Philosophieren heute
Mon Frère - für ihn ein Denkmal auf hohem Sockel der Ehre
Und plötzlich eine verselbstständigte Schreibfeder.
II/II
In alter Zeit, fernab der westlichen Welt, herrschte im „Reich der Mitte“ eine andere Grundeinstellung der Menschen, für die der Kaiser den Einklang mit der Natur zu erhalten und die agrarische Lebenswelt maßnahmengerecht am Jahreslauf auszurichten und zu organisieren hatte. In dieser Einfachheit ist heute die von den Menschen in die Mangel genommene und traktierte Erdenwelt nicht mehr zu haben. Auch China selbst, über Jahrtausende hinweg weniger gegen die Natur gelebt, als von Naturereignissen heimgesucht, ist das Beispiel für den anderen Pendelausschlag geworden und es hat mit einer industriellen Riesenanstrengung die Natur über Gebühr herausgefordert. Nun in neuer Machtfülle und doch allein nicht für das Ganze mächtig und stark genug, um den Einklang aller mit der Erdennatur ins Lot zu bringen und Garant dafür zu sein. Das Gleichheitszeichen in Kraft zu setzen, das geht nur durch einträchtigen Schulterschluss aller Menschen und Völker der Erde, sich gegenseitig bestärkend, um den bedrohlichen Konsequenzen zuvorzukommen. Es geht um eine Gratwanderung, Zwieträchtiges zu überwinden und einträchtig die Herausforderung aufzugreifen und zu meistern. Die Versuchung ist groß, sei es hier durch autokratische Machtentscheidung, der Notwendigkeit rigoros zu entsprechen, unbeeindruckt vom Preis, denn wo gehobelt wird, fallen Späne. Sei es andernorts durch die „unsichtbare Hand“ des Marktes geleistet, also in der Konsequenz, wem die Luft ausgehen und wer in Not, Elend und Verderben gestürzt werden wird. Diese Entscheidungsmuster zur Rettung der Lebensbedingungen werfen die Frage in der Verrechnung auf, wie groß die Differenz an geopferten Menschenleben und Menschenschicksalen im Vergleich dazu ist, wäre denn alles für die Klimarettung in Bewegung gesetzt und der gegenwärtige Stand gehalten worden oder es sei, nichts oder nur unzureichend wäre etwas an Maßnahmen gegen den Klimawandel getan worden! In zehn bis zwanzig Jahren werden wir um die Wahrheit wissenschaftlicher Aussagen, um den faktischen Vollzug wie auch über eingetretene Folgen mehr wissen, über unser Tun und Lassen, über unser Vertrauen in die Wissenschaft und die daraus resultierenden Konsequenzen im tatsächlichen Verhalten auf die Herausforderung. Nehmen wir uns als Subjekt des Ganzen in Bezug auf das von uns traktierte Objekt der Erdennatur ernst oder verhalten wir uns , dem bewussten Wissenkönnen entgegen blind und lassen die Dinge laufen, bleiben Getriebene in den selbstverursachten Wechselwirkungsmechanismen, darin feststeckend, wollen nicht draufschauen, wehren uns gegen Zumutungen neuer Einsichten, nehmen die Anzeichen der schleichenden Gefahr nicht wirklich ernst, um aus übergreifender Sicht unvoreingenommen allgemeine Wege, Mittel und Zielsetzungen aus der sich steigernden Gefahr zu finden, die allen Stufen und Ebenen der Menschenwelt droht, glauben doch nicht wenige, es träfe nur andere und für sie wäre noch eine Nische, ein Eiland frei!?
Zurück zum kleineren Format von Analyse und Synthese. Eigentlich hätte ich selber ja schon mit Blick auf Theo ein verstärkendes Komplement, eine Erweiterung der Wahrnehmung sein können, so eine Art Protokoll, als er Stück für Stück den Volksempfänger auseinandergenommen hatte. Leider. Wenn ich denn schon gekonnt hätte, hätte ich sehr gerne gewollt und ihm assistiert. Ein schöner Ersatz dafür ist nun, dass er mir mit großer Verzögerung ein Licht aufgesteckt hat. Merci, Theo, du bist in mir wiederentdeckt worden und gut aufgehoben, hast mich bereichert, lebst in mir, obgleich du schon vor langer Zeit nach oben, himmelwärts entschwunden bist!
