksanteilen, vorteilhaft zu kolonialem Zweck  zusammengebunden, um es durch gegenläufige Spannungen zu beherrschen, gerät zur Hypothek der Staatsgründung, als paradoxes Schicksalslos der beiden Bevölkerungsteile nicht für eine gütliche Verständigung gesehen, den Kampf gegeneinander um das Land in den Möglichkeiten füreinander zu überwinden. Aber den Kampf auch unterstützungsweise von außen gegeneinander bestärkt und eingebunden erfahren zu können, gilt es zu sehen. Die Steigerung zum Stellvertreterkrieg  mit ungleicher Unterstützungsmacht und Infragestellung, was im Grundtonus eigener Abhängigkeit der Positionierung, positiv oder negativ, von außen mitentschieden wird, allenthalben friedlos festgezurrt ist.

 

Dieses Denkmuster von ‚Teilen und Herrschen‘ gilt es festzuhalten, es ist das Gegenstück zum ignorierten universellen Vernunftvermögen. Füreinander statt Gegeneinander. Wichtig ist die Frage, das Hinterfragen: Wozu gut? Tatsächliches wie Denkbares. Das machtpolitisch erzeugte Spannungsverhältnis doch nicht gegen Rechtlosigkeit, Unterdrückung und Ausbeutung einer Seite gefragt! Sondern schon von Platon her das militaristische Polisdenken und von den Römern her im Vollzug. Festzuhalten das Denkbare: Platon hat keinen integrativen Frieden der Poleiswelt gedacht. Er hat die Zweischneidigkeit und Versuchung verkannt, die in der Vorwärtsverteidigung verharmlosender Ausdruck der davon ausgehenden  potenziellen Gefahr, also ein Verkennen der Versuchung und aufkommenden Heuchelei als Beteuerungsstrategem ist. Eine Hypothek auf die Jahrtausende. In der Zeit des Imperialismus und Kolonialismus für widerstreitende  Unterworfene die Variante, eher wohlgefällig auf den wohlwollenden Herrn und Richterstuhl hinaus, ein kolonialer Herr, der die ihn begünstigende Vermittlerrolle für Wohlverhalten nutzt, zu suggerieren versteht, dadurch bei ihm eher Gehör ausgestellt zu finden wie auch durch Vorteilsgewährung eine gewisse Anerkennung zu erhalten. In anderer Weise das gleiche Muster nicht nur vom Wohlverhalten zugunsten der Macht diktiert, sondern bei  Gleichberechtigung der Beteiligten auch Anstrengungsverhalten belohnungsweise. Vor langer, langer Zeit an nützlicher Lebensausbeutung orientiert, Wandlungsstufen der Sklaverei, in Steigerung von zunehmender Unentbehrlichkeit lebensrechtlich geregelt, danach einer Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz auf lange, lange Zeit in Bezug auf herrschaftlicher Ebene solcher Interessenverfolgung  entgegen, ob autokratisch, plutokratisch, oligarchisch oder  digital manipulativ auf Marionettendemokratie hinaus. Camouflage der Varianten der Eindimensionalität. Jeweils und in Summe ein Problem der Selbsterkenntnis, nach innen und außen, an der Vernunft, an der herausgeforderten Weltvernunft vorbei.

 

Ein  bedeutsamer Schritt gehört dem Denkmuster von ‚Ausrichten und Gewinnen‘ an, bekannter als Wetteifer wie auch Wettbewerb. Dieses Denkmuster scheint nach Startschwierigkeiten für den Erfolg zu stehen, scheint also vielversprechend zu sein und mit der Gewinnerbelohnung Menschen anzureizen. Es  kann zunehmend viele Sieger prämieren und auf Sichtbarkeit verweisen, sogar auch Beitragende und  Beteiligte des Bedingungsfeldes, die von den Gewinnern profitieren. . Die Frage scheint sich nicht mehr zu stellen, ob denn letztendlich alle einbezogen werden, aus dem Schatten heraustreten und daran teilhaben können, auch bei Win-Win-Umstellung kein wirkliches Lösungsmodell, vorstellungskräftiger, was Antwort auf das Wozu und Versprechen auf Wohlstand für alle geheißen hat, menschheitlich als Fortschrittssegen fortgedacht, wirklich jedoch ein Leben in der Diskrepanz der Ungleichheit von Reichtum und Armut spielregelgemäß bedeutet – für Wettbewerbsverlierer und den bleibenden Rest des Bodensatzes die Armut! Lazarus und die Luxurierenden. Weder Versprechungen auf den Himmel noch paradiesische Aussichten der zu Heldenmut Geköderten vermögen als Phantasmagorien vor dem Verstand und der Vernunft in reeller Vollziehbarkeit zu bestehen.

 