Vom Volksempfänger zu einem zuhöchst bedeutsamen Gegenstand unseres alltäglichen Denkens: Geld. Es bestimmt als Operationsmasse beispielsweise das Gleichungsspiel für Zwecke, die einen Preis haben, verdient sein wollen und dem Geldkreislauf der Leistungskraft folgen, sich hervorgebrachte Dinge leisten zu können und über die Geldmittel zu verfügen. Idealtypisch geht es darum, dass Einnahmen und Ausgaben einander entsprechen müssen, dass ein Weniger hier oder ein Mehr da problematisch wird und nach Lösungswegen verlangt, ob es für das Zuwenig und das Zuviel einen Ausweg gibt:
EINNAHMEN = AUSGABEN
Das Nachrechnen auf dem Konto der gegenläufigen Positionen beziehungsweise der Blick ins Portemonnaie läuft auf plusminusnull hinaus. Alles futsch. Man steht blank da. Heikle Situation für den Neustart. Der statische Verstand ließe das bewegte Leben an der Formel scheitern. Dieser Verstand, sozusagen festgeronnen, verhält sich wie der feststehende Jahreslauf. Vielerlei Naturgewächs wird von der Winterzeit radikal zurückgefahren und es wird dem Frühling nicht mit einer Ausstattung im Voraus an Saatgut und Vorrat der Platz für einen Neuanfang geschaffen. In vormaligen Lebenswelten der Menschen ging es spröde zu. Alles ist ausgegeben, wie geht’s weiter, wenn nichts mehr oder nur noch wenig da ist? Wer denkt da nicht an die Fabel von der Grille und der Ameise! Die Grille als Musikantin, sorglos in den Tag gelebt, nicht vorsorglich an schlechtere Zeiten gedacht, ein Leben von der Hand in den Mund, mal üppig, mal dürftig! Es zeigt sich also ein Gedoppeltes mit Blick auf die Ameise als Zugleich an, nämlich in den Einnahmen und den Ausgaben zugleich für das Folgejahr einen Vorrat, einen Puffer für Unvorhergesehenes zur Überbrückung einberechnen zu müssen, um den notwendigen Fortgang zu ermöglichen, um nicht plötzlich mit leeren Taschen dazustehen und nicht mehr zu wissen, wie es weitergehen soll und weitergehen kann. Die Grille, als Musikantin das Jahr ohne Vorsorge verlebt, geht genötigterweise dem Versuch des Anbettelns, des Ausleihens und des Ausborgens nach. Ohne Erfolg. Die Ameise schickt die Grille in die Wüste. Der biblische Joseph weiß dem Pharao Rat, selbstmächtig die radikale Härte des Jahres zu entspannen und Toleranzspannen durch Vorsorge in guten Jahren für schlechte Zeiten zu schaffen. Und die Forschung geht weiter, wie selbst auch noch der einfache Konjunkturzyklus in anderer Weise überlistet werden kann. Doch seien und bleiben wir klar im Kopf, wenn die Vorsorge nicht ausreicht, hat auch das Schulden machen eine unüberspringbare Grenze, findet ein Zurückfallen bis hin zum Debakel statt, kommen bittende Grillen, aber auch räuberische Horden, setzt Fledderei ein, geraten Völker in Harnisch, von Begehrlichkeiten geplagt, die ihnen die Natur zu erfüllen versagt und so bedrängen und behaupten sie sich, auf Übervorteilung, auf günstige Gelegenheit für Bedrängung und anzuzettelnden Krieg hinaus, blind für rationale und vernünftige Lösungssuche.
Doch es hat noch in etlichen Köpfen zu funken begonnen, sich auf die überlieferte Weisheit zu besinnen: Einigkeit macht stark. Ein tatkräftiges Oberhaupt, so wird ist be-richtet worden, ist mit großer Gefolgschaft zu Werke gegangen, dem räuberischen Unwesen und brutalen Leidenschaften die Grenze zu zeigen. Belehnte Vasallen haben sich um ihren Großen geschart, Treue geschworen, in keiner Not und Gefahr für das Reich ihm zur Seite zu stehen, den Regenten über Generationen hinweg immer wieder Treue bestätigt, welche immer wieder auch von Enttäuschungen aus den eigenen Reihen ereilt worden sind, nämlich unverbrüchlich, wenn es darauf ankommt, zusammenzustehen. Interessenzersplitterung hat stattgefunden. Die Mächtigkeit des Einen, sie ist für die vielen Treuepflichtigen nicht mächtig genug gewesen, um nicht in Versuchung zu fallen. Nicht nur im Inneren knisterte es im Gebälk, war doch schon lange nicht mehr von den Mannen und ein Wort die Rede, schlussendlich ging die Untreue einiger Belehnter gar dahin, selbst mit dem Feind gemeinsame Sache gegen die Mitte des Reiches zu machen. Von der Wippe her gesehen, liegt die Vermutung nahe, dass der oberste Herr des Ganzen zu stark im Vergleich zu den vielen jeweils kleineren Herren im Reiche gewesen ist, aber nicht stark genug, um die vielen oder die meisten davon gegen Missmut und Unwillen an die Kandare zu nehmen, auf dass die Gefolgschaftstreue kein leeres Wort ist. Kein Spannungsverhältnis hat im Gewusel von Wirrungen bestanden, dass sich wetteifernde Achtsamkeit für den Erfolg des Ganzen bemüht und kontraproduktive Selbstsucht einzelner in Schach hält. Der Wechsel von Krieg und Frieden ist das blutige Spannungs- und Wechselverhältnis für das Sich-zusammen-Nehmen und das Sich-selbst-Überholen immer wieder geworden. – Für den Verlierer, nicht für den von sich selbst überzeugten Sieger!
Eine merkwürdige Tradition, dieses sich fortreibende Wechselspiel von Sieger und Verlierer, im Innen- wie im Außenverhältnis. Für diese Art und Weise des verfassten Zusammenlebens hat Hegel den Ausdruck geprägt: Geistiges Tierreich! Das Allgemeine als Allgemeines hat den bloß der Besonderheit Zugehörigen dafür nicht mehr gegolten, der allgemeine Regent ist zum Grüßaugust geworden. Der katastrophale Führerkult ist dagegen die auf die Spitze getriebene Umkehrung der strukturellen Widersprüche gewesen: Nicht eine schlüssige Freiheit des Ganzen und aller hat das Zusammenspiel bestimmt, sondern es ist in dissonanter Konsequenz der Zersplitterten als bloße Willkür aller verstanden worden, sich Organisierende, selbstsüchtig, vorteilsbedacht, eintrachtslos, ein Streben nach dem Besten bloß für sich. Dagegen ein Führer mit eiserner Hand, der durchgegriffen hat, zur Gefolgschaft auf sich ausgerichtet und die Masse in einen Lemmingszug verwandelt hat - mit den bekannten Folgen böser Abirrungen bis zum bitteren Ende! Und es steht zu befürchten, dass angesichts des vielköpfigen Leviathans in der globalen Welt die Lehre vom nachbarschaftlichen Aneinandersein und Füreinandersein den regionalen Bevölkerungsgewächsen für das vernunftgetragene Beisischselbstseinkönnen unbegriffen geblieben ist und dass die Staatenwelt nach wie vor im Bann der Selbstverinselungen steht, Anlagen und Talente vergrabend, ja, nicht sich zu ergänzen suchen und gegliedert und einträchtig zusammenzuwirken, stattdessen das füreinander bestimmte und benachbarte Aneinandersein vom konkurrierenden und rivalisierenden Gegeneinandersein her zu denken und sich dem negativen Bann von Kriegsdenken im Frieden und Friedensdenken im Krieg zu ergeben, nicht wirklich eine Umlenkung von entsprechenden Kraftanteilen auf wirkliche Herausforderungen der Welt zu betreiben, die imstande sind, das Spiel mit dem angedrohten Todesherrn zu durchkreuzen und es durch die auf den Weg zu bringende Gegenkraft der Lebenswerte mit anderen Helden und anderen Siegespalmen von Mal zu Mal zu transformieren. Worum es geht: Es geht um Verhältnismäßigkeit, Ausbalancieren und Fortschreiten, Maßstäbe im Aufgreifen weltweiter Herausforderungen, planetarisch greifbar der orientierende Diskurs lebendigen Vernunftdenkens, sich dem Zusammenhang von Natur – Welt – Geist zu stellen und um Übereinkunft für den Aufbruchsgeist und den Pioniergeist von Projekten zu ringen und darauf öffentlichkeitswirksam zu dringen, den dumpfen Stimmungen, martialischen Bereitschaften und hirnrissigen Selbstüberhebungen der Großen und dem genährten Verschwörungswahn der Kleinen entgegen.