Das absolute Denken hat den anleitenden Begriff für Vorhaben wie auch Korrektur für die tatsächliche Lebenswirklichkeit der Wahrheit gemäß durch und für den Verstandes- wie Vernunftgebrauch als weltweit möglich eingespielt, auf welcher Stufe und Ebene auch immer. Orientierung für Besonnenheit im Handeln leistet das Vernunftvermögen jeweils auf entsprechender Ebene als ganzheitliche Übereinstimmung der Teile in Wahrheit. Und zwar der Einseitigkeit entgegen, sei es objektiv wirtschaftsbezogen, Ausgeschiedene im Wettbewerb und subjektiv gesellschaftsbezogen, Abhängige(s) von wirtschaftlicher Verselbstständigung gegen gesellschaftlichen Anspruch betroffen, also gestörte Ausbalancierung des Ermöglichenden und Erbringenden und umgekehrt seitenbezüglich. Dementsprechend beidseitig ausgewogen für den Fortbestand zu regeln, und zwar kategorial als differenzierte Verhältnisgerechtigkeit der Teile im Unterschied.  Diese gegenseitige Korrelation für das staatlich Allgemeine als diese spezifisch aufgegebene Handlungsgröße ist verzahnt zu denken, vertikal wie horizontal, jeweils unterfangend und übergreifend, kohärent bezüglich der Berechtigungen und Verpflichtungen im Verbund der Stufen und Ebenen des Weltganzen, als universell durchgängiges Vernunftmuster, den Einseitigkeiten mit eingesponnenem Nabelschaudenken gegen andere entgegen, die aktuell plötzlich mit wehrpolitischen Betrachtungen in den Szenarien Sichtbarkeit einer negativen Dialektik von „Schlagen und Heilen“ (Blumenberg) in den Blick bekommen. Wie im Schachspiel, die eigene Konstellation in Möglichkeiten und Grenzen zu wissen und sich den Kopf zerbrechen müssen, sich nicht weniger gegnerisch auszukennen und in Notwendigkeiten, Möglichkeiten und Schwächen hineinversetzen zu können. Das Ganze im Antritt gegeneinander, leider auf Sieg der besten Seite aus, einer Spiegelregel für kooperativen Erfolg entgegen, getragen vom Denkansatz der ‚verkehrten Welt‘. Diese im gegenwärtigen Denken noch immer nicht angekommen: Stellung der nördlichen und südlichen Hemisphäre, ihrer beiden gegenläufigen Jahreszeiten, als gedoppelte Wirklichkeit ihrer Einheit der Polarität zu begreifen, wie den Menschen selbst, als Teil der Natur, in ihrer Gesetzmäßigkeit, als Mann und Frau. Ein durchgängiges Denkmuster. Und nicht angekommen. Stattdessen durchgängige Schieflage. Eindimensionales Denken. Dem blauen Planeten, vorgewarnt, brandgefährlich geworden. So die gegenwärtige bittere Weltlage in der Datenanarchie, eine Herausforderung, wie der Wettkampf um die erste Mondlandung! Nicht weniger die Herausforderung, als Weltgemeinschaft durch digitale Datenerfassung des anarchischen Weltganzen bezüglich der Lebensbedingungen sehend, für objektive Problemkomplexe Alternativen und für subjektive Konfliktlagen Kompensationen  und für lebenswerte Überlebensbestimmungen wegweisend handlungsfähig zu werden, toxischen Wucherungen in verinnerlichte Traumen und Mentalitäten der Hasserzeugungen  hinein entgegen.

 

 

Informativ wäre es, von den Verantwortlichen deutscher Politik im Sinne einer Stichprobe zu wissen, ob und was diese Spitzen aus der höheren Schulbildung oder anderswie von der Lessing’schen Ringparabel mit in die Politik eingebracht und für eine weltbürgerliche Stoßrichtung als deutsche Verpflichtung des Staates, insbesondere von der Holokaust-Vergangenheit her, für den eigenen Beitrag bezüglich der weltweiten Humanitätsgeltung gesehen haben, wodurch doch erst Würde, Wert und Lebensrecht Verbürgung und Schutz finden kann!? Auch die Einschätzung ist von Interesse, ob und wie die enkulturativen Aufarbeitungen einer ethischen Fundierung und Kultivierung des Selbstbewusstseins genügend gewesen oder ob sie nach dem arischen Größenwahn ersatzlos, aufklärungslos, unspezifisch geblieben sind.  Es geht, was Menschenliebe heißt, zuvörderst um das Weltkind im Schoße menschlicher Geborgenheit und um erste zwischenmenschliche Prägungen, die das Zusammenspiel strukturieren, modalisieren und ausrichten. Unmenschliche Perversionen fallen nicht vom Himmel, gehen auf frühkindliches Erleben zurück, wie die Menschwerdung der ersten Lebenszeit begonnen hat, wo in Begegnungen nicht Liebe geweckt, sondern Hass vom Widerfahrenen und Quälenden ausgelöst worden ist. Klar, nicht nur, auch traumatische Kriegsauswirkungen ganzer Völker und Regionen mit eingebrannter Unmenschlichkeit sind ursachenrelevant.  Insbesondere geht es um die neue Sicht auf den Lebensbeginn, als Hoffnungsstrahl durch das Krippenkind geworden, in Liebe das Licht der Welt  erblickt zu haben und aufwachsen können. Lebenswelt und Lebensgeleit. Elterlich auf den Weg gebracht, Vorbildliches und Spielerisches erlebt. Im Lernen voneinander und unermüdlichem Ausprobieren können, um den wohlgefälligen Akkord bemüht, ins Leben hinein. Nicht weniger geht es um die Erwachsenen selbst, von prägenden Einflüssen in jener Zeit auf sich selbst und in ihrer reflexhaften Fortwirkung zu gewahren und abzustellen. Schon jetzt abzusehen, was die Region Nahost und Mittelost, traumatisch hochbelastet, zum Ausleben bringen wird. Es geht darum, dass Gesetz fortgesetzter Wechselwirkungen und das Laufenlassen von Hypotheken zu durchbrechen. Vergleichbar den Traumatisierten aus dem I. Weltkrieg, die den II. Weltkrieg und das Völkermorden in eine Höllenwelt des mitmenschlichen Umgangs verwandelt haben. Erinnerungen an die Zukunft gelten schon jetzt! Und Lessing ist fürs Monitoring von Fortschritt und Rückschritt zugehörig zu erkennen.

 

Von der Wichtigkeit her angespielt, sei es die Frauenrolle hier und die Männerrolle da. Eine Platzhalterfunktion für das Frauenbild nehmen Recha, die schöne, kluge Seele, noch nicht exponiert ein, Daja, in begrenzter Lebenswirklichkeit gefangen, Sittah, sichtbare Anmutung, ebenbürtig als Regentin, jedoch ohne geregelten Geschäftsbereich. Anknüpfungspunkte für Vergleich und Wetteifer, wie kreativ und inspirierend sich das Leben der Frauenwelt zeigt, zeigen müsste, um vor Gott und den Menschen angenehm zu machen. Weniger eine Frage an die Frauen: Schläge, Peitschenhiebe, Vergewaltigung, Säureattentate, Beschneidungsriten sprechen eine andere Sprache in die Männerwelt hinein. Lessings Frauenbild als Gegenbild lässt aufhorchen, spricht indirekt gegen die schaurigen Hexenprozesse, Wahnvorstellungen und Klassifikationen. Die Frau als inferiores Wesen für Abreaktionsbedarf.

 

Im Kontrast dazu die männliche Platzhalterfunktion für Vergleich und Wetteifer, sich vor Gott und den Menschen angenehm zu erweisen und Anerkennung zu finden: Von der geistigen Lebenswirklichkeit her geht diese an Nathan in weltbewanderter Weisheit, vermittlungsweise unbestimmt, nicht mehr friedlos gegeneinander, sondern dahin, friedlich zusammenzuwirken, gewaltenteilig, um das Beste aller als Urteil über sich zu bewerkstelligen,  von der Herrscherfunktion her  an Saladin, der kriegerisch das Gute als Lösung will, es nicht allen bringt, stets auf mehr Opfer zurückschaut und nach vorn steigende Unzufriedenheit gewahrt, in der Schleife gefangen, vom Tempelritter her, ein Hoffnungsfunke auf den ersten Schritt und gegen die Torheit und den jugendlichen Leichtsinn im Spiel mit dem Tod und dem Heldenglanz mit Gefangenschaft, bitteren Verstümmelungen und elendem Leben entgegen, ein Tempelritter, vom Zufall und eher als Ausnahme vorm bitteren Schicksalslos bewahrt, einer,  der nun zum Eingeständnis mörderischer Kriegsbarbarei in fremden Land und den berührenden und lebensverändernden Funken der Liebe und Zuneigung, zur noch unerkannten Schwester, gefunden hat. Zum Patriarchen, als Kältepol der veranstalteten Furcht vor dem Herrn, später.

 

Menschenliebe als das Wichtigste, sie fehlt, deutet sich ahnungsweise an, leuchtet nicht wirklich berührend auf. Selbst nach einem dritten geschichtlichen Monitoring der Religionen im ausgerufenen Wettstreit herrschte immer noch zu viel vernunftloser Männerverein in Religion und Institutionen der Herrschaft, dem evolutionären Schöpfungsmodell im Zusammenspiel von Mann und Frau entgegen, biblisch ins Spiel gebracht, diesem geschichtlich zu erkennenden Urmodell der Vernunft vom Ganzen der Teile als Erfahrungsquelle, in Wichtigkeit nicht weniger als die Nachhilfe durch Psychologie des Kindes und Sozialpsychologie im zwischenmenschlichen Beziehungsgeflecht wie auch die wertschätzende Völkerpsychologie in Bezug auf die ausgebildete Staatenwelt und ihre vorgängigen Kulturkreise  – für Sehepunkte der Achtsamkeit, was wechselseitig das subjektive Erleben, Erfahren wie auch Denken und Bedenken nach vorn angeht, in Notwendigkeit und Möglichkeiten einzubringen. Im Zug der Globalisierung ist die Arroganz der Schlagseite eines lebendigen Wissens bezüglich anderer in der Welt auffällig und wenn schon aufmerksamer und blickintensiver, dann als Negativwahrnehmung oder kurzschlüssig interessiert zu eigenem Vorteil einseitig, gefährlich oder auch blind. Auch Parlamentarierwissen in Spitzenverantwortung gehört auf den Prüfstand für ein authentisch charakteristisches Wissen voneinander oder kennen sie nur sich und ihre Ambitionen? Wissen die Verantwortlichen, was sie entscheiden und tun, wie sie sich geben und verhalten, haltungsbewusst? Nicht, ich der Herr, du, der Klempner, bestenfalls mein Diener!

 

Nicht aus der Welt, was den Wolf im Schafspelz angeht. Als religiöser Würdenträger der Patriarch, der im zweihundertjährigen Vorlauf mit Lessing’scher Sicht auf Platzhalterrelevanz, die Hochlaufphase der Hexenprozesse gerade überwunden und im Rücken und in Anknüpfung daran schon das fixe Urteil ausgerufen und dieses den Patriarchen als Brandopfer hat aussagen lassen: Der Jude wird verbrannt! In der Konstellation der Hauptfiguren ist der Patriarch der Antipode zu Nathan. Für den Leser in der Wahrnehmung der Antagonist, die negative Gegenkraft, die den Protagonisten in der Dramaturgie mit katastrophischem Ausgang bedroht. Jedoch diese konstellative Vorzeichnung spiegelt nur die überkommene Grundstruktur wider, von Lessing als Überlieferung in der Unwahrheit befunden, eine Überlieferungslehre, der die Überwindung angesagt ist, den Widerstreit von Gut und Böse zu beenden. Den Lösungsansatz eröffnet Lessing in der Ringparabel, die bis dato von all den Interpreten als Vorzeichnung, für eine neue Lesart komplett verkannt wird und auf das Dual, auf den Dualismus von Gut und Böse zurückgebunden wird. Das angespielte Lösungsmodell der Tribalance unerkannt. Nun kämpfen die Guten mit den neuen Werten der Toleranz, der Humanität und dem ‚ehernen‘ Erziehungsfortschritt gegen die Bösen und das Böse. Jenseits von Selbstkritik.  Was ist da missverstanden worden, hat die Kraft des Denkens in den Köpfen durchkreuzt und immer wieder mit ungezählten guten Gründen an der Eindimensionalität, dem Rollenwechsel von Gut und Böse, dem Fortbestehen der eindimensionalen Schieflage festhalten lassen?