Die Geschichte des Deutschen Reiches, von Hegel in der Phänomenologie auf geistiges Tierreich erkannt, gibt einen Anknüpfungspunkt her, den Hegel auf Neubesinnung für einen handlungsfähig verfassten Staats der Vernunft erkennt, den er rechtsphilosophisch und staatswissenschaftlich im Grundriss vergedanklicht hat, sozusagen einen staatlichen Wesensbegriff elementar aufbietet, der sich kontextuell im Ungefähr von abstrakt zunehmenden Weltweiterungen befindet und sein Bestehen als Rose der Vernunft im Kreuz der Gegenwart zugesprochen bekommt. Wie ein Stein, der ins Wasser fällt und konzentrische Wellenbewegung auslöst. Gewissermaßen als ein Neuanfang staatlichen Denkens, das von der Revolutionszeit ausgegangen ist und durch den historisch-politischen Werdegang, bis hin zur sich verfassenden Staatenwelt, die auf Weltstaatliches zielt.
Hegel ist es nicht verborgen geblieben, dass die „Freiheit der Welt“ à la Kant wegen ihrer nicht explizierten Idee an einer raumzeitlichen Unbestimmtheit leidet, und zwar an sinnlichen Vorstellungsweisen, die das rational Bleibende der Vernunft einem oberflächlichen Spiel von Veränderungen preisgeben. Hegel steht für die wirkliche Welt in Raum und Zeit, von gesetzhafter Handlungsfreiheit bestimmt, der schlechten Unendlichkeit und bloßen Einbildungen entgegen. Es geht um räumliche Eingrenzung und zeitliche Verendlichung der Welt. Auch die denkbar kleinste und größte Welt hat Hegel in Abgrenzung gegen einen ausufernden Weltbegriff zugunsten einer Welt des wirklichen Lebenskreises der Menschen interessiert, um die begrifflich gefasste Welt des menschlichen Lebenskreises rational erfassen und bestimmen zu können. Hegel hat auch die Bekanntschaft mit Fernrohr und Lupe gemacht, kraterhafte Planeten wahrgenommen und in den endlosen Himmel geschaut, nicht weniger neugierig, was ihm das Vergrößerungsglas an Kleinstlebewesen, an Gekreuche und Gefleuche vor Augen gebracht hat. Dergestalt hat sich ihm die Frage nach dem Kleinsten und dem Größten aufgetan, das Spielfeld der potenziellen Welt der Freiheit zugunsten der Berechenbarkeit und Weisheit räumlich und zeitlich zu bestimmen, eben nach der besten aller Welten, welche ihm nach dem irdischen Jammertal und der himmlischen Vertröstung der Staat der Vernunft ist, in welchem die Freiheit durch und für die Freiheit statthat, als vollziehbarer Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit. Nicht als Luftikus eines kosmopolitischen Aufbruchs und Etikettenschwindels, sondern substanziell und selbstbefestigt, ein Anfang der Begriffsbefreiung auf Höhe der Zeit des kritischen Denkens, kein wankendes und schwankendes Rohr im Winde, aus welcher Richtung auch immer der Wind kommt. Dem sich überbietenden intellektuellen Steigerungen kosmopolitischer Ergüsse entgegen, die den philosophischen Entwurf und Rohbau der anhebenden Staatsgenese unter Weltpalastgedanken begraben und unbefriedet die Welt der Staatshütten unter sich, hinter sich lassen und diese sich selber überlassen.
Für Hegel ist der Mensch ein Geschöpf der Natur, also ebenso Natur, als Ebenbild mit der Naturausstattung, um im Lebensprozess der Wechselwirkungen als Natur auf Natur zu reagieren, von der Vernunftgabe her begünstigt, sich ein freiheitliches Verhältnis durch Weltverhalten in Bezug auf die Natur wie auf sich selbst zu geben. Das Allgemeine des Erkennens läuft auf unspezifische Etikettierungen hinaus, verhält sich unbestimmt, zeigt sich bestimmungsoffen, dergestalt noch unwirklich, vermag darum nicht ohne Konkretion und Bestätigung in der Umsetzung lebenspraktisch zu greifen, um übereinstimmungsgemäß die Verhältniswelt von Theorie der Vernunft und Praxis der Vernunft in Bezug aufeinander stimmig zu erweisen, ihrem Auseinanderfallen als Arbeitsteilung, wie noch bei Kant, entgegen. Was das naturphilosophische Moment angeht, tritt es noch in reiner Gestalt auf, nicht als angewandte Wissenschaft und Technisierung der Welt und noch nicht vergleichend, ob die neu entstehende Welt wie eine Arche auf dem umflutenden Meer trägt oder ob korrigierend eingegriffen werden muss, um nicht Schaden zu nehmen. Geistesphilosophisch nimmt sich der hervorgebrachte strukturelle Aufbau über lange Zeit gelehrter und verehrter und auch autoritätsgestützt aus, aber er ist ohne das naturwissenschaftliche Pendant und Korrektiv nicht belastbar genug und handlungsfähiger, sondern das Lebensganze erleidet Schieflage, erlebt ein Auf und Ab von Hokuspokus und Willkür, einer Freiheit ohne respektierte Notwendigkeit von der Natur her, verfehlt nicht selten Ursachen und laboriert auch gruselig an Symptomen.