 

Der Lösungsschlüssel ist im Zusammengriff der drei rivalisierenden Monotheismen zu suchen und zu finden. Drei Religionsstifter stehen in Reihenfolge über geschichtliche Zeiten hinweg miteinander in Verbindung. Drei Menschen, die mit Gott in Kontakt gestanden und als seine Stimme göttliche Weisungen ihrem Lebenskreis vorgegeben haben. Immer ein und derselbe Gott mit Botschaften auf neuer Höhe. Vaterbegründet der Traum einer großen Lebensgemeinschaft, vom Menschensohn her eine neubegründete Wahrheitsebene für alle, von opferbereiten Botschaftsbringern und Blutzeugen hin zu kriegsbereiter Nachhilfe gegen Widersacher und Störrische. Und je nach Religionsstifter mit Anspruch auf denselben Gott! Lessings Ausgangsposition für die neue Lesart der drei Friedlosen für Erziehbarkeit im Geist der Aufklärungszeit, die auf Gewaltenteilung im weltlichen Herrschaftsraum erkannt hat und unterschwellig im friedlosen Gegeneinander der Religionsansprüche menschlichen Despotismus und Tyrannei mit gutem Gewissen wiedererkannt hat. Im Licht des Denkvermögens, anders lässt sich die planetarische Lebensgemeinschaft nicht für alle gewaltenteilig  lebenswert und lebenswürdig in den Fokus des vernunftbegabten Handelns für ganzheitliche Übereinstimmung der Teile in Wahrheit bringen, tut sich diese neue Herausforderung für Verantwortliche und nicht weniger auch für die Verantworteten auf, ebenso verantwortlich für ihre in Verantwortung Gesetzten!

 

Es geht um koinzidentielle Einheit der Exposition in der Gewaltenteilung durch den Bezugspunkt (Gott) für eine ‚plastische‘  Lebensstimmigkeit der Teile, ideell und instrumentell sichergestellt durch den logischen Schluss in concreto und abstracto: ‚Wenn zwei Dinge oder Bestimmungen einem Dritten gleich sind, so sind sie unter sich gleich.‘ (Hegel) Ob Religion oder Politik, die verantwortlichen Akteure müssen runter vom hohen Ross der Überheblichkeit und sich den Widersprüchen, Verwicklungen und dem Widerstreit stellen, um in den menschlichen Dingen und Bestimmungen die ganzheitliche Übereinstimmung der Teile in Wahrheit herzustellen. Und zwar all das, was sie je für sich bisher ohne Seitenblick  und andere Möglichkeiten zu unterschiedlichen Lebensformen gebracht haben.  Den Erinnerungsakten ist der göttlich inspirierte und weltöffentlich kommunizierte Erwartungsakt den hoheitlichen Partizipanten der neuen gemeinsamen intelligiblen Lebenswelt von der planetarischen Lebensbedingung her hinzuzufügen, und zwar der Tribalance fortschrittsgemäß.

 

Der Mensch als Ebenbild Gottes, von daher mit dem Gattungsmerkmal vernunftbegabter Lebewesen ausgestattet, um in Übereinstimmung zusammenwirken zu können: Wie sind also die Stellvertreterfiguren und Repräsentanten der Lebenskreise zu erkennen, liefern sie das vernunftbegabte Beispiel einer Tribalance-Vorstellung der Lebenskreise im Zusammenspiel, vor Gott und den Menschen gefällig? Die Erzeugung eines hoffnungsvollen Aufbruchs von Zeit zu Zeit ist nicht ausgeschlossen, doch der Anschein eines ganzheitlichen Neubeginns hat getrogen, das hoffnungsvolle Momentum ist verflogen, schon viele Mal.  Der Schein ist nicht Wirklichkeit geworden. Es besteht erneut wieder Dringlichkeit. Es geht um Authentizität durch umkehrbare Selbstbetroffenheit und Selbstzumutung. Anders gefragt: Wo denn nicht edelmütig, sondern je nachdem um Machtbesessenheit, Besitzversessenheit, Ehrgeiz und Eitelkeit?

 

Die Zeit drängt. Ein ansteckender Gedanke der Einsicht vermag viel, aber für raumzeitliche Realisation kann er die physikalischen Gesetze für Zeiten der Verwirklichung nicht außer Kraft setzen. Bringen wir unverzüglich die Bestimmungen gegen Zähklebrigkeit auf den Weg, ordnen und bereiten wir uns auf die zeitbedingten Dinge vor, öffnen uns und tragen zum Gelingen bei, Schritt für Schritt, nicht durch Zuwarten, einer auf den anderen, die Lage verschärfend, die uns überfordert und schlussendlich scheitern lassen kann?! Weck- und Warnrufe sind schon mit Blick auf den gegenwärtigen Klimawandel eingegangen und lassen mit Blick darauf, was alles vor den elementaren Lebensbedingungen aller  noch wichtiger sein kann, daran zweifeln, ob der Kampf gegen die Zeit für Besinnung und einträchtiges Vernunfthandeln wie gesteigerte Stoßkraft gewonnen werden kann! Es kommt auf Maß und Ziel an, auf Priorisierung den Vermögenskräften gemäß, nicht auf Eitelkeit und Rollentribut im großen Spiel. Revolutionieren wir nicht verantwortungslos die digitale Dimension, der nuklearen vergleichbar, die einer weltgemeinschaftlichen Verantwortung und Zähmung entglitten ist, so nun auch KI, anarchistisch losgetreten, die durch Neo-Tyrannei schicksalsbestimmend uns über den Kopf wachsen  wird, zu neuer Schieflage ihrer Verteidiger des Besitzstandes und Gegner einer losgelassenen Missbrauchsgefahr?!  Immer wichtig: Wer sind wir, wie ordnen wir uns ein, in welchem Rahmen mit unseren Vermögenskräften. Sind wir nicht ständig auf der Flucht vor den selbstgeschaffenen Zugzwängen einer unhaltbaren und sich beschleunigenden Wachstumsspirale in zu engem und einschnürendem Kleid und schaffen Selbstüberholung und Abstimmung im Ordnungsganzen nicht mehr? Viele Gewinner, noch mehr Verlierer.