Es hat die Mathematik den wesentlichen Baustein für das neuzeitliche Weltverständnis in Bezug auf Hegels Wissenschaft der Logik eingespielt. Es geht hier um die Infinitesimalrechnung, um die Wechselaspekte der Bestimmungen von Differential und Integral, um Berechenbarkeit einer Kurve, in Weiterung, sei es Kreis oder Ellipse, und zwar durch die Quadratur des Kreises. Für das Größte wie für das Kleinste des Umfangenden der Makro- und Mikrowelt muss es schon ein Karo des Näherungswertes sein und nicht ein imaginärer Punkt, der in die Verzweiflung treibt, ob er Nichts, also nur gedanklich ist oder ein Sein als Etwas, also materiebehaftet. Das ist Interpreten anspielungsweise abzunehmen, die den kargen Hegel nicht weniger karg und verständlich erläuterten, versicherungsweise. Das formelle und mechanische Lernen und Tun des Gelernten hilft nicht weiter, ist ein Schreiben von Wörtern, ohne ihre Bedeutung zu kennen und ohne das von ihnen Auszulösende für Umsetzung zu wissen.
Ein unverstandenes Hängen am Größten und am Kleinsten wie am mechanisch Gelernten und aufgesagten Glaubenssätzen ohne Sinn und Verstand, logisch gesteigert, wie sich alles in eins und eins sich in alles plausibel auflösen lässt. Dann die raumzeitlichen Widersprüche: Das Begrenzte und Unbegrenzte, Endliche und Unendliche. Antinomien, noch von Kant her gedacht, die im Behaupten keinen reellen Bezug von Form und Inhalt zueinander haben, als Gedachte beziehungslos gesetzt und dadurch dem Denken entzogen sind, um noch den Widerstreit aufheben zu können. Zu guter Letzt Hegels erläuterungsloses Stoppschild: Die schlechte Unendlichkeit, das endlose Weiterzählen am Zeitstrahl, negiert, Setzen der Zäsur, auf dem unendlichen Zahlenstrahl nur um eins darüber hinaus, sei es in Bezug auf maximal oder minimal, positiv und negativ, nichts weiter mehr nach jeder Seite des Zahlenstrahls , endlich zählbar oder zahlenlos gestrichelt: unendlich, was der weitest gespannte Blickwinkel einzuholen vermag. Gewissermaßen in der Konsequenz bloß überweit auf dem vorstellungsmäßig gemogelten Zahlenstrahl hinaus. Und das grenzwertig Erreichte, nun als ein verendlichter Zeitstrahl als gute, sei er positiv oder negativ, als größte oder kleinste Unendlichkeit, nicht etwa einfach als größte oder kleinste Endlichkeit!
Kein Aha-Blitz. Wie das wohl zustande gekommen sein mag? Nee, das wirkte naiv, kraus, irr, Kant stützend, einem vermessenen Denken die Grenze der Erfahrung ziehen wollend. Der geplatzte Knoten viel später. Anstoßgebend Hegels ungewöhnliche Deutung, was denn konkret und abstrakt sei und lange noch nicht von der Logik her verstanden, was die Identität das Ineins von kontinuierlicher und diskreter Größe in jedem gegenwärtigen Menschen als Moment im generativen Prozesses zu verstehen gibt. Hegels Beispiel: Der Verbrecher ist ein Verbrecher für die Marktfrau, ein tautologisches Genügen ohne Nachfrage, aber Folie für viel assoziative Phantasie für das, was so einem verbrecherischen Individuum anzusehen ist und ihm zu geschehen hat. Im Ergebnis: Das vermeintlich Konkrete bloß ein plattes Schlagwort und nichts dahinter, dagegen das Abstrakte als Analysieren und Hintergrund erfragen: Ursächliches, Zusammenhänge und Folgewirkungen, Betroffene, Urteilsfindung und Gerechtigkeitsfrage und Fragen des Kontextuellen, der Einwirkungen und Auswirkungen, all das, ein Konvolut, was sich im Nachvollzug dem Verstehen zu erschließen sucht.
Es tritt eine Verkehrung der Positionen für das, was konkrete und abstrakte Wahrnehmung heißt, ein. Das sinnliche Phänomen ist der unbegrenzten und unendlichen Vorstellungsfähigkeit an Einfällen, Reizworten und Assoziationen, was Marktgewäsch als Dranschreiben oder was viel Gerede und Lärm um nichts sehr gut kennzeichnet, offen. Dagegen erhebt verständiges Denken das Phänomen zum intelligiblen Gedankending eines bestimmten raumzeitlichen Falls, eingrenzend und verendlichend, vorgangsgemäß, resultativ, kontextuell und konstellativ, kategorial, als eine gedankliche Aussagewelt, wo auch immer so eingefasst, sachrational und selbsterschlossen wiederholbar.