 

Im Übrigen: Der Nathan-Klassiker wäre heute mehr denn je eine zu fördernde Projektidee in Richtung einer zu betreibenden und berührenden Kultivierung wert, seine kleine Lektüre der Weisheitsidee für junge Leser in sprachlicher Überarbeitung schlicht und einfach, relevant lesbar, nach wie vor das Wünschbare! Und zwar als Format wie in englischsprachiger Reihe auch einem  Shakespeare in guter Lesbarkeit nah: Easy English. Im Französischen ebenso beispielsweise einem Voltaire im Format: Francais Facile. Leichtes Deutsch für die meisten interessanten wie klassischen Stücke von Bedeutung: Fehlanzeige! Nicht einmal Lessings aufgeflammte Relevanz der Religionsfrage hat es vermocht, ihn mit dem Lehrstück der Ringparabel ethisch und historisch aufzugreifen und für Würde, Wert und Menschenwürde in den Horizont universellen Menschentums zu rücken, ja, auch für Vernunftanrufung  im Kleinen und Großen zu popularisieren. Dem Oberammergauer Passionsspiel vergleichbar, Lessings Werk, ihm zu Ehren, es sollte nicht weniger als Aufklärungsstück weltweit einschlägig sein, mit einem Monitoring der geschichtlichen Zwischenbilanzen die Herausgeforderten zu Gehör und Rechenschaft bringen, der Menschenwelt  zum Besten. Der dreimalige Ausfall eines geschichtlichen Monitorings muss die Lessing-Interpreten beschämen, insonderheit die geschichtliche Indifferenz, jüngst, den Geist der Lebenswelt, kurzsichtig, ein Deutschland mit Rehabilitationsphase der Nachkriegszeit, mit Stolz auf die neue Verfassungsurkunde selbstbelobigend bekundet. Das alltägliche Grauen hinter sich gelassen, distanziert, nicht dekuvriert, wie ahnungslos neuen Versuchungen von unverdächtiger Selbstanfälligkeit entgegen. Schon gar nicht selbstkritisch irritiert, dass selbst langlebiger Stolz anderer auch auf ehrende Verfassungsurkunden längst nicht mehr durch Übereinstimmung von Anspruch und Wirklichkeit gedeckt ist.

 

Sogar die Denkbarkeit deutet sich schon an, dass alle drei Ringe echt sein können, sein müssen und erst im Zusammenwirken die notwendige Kraft entfalten können. Ein Blick in die Geschichte jedoch lehrt  das Gegenteil einer solchen Entwicklungssicht. Er lässt in fortschreitender Steigerung fürchterlicher Kriegsgewalt kein gutes Ende erkennen, sondern negative Dialektik des einen gegen den anderen und umgekehrt. Es müssten gar gegenwärtig die Alarmglocken schrillen. Das Grundübel entspringt dem ungeklärten Menschenbegriff, der er erst als Einheit der Zweiheit ist: Mann und Frau, als ausbalanciertes Zusammenspiel in der Lebensvermittlung, Arbeitsteilung und Kommunikation. Was die weltweite Schieflage im Geschlechtsverhältnis betrifft, so ist sie  als durchlaufender Webfehler im Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft, ebenso weltwirtschaftlich und weltgesellschaftlich wie auch im Verhältnis von Natur und Menschheit dysfunktional und diskriminierend anzutreffen, als das, was negative Dialektik ans Ende aller Dinge fortspringen lässt. Was springt als nächster Wahn mit Ansteckungsgefahr aus der Kiste, sieht vernachlässigte Urteilskraft für vernünftige Kommunikationsfähigkeit in Wiederholung erliegen,  den Rattenfängern der Stimmungen, Klicks und Straße.

 

Es geht nicht mehr um sogenannte Plagen und Geißeln aus vormaliger Zeit. Es geht um Hybris, der Intelligenten und der Dummköpfe,  um nukleare Verselbstständigung, unverhandelbare Naturabhängigkeiten, Einbrüche der verwickelten Lebensbedingungen, Absturz in  Kakophonie, von vernunftbezeugender Sachlichkeit und urteilsfähiger Stichhaltigkeit in trag- und bewältigungsfähiger Beherrschbarkeit: Letzteres ohne Überzeugungskraft.  Das ohne kriegerischen Aderlass, dieser schon jetzt weit entfernt vom planetarischen Vabanquespiel im Klimawandel. Von der Handlungsebene der Verantwortlichen, diese wie  isolated from the context, mehr oder weniger kontextblind wie ignorant, die bestehenden Einsichten wie Auswirkungen der Folgen verhältnisgerecht denken und in Anschlag bringen zu wollen, der schiefen Ebene entgegen. Verluste, nicht nur für die Abgehängten und Verlierer, auch der ausgeschlagenen Chancenöffnung gegenüber. Der Blick auf die weltweit zersplitterte Geisteslage lässt wenig hoffen. Das Rennen gegen die Zeit hat schon eingesetzt. Die Toleranzspannen für das Zusammenspiel der Menschen in der Staatenwelt sind bis hin  auf einen kläglichen Rest weggeschrumpft, um mit dem Glück der Tüchtigen und den unsichtbaren Helfern in Bezug auf technische Wundergläubigkeit den Krampf der Unfähigen und der begrenzten Zahl der Tüchtigen und Kompetenten in den Religionen und der Politik Rückstände für das rettende Ufer oder einer neuen Entspannungslage  wettzumachen.

 