Für Kant ist das, was die Erfahrung übersteigt, im Denkanspruch nur wahrheitsloses Denken, weil bloß ins Blaue hinein. Von daher Kants Grenze, von Hegel kritisiert, auf den Punkt gebracht, sie geht dahin, dass ihm die Sicht darauf noch fehlt, dass auch Erfahrungen über herrschende Gedanken und vorherrschendes Denken möglich sind und Projekte des Denkens veranstaltet werden können. Im Konditional ist bei Kant der Gedanke in der Fortschrittserörterung angekommen. Es fehlt Kant allerdings noch der Wahrsager dazu. Hegel hat im geschichtlichen Rückblick Erfahrungen der Menschen und Völker über das, was bei diesen das Denken tatsächlich in Wahrheit beherrscht und auch als Denken gestaltend geherrscht hat, als Macht des Geistes der Menschen und Völker aufgezeigt. Als Schlaglicht darauf können die Weltwunder genommen werden. Die großen Ideologien der Neuzeit haben den Gedanken der Idee im Hinblick auf eine bessere Welt aufgegriffen, aber haben den Mund zu voll genommen und Kant bestätigt, dass die hehre Theorie für die praktische Umsetzung getrogen hat und der Kampf um die neue Welt in das fortbetriebene schicksalhafte Wechselspiel von Krieg und Frieden geführt hat. Ein Wechselspiel anderer Art pointiert auf intellektueller Ebene, das Denken in unterschiedlicher Gestalt von noch unerfahrener Arbeitsteilung; Theoretiker, die ins himmlische Blaue hinein eine bessere Welt gedacht haben, dagegen Praktiker, die revolutionär mit plakativen Allgemeinplätzen das verwickelte Irdische umzukrempeln vorhatten, viel Theoretisches verwarfen und nach Versuch und Irrtum, noch sachunkundig, eine bessere Welt herauszuexperimentieren gesucht haben. Ein weites Feld, was Sachverstand, Selbsterschlossenheit, Weltgestaltung in Bezug auf die Anforderungen betrifft, sei es als Gedankending in Bezug auf das Größte, Mittlere oder Kleinste des jeweiligen Weltbegriffs: lokal - regional - global. Hegel ist dieses Gedankending das rechtsphilosophische, was der Staat seiner Idee nach geschichtlich auch in schlechter Verfassung für die Menschen wie ein Nadelöhr zu einer besseren Welt ist: berechenbar, selbstbestimmt, vernünftige Geistesmacht.
Um es kurz zu machen. Dieses intelligible Gedankending der Geistesmacht, dazu bestimmt, einer unüberschaubaren und intransparenten sinnlichen Welt vorzustehen, ist mir nicht an Hegel klar und deutlich geworden, sondern hat sich zufällig von Einstein her ergeben. Ein Wissensfetzen von ihm, sozusagen als Renommierwissen von Einstein gehandelt, das mit dem gekrümmten und kreisförmig begriffenen Lichtstrahl dem Weltall eine Umgrenzung gegeben und den Weltraum berechnet hat, aber noch nicht eine Verendlichung der Lichtwelt, zurückgeführt auf das ausgerufene Big Bang. Die formell geometrische Berechenbarkeit durch Mathematik in Verbindung mit dem synthetischen Gedankending der Physik: Licht, hat Grenzenloses und Endloses durch Verschwinden ins Unsichtbare hinein, einer Grundbedingung für Projekte des raumzeitlich berechenbaren Handelnkönnens erschlossen, es kopernikanisch neu aufgelegt. Es geht um Systemwelten, die in dieser Hinsicht die Frage nach zunächst denkbaren Welten auftun, die durch reelle Gedankendinge erfasst werden und als echte Lebenswirklichkeit erschlossen werden können, wie im Augenblick die virtuelle Einhausung und Vernetzung im Zuge digitaler Programme, die für Menschen, die immer zahlreicher darin ihr Leben haben, zum Lebensinhalt werden. Das Unvollendete, nämlich das Fortschreitende der Digitalisierung nur in der Hand von Konkurrenten und Rivalen unter den Staatsvölkern wissend, keinem Vernunftimperativ für Natur – Welt – Geist untertan, steht allerdings in der Gefahr, die alte Menschheitsgeschichte von Krieg und Frieden fortzusetzen.
Die Frage nach der besten Welt der Welten unter den vielen denkbaren und behaupteten ist gar nicht so abstrus und versponnen, wie noch das christliche Weltmodell den Menschen die unterirdische Welt des Feuers als Hölle, die Lebenswelt als Jammertal und auferlegte Prüfung und das selige Leben in Ewigkeit als erlangte Himmelswelt erklärt hat. Für die Menschen dieser Geschichtlichkeit hat diese Vorstellungsweise als ihre Wirklichkeit aus dem Glauben existiert und es hat die Sehnsucht nach der himmlischen Welt als die bessere bestanden und vielleicht auch in Träumen den Vorgeschmack auf ihre Wirklichkeit, die dann ewig sein wird, genährt. Von daher wird die Frage nach der besten aller Welten verständlich, ob sich mehr hinter der Dimension der Wahrnehmung verbirgt.
Eine Art und Weise von Stockwerkdenken ist erkennbar, nicht zuletzt eines gescheiterten Strebens – durch geschönte Unbeweisbarkeit des Himmellohnes: Reiz der Vergangenheit, erinnerte Tote der Schattenwelt, ihr Ruhm, ihre Werke und Taten, ein Verblassen und schließlich Entschwundensein. Streben im Hamsterrad, ohne wirklich von der Stelle zu kommen und keine wirkliche Besserung vor bösen Überraschungen in Sicht. Träume, den Albträumen entgegen im Streben und Wirken der oberen Etagen des Bewusstseins: Moralisch eingestimmt nicht wenige, Hoffnungsträger, anspruchsvoll, die Wende bringen, nämlich von steter Nothilfe erfolgreich zur allseitigen Begabung von lebenswerten Selbstverwirklichungen durch und für das Ganze wirken, alsbald ohne das Gewusst wie, Übergang in Flickschusterei, das schon vom Denken her, von Denkungsarten bestimmt! Darum Kant überwinden! Plakative Moral, bloß dem unendlichen Sollen verhaftet, reicht nicht. Hegel hat das rechtsphilosophische Exempel des Vernunftstaats gesetzt und den prinzipiellen Maßstab der Anspruchshöhe für das gegenseitig stimmige Zusammenspiel von Theorie und Praxis mitgeliefert, der Selbstherrlichkeit und Überheblichkeit entgegen, was wechselseitiger Rückkopplung unterliegt, unterliegen muss.
„Was vernünftig ist, das ist wirklich;
Und was wirklich ist, das ist vernünftig.“
Hegels Gegenspieler des Bösen, unschwer an ihm die Lehre einer selbstherrlichen, erfolgsbesessenen und verantwortungslosen Staatenwelt wiederzuerkennen.
„ Der Staat oder die organisierte Unmoralität – inwendig: als Polizei, Strafrecht, Stände … auswendig: als Wille zur Macht, zum Kriege, zur Eroberung, zur Rache.
Wie wird es erreicht, daß eine große Menge Dinge tut, zu denen der Einzelne sich nie verstehen würde? – Durch Zerteilung der Verantwortlichkeit“. So Nietzsche als dystopischer Mephisto.
Die Systemwelten, die durch Gedankendinge Natur und Mensch in ein Lebensverhältnis setzen, sind ganz reell, fordern geistige Wachheit der Vernunft heraus, und zwar in Bezug auf Sedierung durch vergnügliche Filmwelten, Aktivierungswelten für leistungssteigernde Selbstoptimierung, Arbeitsentlastung durch produktive und dienstbare Roboterwelten, Reduzierung der bloß Vielen, der Überflüssigen, der imperfekten, der menschlichen Problem-, Konflikt- und Dilemmaverursacher durch Welten der künstlichen Intelligenz, mit welcher der Mensch sich in der Tat zur Disposition stellen kann, wenn er seinem Selbstbewusstsein als Gattungs- und Vernunftwesen entsagt und sich selbst zum Objekt der künstlichen Optimaten und der Geschäftsmodellinteressen degradiert und den Eindimensionalen freien Lauf lässt, sich dem Weltlauf des Anarchischen überlässt, wo jeder sich selbst der Nächste des selbstherrlichen Egotrips oder der ethnozentrischen Selbstherrlichkeit ist, freundschaftslos, einsam von vielen umgeben und nicht wenige, verdeckt, sich bedeckt haltend, die Brutus heißen.
Vor Fehlentwicklungen sei Hegels Philosophie der neuen Weltweisheit angeführt, sein Prüfstand gegen herrschaftshungrige Optimaten der reißerischen Schmalspurprojekte, zunächst das ausgedehnte Ich des Zusammenwirkens, um Verfehlungen und Eingeständnis wissend, dadurch auf Ringen der Geister, nicht physisch auf Harm, sondern auf Korrektur und Lernen hinaus: Gewaltenteilung, weg vom vergöttlichten Personenkult der Himmelsautorität, weg von der vereinigenden Personalunion des Philosophenkönigs, hin zum geistigen Dreieinigkeitsprinzip der Repräsentanten des Objektiven, Subjektiven und Ideellen in Freiheit und Wahrheit und lebendiger Rückkopplung des Zusammenspiels, als ein Aufheben des sinnlich hochschießenden Unmittelbarkeitsgeschehens überhaupt, es zugunsten eines in Gang gesetzten Transformationsprozesses für den Fortschritt im Bewusstsein der herausgeforderten Freiheit für das Weltganze aller Menschen umlenkend.
Was gehobene Zivilität und transformierte Streitbarkeit angeht und auch Wunden des Geistes kennt, so hinterlassen diese keine wetterfühligen Narben, nagende Gefühle des Ressentiments, aber sie verwandeln Widerfahrenes und Erfahrenes, der Gerechtigkeit folgend, am Ende in wohlmeinende Denkmäler gegen Verirrungen, Verfehlungen und Entsprungenes. Das erinnert Wetterfühlige bewusst als Positionslichter und Impulsgeber gegen Missachtung für ein zu Beachtendes des gelingenden Lebens aller: Vor allem die Wissenschaft der Logik, welche dem naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Tun und Lassen als Tertium Comparationis kritisch auf die Finger schauen kann. Sie wird als das kategoriale Konstrukt des Vernunftdenkens kurz aufzuzeigen sein, wodurch die Welt in toto auf dem Kopf des universellen Denkens zu stehen kommt und heute auch diesen Kopfstand zu vollbringen hat, der unmittelbaren sinnlichen Blindheit und wissenschaftlich verselbstständigten Spreuwiese, was so alles für wissenswert gehalten werden kann, entgegen.
Ja, es geht um den Kopfstand, den Hegel mit der Phänomenologie auf den Weg bringt und wissenschaftslogisch als Nukleus der Idee für den Nachvollzug aufführt. Woher dieser Impetus, der Hegel treibt und in die Höhe zieht? Als Sohn der Zeit, so ist zu illustrieren, kennt Hegel den Zauberlehrling, ebenso das Töpfchen vom süßen Brei. Vom Verstandesdenken her hat er das „Wunder“ der Arbeitsteilung studiert, die enorme Produktivität und die Marktentwicklung von Bedürfnissen und ihrer Befriedigung, von Angebot und Nachfrage und das Ganze von einer unsichtbaren Hand vorangetrieben, die bei nicht selten prekärer Unausgewogenheit im Marktgeschehen das in die Krise Geratene wie von selbst ins Gleichgewicht und in den Fortschritt zurückgebracht hat. Es ist eine stille Herausforderung, die da reizt, dem Phänomen beizukommen, nach Übersicht und Eingriffsmöglichkeiten, nach Steuerbarkeit verlangt. So der erste zeitspezifische Kontext, der magnetisch gewirkt hat, ihn zu durchdringen und zu verarbeiten. Von einer höheren Warte des Denkens aus, hat Hegel mit seiner „Phänomenologie“ sein Erstlingswerk herausgebracht und dadurch auch seine herausgearbeitete Denkstruktur präsentiert, ihr eine Grundlage gegeben, die durch ihre Exponierung Folgen zeitigt, und zwar von einem neuen Wahrheitsbegriff ausgehend, der nicht mehr die einfache Entsprechung von Denken und Sein einfordert, sondern auch das Eigentümliche des vermittelnden Sprachvermögens einbezieht, dieses nicht naiv jeweils in differenten Ausformungen schon für universell zu halten. Das Denken vom Logos her hebt das Gründen im Sprachbiotop philosophisch auf, nicht grammatisch, sondern ideell, als Ganzes der Teile. Phänomenologisch geht es insbesondere hier um die ersten Kapitel: Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Vernunft, welche die drei Kritiken Kants neu komponieren, auf Vorzeichnung von Wissenschaftslogik bringen, welche den in Aussicht gefassten Wissenschaften der Natur und des Geistes vorstehen, überhaupt Übersicht, Einsicht und vernünftiges Begreifen erschließen.