Für die deutsche Problem- und Herausforderungslage überfordert der Bedarf an hochqualifiziertem Fachpersonal die Vermögensgröße der Bundesrepublik in den unveränderten Strukturen.  Der substanzverlustige Leistungsehrgeiz kommt der Raumfahrt gleich. Nicht jeder Staat kann sich diese leisten.  Es geht nicht nur um Geld. Ein Bündel an Faktoren gäbe es zu bedenken. Das was Deutschland einmal war, ist nicht mehr, wird für sich rückmeldende Ambitionen nicht mehr sein. Die neue Bescheidenheit und zugleich Öffnung auf Europa hin ohne falschen Ehrgeiz ist noch nicht eingekehrt, für mehr europäische Gemeinsamkeit den Opferwillen und nicht bloß die genehme Vorteilsmehrung zu kennen, wenn schon, dann wirklich für alle. Ereignet hat sich ein unmittelbarer Zeitenbruch, der noch längst nicht den Weg für eine gewachsene Verständigkeit in die Köpfe gefunden hat, aber durch Selbstüberschätzung der Bevölkerung ein falsches Bewusstsein von Weltbedeutung für eigenes Anspruchsdenken zu genährt hat. Wahrheitslos in der Breite widerfahren ist und wo nicht, medialer Desorientierung ausgesetzt worden ist  Das Wichtigste ist ungesagt geblieben, überspielt worden. Die ignorierte Statik des Ganzen, ihre Unberechenbarkeit, nur negativ durch Lebenseinsatz für Todesbereitschaft gesichert, nicht ebenso zwingend für Versprechungen auf das Leben selbst, insofern es angesichts der vielen  Brüche, Erfahrungen und Widersprüche ohne allseitige Eingeständnisse, Änderungsbereitschaft und Selbstbezwingung keine gemeinschaftlichen Konzepte, Vorlagen und Rezepte für eine tragfähig auszurichtende Gesamtlage, noch von Schieflage bestimmt, gibt, um aus den lebensgefährlichen Irrungen und Wirrungen, von vielstimmigen Wasserstandsmeldungen begleitet, gerade ausgesprochen und schon veraltet, herauszufinden.

 

Es wäre schön, lehrte die Geschichte anderes, als sich, zur Entscheidung herausgefordert, kriegerisch aus verselbstständigter Unberechenbarkeit gegeneinander auf ein einhegungsfähiges Grundgerüst zurückkämpfen zu müssen, um nicht beidseitig zunächst fürchten zu müssen, wer wem sich zu beugen und anzupassen hat, welche Macht und welche Weisheit gilt. In dieser Logik befindet sich die konstellative Weltlage, abfragbar aktuelle und potenzielle Kontrahenten unter dem Damoklesschwert, konventionell und/oder nuklear, verbissen oder fadenziehend, beweglich oder begrenzt, rivalisierend und/oder konkurrierend, dominierend oder partnerschaftlich. Witzig, auf weltpolitischer Ebene vieler Gefährdungen in subalterner Staatenwelt mehr als Vorsicht, kluges Selbstverhalten und vernünftige Verlässlichkeit in der Weltordnung einzufordern. Wer seine Grenzen verkennt, scheitert, mehrt das Übel.

 

Selbstbewusstsein, hegelsch aufgegriffen, es ist tragisch gescheitert, ob der am Kreuz oder die vielen, Märtyrer oder Helden oder sich Aufopfernde geheißen. Weltlich gesehen, geht es um jene in Freiheit, die sich als Gleiche erkennen und in ihrem Wort anerkennen, sozusagen modern gefasst, partnerschaftlich Verbundene. Von Hegel als gescheitertes Selbstbewusstsein, als unglückliches Bewusstsein festgehalten. Der Wortbruch als Partnerschaftsbruch und umgekehrt, als Erfahrungslehre für Gewinnung und Anwendung der Vernunft, hinauf zu Staatserscheinungen und dem Staatswesen, sich erfassend und verfassend als Staatswirklichkeit und dem zugehörig auftretenden Selbstbewusstsein, vom Dilemma des gegebenen wie des beanspruchten Worts ereilt: Unversöhnlich nach außen, unglücklich nach innen dieses und umgekehrt jenes, den Stachel verspürend. Es gehört dem Wissen an: Auch Selbstbewusstsein kann sich verfehlen, gänzlich und verhängnisvoll in die Irre gehen, nicht allein, wir stehen alle miteinander in Wechselwirkung und bedürfen wechselseitiger Selbstprüfung und Selbstverbesserung! Schon gar nicht auftrumpfend einseitig, jene, die  sich hoch und hehr vermeinen, sich selbstkritischer Prüfung entraten, die am meisten!

 

Aus Dilemmata, himmelhoch, unübersteigbar Trennendes, von Menschen über Menschen gebracht, als Schicksal erlitten, führt eine wichtige Einsicht Hegels über eine weichenstellende Begebenheit aus Schieflage und Unüberbrückbarkeit konträrer Wahrnehmungsweisen heraus. In der „Phänomenologie des Geistes“ eingebracht, die den unmittelbaren Reaktionen der Demütigung und Vertreibung hier und der Unfassbarkeit eines gleichgültig und respektlos  belassenen Weltverbrechens da Chance bieten würde,  die unmittelbar zum Zusammenleben Verfügten sehend zu machen und sie  nicht mehr gegeneinander anrennen und ausrasten zu lassen, blind einem unverstandenen Reiz-Reaktion-Muster in Wechselwirkung folgend. Die dramatische Kunst ist da gefragt, Dichtung und Wahrheit einander in der wesentlichen Aussagekraft zu erschließen und hat auch die tatsächliche Gestalt des berührenden Beispiels weltöffentlich gefunden: Auschwitz und Kniebeuge. „Das Böse und die Verzeihung.“ Zum Weltkonflikt im Kleinen: Häufig genug im Nachhinein die Entdeckung einer nichtdurchschauten Konfrontation und Kollision durch Fehleinschätzung erlegen gewesen zu sein, die vom neuen Wissensstand her geschichtlich problematische Einstellungen modifiziert hätten.

 

Es mag sich nach Kinderbuch anhören. Aber von Demutsgeste getragen, nicht um den Eröffnungsschritt verlegen, kann gegen Verhärtung der durchzuckende Impuls ein zaghaftes Einschwingen auslösen und tragende Kraft entwickeln. Schon anzumerken, dass im Rückblick nicht mehr die Naivität des Nicht-gewusst-Haben in unmittelbarer Überforderung gelten kann, sondern das Gelten von unabweisbarem Innehalten für Wissen können und müssen:

 

 Sorry, einzuräumen, die vermeintlich beste Lösung, die der Behauptung und kriegerischen Landnahme,  war übel! 

Sorry, Kampf um machtpolitisch zuerkanntes Homeland nach solcher Mordsgeschichte drängt sich auf, ist durchaus nachvollziehbar!

 Sorry, verständlich die kriegsauslösende Verlustreaktion auf solche beraubende  Platzrechtschleifung! 

 Okay, wie kriegen wir vernünftig selbst eine gute Lösung aus der vorherigen üblen Verfügung des kolonialen Herrn und anderer Einflussbetreiber hin?

Okay, lass uns innehalten und überlegen, worin wir übereinstimmen, dass wir noch nicht in Gänze übereinstimmen, um nun eine ausgewogen gemeinsame, lebenswerte Zukunft auszurichten und auf den Weg zu bringen! Wie vereinbaren wir uns dazu für den nächsten Folgeschritt, um das hinzubekommen?

 

Der Verharmlosung entgegen, was als Kriegsverbrechen und Terrorismus gilt, sei es vom Völkerrecht her wie auch von fortschreitender Verrechtlichung der Welt und von Zusammenschlüssen und weiteren Beitritten her, bleibt es für Ahndung und Konsequenzen dabei, den geltenden Regeln und der Schwere der Verbrechen gemäß der Gerechtigkeit Anerkennung zu verschaffen! Der Krieg beendet nicht Ahndung und Beweiserbringung. Es geht um Menschenwürde, die nicht ohne weltweite Leitorientierung einer erwartbaren Anspruchsgröße, den verfeinerten und stilbildenden Lebensformen durch und für eine gelungene grundlegende Zivilisierung, ihrer Wertschätzung und Verbundenheit in die Welt hinein entbehren kann, also maßstäblich wirkt, wie auch ein wechselseitiges Erkennen im Lächeln weltweit wirkt.

 

Lessings Gedanken begreifen, um zu verstehen, worum es geht: Es geht um die Kernbotschaft der Ringparabel in Bezug die geistigen Handlungsmittelpunkte, deren drei als Ganzheit je für sich eingestellt sind, eher gegeneinander denn füreinander,  dergestalt als gemeingefährliches Zusammenspiel auf der Erde existieren, aber in Bezug aufeinander und miteinander abgestimmt befriedet und friedensförderlich beispielgebend zu leben vermöchten. Wie geht das? Lessing entthront selbstherrliche  Einzigkeit gegeneinander, den Anspruch auf einen vermeinten Gott, er bindet auf das allen gemeinsame Gotteslicht der Vernunft als göttlichen Anknüpfungspunkt für einträchtiges wetteiferndes Leben und Streben zurück, das zum Fortschrittsmotor der Selbstveränderung zum Besseren ‚aus sich‘ wie auch aus dem ‚Lernen voneinander‘ wird, in jeweiliger Gemeinschaft verständig und vernünftig, und zwar durch die von der Toleranz verträglich ermöglichte und beachtete Koexistenz der durch Gattungsliebe und Gattungsvernunft allseits Zusammengehörigen. Was lässt sich nicht alles dem menschlichen Körper in den gegebenen Weisen abgucken, um zu einer sinnvollen und handlungsmächtigen Weltstruktur Hilfestellung zu finden und das Geschenk dazu, gemeinschaftlich die Vorstellungskräfte zu betätigen, um im Weltverständnis neue Zugänge einvernehmlich und selbsterfüllend zu gewinnen. Sind die großen Zusammenhänge des Weltganzen in den Handlungsbereichen der Rationalitätsfrage zugänglich, in sich erschlossen und interaktionsfähig? Mit bloß buntscheckiger Medienpräsentation nicht.

 

Ohne Verstand, in welcher Spezifität und Einkleidung auch immer, greift keine Vernunft, hängt sie wie ahnungsvolles Schwebegebilde traumhaft in der Luft, impulshaft, nicht näher fassbar, im Zugreifen wollen wie eine Seifenblase platzend, schon zerronnen. Hegel spricht vom Vernunftinstinkt, der noch ohne arbeitenden Verstand und einer Verständigung von Geist zu Geist blind und ahnungsweise umhertappt, signalhaft. Auf dieser Ebene ist das vernunftlose Geistesleben von spontanen Einfällen, Vermutungen und Suggestionen zu befürchten, ob medial, politisch, wissenschaftlich, von kreativ, religiös und/oder von freigeistig überhaupt nicht zu reden. Es scheitert Vernunftanrufung an fehlendem Verstand für Auseinandersetzung und Verständigung auf Gegenseitigkeit in Wahrheit, nachvollziehbar! Worauf sich erst Vernunft für Vermittlung beziehen kann. Man käme aus dem Staunen nicht mehr heraus, würden die omnipotent sich gebärdenden Hochkaräter in Talksendungen auf ihren Vernunftbegriff befragt, auf das begriffliche Passepartout der Platzhalter: den zwieträchtigen Reibungen, Strebungen, wechselseitigen Verhedderungen und den einseitigen Überwältigungsversuchen der analytischen Einengung  und eindimensionalen Schieflage entgegen! Auf welcher Stufe und Ebene auch immer, mit welcher Kompetenz möchten wir uns sowohl im Kleinen wie im Großen, mehr oder weniger handlungsunfähig,  mit dem Raumschiff Erde unterwegs, das vernünftige Steuerungsvermögen nur halb bewusst und halb spintisierend erleben?

 

Einander Zugehöriges macht das Ganze für das kommunikative Zusammenspiel des Lebenszusammenhangs aus. Anregender und wetteifriger, sich vergleichend, um die Kräfte der Ringe, ihrer Tribalance gemäß festzustellen und auszubalancieren, das ergibt den subjektiven Fortschrittsmotor der drei Religionen. Nicht mit dem technischen Fortschritt und den Innovationen gleichzusetzen. Es geht um die humane  Relevanz  im Umgang mit der Freiheit, ob selbstsüchtig oder mitmenschlich, ob ausgrenzend oder menschheitlich. Toleranz: Rückstand oder Vorsprung aushalten müssen, Menschlichkeit: Gegen Wehtun, für Wohltun. Menschenliebe: Sich erkennen, wollen, bezeugen. Menschheitlich: In die Breite die Bevölkerungen von Ost nach West, nach oben die künftigen Generationen, nach unten Lehren vergangener Menschengeschlechter. Um wirklich von einem vernünftigen Fortschritt sprechen zu können, ist der Maßstab die ganzheitliche Übereinstimmung des objektiven und subjektiven Anteils der Menschheitscharaktere in Wahrheit der Prüfstein.