Von der Phänomenologie wissen wir, dass die Gestalt des Bewusstseins in ihrer Auslegung von der unmittelbaren Gewissheit über die Wahrnehmung, als Fischreuse und Leimrute fungierend, zu den Verstandesdingen führt, zum Wissensbestand des Objektiven von den Gegenständen, dann das Selbstbewusstsein als Folgegestalt auf das Wissen von sich selbst bezieht, und zwar Objekt und Subjekt aufeinander beziehend, allerdings wesentlich von der Warte des Selbstwissens her, subjektiv, die objektiven Bewusstseinsstufen im Rücken, zunächst wie es so schön heißt, jeder für sich und ein guter Geist für alle, dann herrschaftlich, wer das Sagen hat und wer zu hören und zu folgen hat, schließlich vom Nachdenken und von der Weisheit im Selbstverhalten bewegt, der Versuch auf Augenhöhe aller: Ich = Ich, also sich als solche selbstbewusst als Subjekt-Objekt neu zu verstehen, sich als ein Herz und eine Seele verspüren, als Herr und Meister auf Augenhöhe und kooperativ von Selbstbewusstsein zu Selbstbewusstsein, tatkräftig beide, die am gleichen Strang ziehen. Es scheitert das Selbstbewusstsein im Versprechen auf Einheit, erfährt sich als unglückliches Bewusstsein. Von wegen: Ein Mann, ein Wort! Gescheitert das einträchtige Wähnen, Rückfall in die Schieflage, unvermerkt auseinandergelebt, nicht mitbekommen, plötzlich zwieträchtig gegeneinander, von den Sachen und Interessen her.
Neuanlauf und Vernunftsynthese, ein Ganzes der Teile in Wahrheit hervorzubringen, angereichert durch Naturbeobachtung und Selbstbeobachtung und Weltlaufbeobachtung, ineins betrachtet als Zusammenwirken der Kräfte, harmonisch gedacht, praktisch widersprüchlich gelassen, Kräfte, die alle das Beste für sich erstreben, dergestalt jedoch nur durch Friktionen, Gefährdungen und vor allem durch Selbstsucht auffallen. Und wenn’s drauf ankommt, bei aller Weisheit, Gelehrsamkeit und Klugheit im Einzelnen, weniger als ein quicklebendiger Ameisenhügel am Waldesrand im gelungenen Zusammenhalt und Zusammenspiel zustande bringt. Spöttisch, ein geistiges Tierreich, das als großes Ganzes weder vom Instinkt noch vom Geist her funktioniert.
Dieses heillose Ganze neu komponiert und begriffen, vornweg rein gedanklich, intelligibel, als Wissenschaft der Logik. Wie schon gesagt, einige Jahre nach dem Erscheinen der Phänomenologie und mit einem Blick von höherer Warte auf das Vorhaben, von gefestigter Übersicht und neuer Einsicht in die Dinge getragen, ein erneutes ans Werk gehen, dieses Weltganze für allseitige Verschlüssigung ins Visier nehmen und als geistiges Lagebewusstsein für Geltung, Gültigkeit, Revision und Neubestimmung des Ganzen, dem vernünftigen Stand der durchmusterten Gedanken nach als begriffene Welt des absoluten Ganzen vorlegen. Es ist das, was mit Blick auf den universellen Geltungsanspruch treffend als eine "Kopfgeburt" genannt werden kann.
Worum ist es Hegel zu tun? Worin besteht der Aha-Blitz des Gedankens, das Zentrum, der Dreh- und Angelpunkt des Gedanklichen, das neue Allerheiligste, der neue Gottesblitz? Es geht um das absolute Denken des Denkens, genauer um das Erfassen und Verfassen des Denkvermögens als geistiges Vermögen überhaupt, in Vernunft und Wirklichkeit, in Wirklichkeit und Vernunft der Wahrheit gemäß. In der „großen Logik“ gibt sich Hegel bescheidener als in der „Phänomenologie“, nimmt zunächst Wahrheit nur als Wissen vom Gegenstand als Objekt auf, griechisch-antik, hält sich im Anspruch noch bedeckt, zurück. Der „kleinen Logik“ wird auch das Wissen von sich als Subjekt, hinauf zu Kant, im Vorbegriff weitläufig in den Etappen hinzugefügt.
Darüber hinaus wird von Hegel im Fortgang des eigenen Philosophierens das Wissen vom ideellen Weltganzen als phänomenologischer Vernunftbegriff erfasst und auch hier und da, der Schlüssigkeit gegen bloß vorstellungsmäßig plausibles Halbwissen geschuldet, neu gefasst, etwas ausgelassen hier oder da hinzugefügt. Für Hegel unproblematisch. Das Mitdenken ist den Gläubigen erspart, sie sind bloß Hörige für äußerlich sonores Attachement. Oder Küstensegler, denen das offene Meer den festgezurrten Vertrautsheitsbezug nimmt, die sich darum auf keine Odyssee eingelassen, keine neuen Ufer und Küsten kennengelernt und erkundet haben. Etwas ganz wissen wollen, es aber nur halb oder einseitig ausschreiben oder auch gleichgültig ignorieren, hilft nicht weiter. Jedoch: Imperfektes passiert, fordert Überholung heraus. Hegel nimmt die Gelegenheiten als Anstoß zu einem Lerngewinn wahr.