 

Monopol: urteilslos, es fehlt Vergleichbarkeit (sui generis: wofür und wodurch)

Dualität: diametral, patt oder matt, komplementär, frei oder gebunden

Tribalance: interdependent, Tertium Comparationis, relativ und/oder absolut

Angesichts der Weltlage deutet sich die Möglichkeit an, wie schon darauf hingewiesen, dass alle drei Ringe auch kraftlos sein können, einerseits dass es der Staatenwelt nicht gelingt, eine abzustimmende Bildungslandschaft weltweit zur Einheit in der Vielheit zu befähigen, um verstehenderweise  für ein Zusammenwirken der Strebungen in subjektiver Hinsicht  der Tugenden Toleranz, Menschenliebe und Wohltun mächtig und verlässlich zu sein.  In objektiver Hinsicht die sich ausbildenden Talente für Natur, Welt, Mensch vom gemeinschaftlichen Selbstvermögen her zu entfalten und zu leben. Sozusagen ein Übergang zum Hegelschen Inbegriff des Vernunftvermögens, das korrelativ die zwei Seiten der Vernunft erfasst, vermittelnd in Beziehung setzt, den Zusammenhang von Objektivität und Subjektivität begreifend darlegt. Begrifflich dem Nachdenken, Durchdenken und Neudenken aufgegeben. Hegel, noch unausgeschöpft zur Neuentdeckung des Wesentlichen aufgegeben. Lessings aufklärerische Vorgabe nach wie vor im Stillstand. Der ganzheitliche Ansatz geschichtlich untergegangen. Eine dröge, fast museale, wenig zeitgemäße Vermittlung, die den Transfer ins Blaue aufgibt.

 

Die Zumutung der Schule für Hausarbeit: Dickleibig Ermüdendes oder dramatische Konzentrate, mehr oder weniger Folterbank der klassischen und anderen relevanten Stücke und kein Vergnügen für den zu weckenden und anzurufenden Geist! Was alles soll nicht aufhören! Was und wie danach besser weiter? Sichtfahrt hat keine Antwort im Ungefähr! So steht es um den Geist der Deutschen. Ohne ganzheitliches Begreifen funktionaler Zusammenhänge von der Überschauhöhe auf das Weltganze geht das nicht. Ein Weltganzes, schon wieder von wahnwitzigen Gefahren der Hochrüstung durch  Wechselzwänge der Steigerungsursachen ausgesetzt, im Joch von Problem-, Konflikt- und Planbarkeitslagen, den Abhängigkeiten untereinander, nicht zuletzt auch von der Versuchung her, sei es mit dem Rücken zur Wand oder von einer machtpolitischen Welteroberungsdenke her, noch latent, aber schon erkennbar, losgetreten durch Gelegenheit und Gunst, Spannungslagen des Wechselfiebers, von Wenn-dann-Vorgabe erfolgsversprechend bestimmt. Man mag es nicht glauben, das riskante Spiel mit dem Gleichgewicht der nuklearen Abschreckung, der gegenseitigen Selbstauslöschung. Die Gefahr für das Ganze wie der im kleineren zu bedenkenden Versuchungen ist nicht gebannt.

 

Um die geistige Kultur für zentrale UN-Weltbeiträge aus weltbürgerlicher Sicht ist es nicht gut bestellt. Zwar kein Luftgebilde und durchaus ein konkreter Platzhalter für Inhaltsgewinnung und elementare  institutionelle Vorübung auf das Wahrzeichen einer künftigen Weltregentschaft. Gegenwärtig mutet das weltgemeinschaftliche Ganze nach oben noch wie ein ideeller Wunschhimmel an und nach unten für die Aufgabenwahrnehmung wie ein Fass ohne Boden. Von den erreichten Menschen erdenweit zu schweigen. Selbst deutschlandbezüglich, was doch nach den Weltkriegen für einen neuen Geist in der Welt aufgeschlossen und stark machen sollte. Einzuräumen: Wie sollte das auch anders nach dem Kahlschlag der NS-Zeit ohne Rekonvaleszenzzeit für die geistige Wiedergewinnung von Mental Health anders sein!

 

 Reste der jüdischen Überlebenden, sie haben philosophisch und lebensgeschichtlich der Jugend  re-integratives Engagement für emanzipative Selbstausrichtung in der Menschlichkeit freundliche Zuwendung geschenkt. Anders gefasst: Die der Shoa Preisgegebenen haben der jungen Generation den selbstbewussten Geist der Emanzipation aufgerichtet, ja, verkürzt gesagt, das Böse des Antisemitismus mit dem Gutem der Humanität  vergolten. Für Nachdenklichkeit und mit Verblüffung als ein Kind, noch aus der Tätergeneration, nach Israel eingeladen, im Tischgespräch Worte der Größe vernommen: Wir sind Menschen wie andere Menschen auch, nicht besser, nicht schlechter, überfordert uns nicht. Wir sind Menschen mit Stärken und Schwächen wie andere auch, machen Fehler und kennen auch das  Hin und Her, die Pein der zwei Seelen in der Brust! – Für den Studiker aus Deutschland,  mit dem Wissen im Kopf aus einer deutschen Stadt, dass rachebedingt die Geliebte des Ermordeten im Gerichtssaal den Angeklagten erschießt, hat das Tischgespräch die Kontrastwirkung in der biblischen Bedeutung nicht verfehlt. Zur Altersweisheit geworden: Die Traumen und der Rachegeist aus einer heimgesuchten Region werden nicht durch Stärke und Bomben zu tilgen sein, zerstören sie doch menschliche Regungen. Es geht in erster Linie um Lebenshilfe. Aus Traumen müssen wieder blühende Träume der Menschenliebe und gemeinschaftlichen  Welt des blauen Planeten werden. Innehalten tut not!

 

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