Drei Wahrheitsbegriffe sind es, die Denken und Sein aufeinander beziehen, für die sich Hegel auf dem Weg des Denkens weiß. Diese drei Wahrheitsbegriffe bestehen allerdings für Polyhistoren vermengt und die wissenschaftlichen Interessen nur je für sich, sind noch zusammenhanglos, fallen interdependenzlos auseinander, beziehen sich nicht aufeinander, spielen nicht ineinander, begreifen sich nicht gemeinschaftlich füreinander: Natur – Welt – Geist.
Es geht sozusagen also um die von Hegel geleistete strategische Erfassung und Ausleuchtung des Denkvermögens, um seinen Gipfelpunkt im Wesentlichen, um den Logos des Wissenschaftlichen seiner Wissenschaft der Logik, um den labyrinthischen Hegel-Wald überhaupt durchdringen, ihm das Wesentliche abgewinnen und für den Fortschritt zu neuen vernünftigen und wirklichen Gipfelhöhen menschheitlicher Aufgabenstellungen und Herausforderungen hinter sich lassen zu können.
Hegels Feingespinst der „Wissenschaft der Logik“ lässt im Wesentlichen einige seiner strukturellen Ansätze und Zugriffe wie Türöffner erkennen, die Zugänge und Sichtweisen auf das vorhandene Ganze in Wahrheit eröffnen. Es sind Schemata, die thematisch vertikal und horizontal gliedern, Einsicht für Folgerichtigkeit, Schlüssigkeit und Vollständigkeit schaffen, um sachlich und selbstkritisch vertraute und oft wiederkehrende Stützpunkte oder formelle Momente bewusst zu vergewissern. In der Tat. Die Zumutung ist groß, kommt einer Provokation gleich. Doch die menschheitliche Lage auf dem Planeten Erde mit der hervorgebrachten Lebenswelt ist bedroht. Das Ganze ist anarchischer Gemeingefährlichkeit ausgeliefert, sich als Ganzes in den Widersprüchen handlungslos treiben zu lassen, vielleicht noch auf eine Nische für sich zu hoffen. Die Frage nach der besten aller Welten, als könnten wir in eine solche hüpfen, stellt sich angesichts der düsteren Aussichten nicht. Sehr wohl aber, ob wir es uns noch leisten können, den Krieg als heißes Ausfallstor beizubehalten, ob wir Kipppunkte der Naturveränderungen zulassen und ob wir durch mittelbares beziehungsweise indirektes Bewirken in unserem von Selbstsucht geprägten Tun und Lassen Lebensgrundlagen nach wie vor schädigen und friedlose Völkerbewegungen in Gang setzen. Es gibt kein Zurück zu verklärten Zeiten der Vergangenheit und kein Voraus zu luftig utopischen Vorstellungen der Zukunft. Herausgefordert ist jedoch die gegenwärtige Wahrheit des Ganzen für vordringliche Antworten der Vernunft, die ursächlichen Fehlerquellen zu tilgen.
Wir sind unwiderruflich für uns selbst Bürger der zweiten respektive der intelligiblen Welt, als intakte Handlungseinheit herausgefordert, aber, von kleinen Besinnungspausen abgesehen, miserabel geblieben und müssen uns nach blindem Erdenbefall den selbstverursachten Herausforderungen durch aufgebotene Wissenschaftslogik für das geistige Weltganze stellen, um handlungsorientiert zu wissen, welcherart wir herausgefordert sind und wofür wir bürgen, stehen und fallen. Angeknackst die Autorität Gottes, sein Versprechen bezüglich der Nachkommenschaft wie Sterne am Himmel, des Landes, reich an Milch und Honig, ohne die Ambivalenz mitzuteilen, was die Tragfähigkeit der Lebenswelt von der Lokalität der Natur her angeht, erschließbar und geschützt, das Leben mit anderen in Möglichkeiten und Grenzen friedensfähig, überhaupt auf einem noch abenteuerlichen Planeten, nur zu einem kleinen Teil bekannt und vertraut und auch hier vor Räuberei und Kriegen nicht sicher, ja, ohne auf all das hinzuweisen und dem Nachdenken aufzugeben.
Zu den Denkfiguren nun: Voran geht es objektbezogen um Unmittelbares – Mittelbares – Vermittelndes, nicht nur direkt und indirekt aufeinander beziehend, sondern auch vermittelnd; subjektbezogen um Ansichsein – Fürsichsein – Beisich(selbst)sein, nicht nur objektiv und subjektiv, sondern wesentlich ideell; dialektikbezogen um Position – Negation – Negation der Negation, nicht nur als negative Dialektik eines Weiter-So, sondern als affirmative, gedoppelte, für einen Weg der Mitte; ideebezogen überhaupt, das als dreifache Identität der jeweiligen Subjekt-Objekt-Stellung: wissenschaftslogisch – naturphilosophisch - geistesphilosophisch. Ein komplexes Ganzes in Wahrheit tatsächlich vorgezeichnet, nur noch digital heutzutage zu bändigen, um es vernunfterschlossen in gebotener Einfachheit für Meisterung – Beherrschung – Steuerung notwendig und allgemein zurückzuerhalten.
Es macht der Außenbezug der Seinslehre den Anfang, der Qualität, der Quantität und dem Maß nach bestimmt. Das Qualitative als eigentümlich Beschaffenes, dass es ist: Dasein, was es ist: Etwas, entstehend und vergehend, endlich und unendlich ineinander, eins für alle allgemein, Vielheit für dieses wie anderes als Quantitatives von Quanten gegeben, relativ erfasst als Maximum und Minimum, Extension und Intension, Attraktion und Repulsion, als kontinuierliche und diskrete Größe, grenzenloser und endloser Progress als hervortretende und verschwindende Größen, Zusammenhänge im Maß als Nenner und Zähler aufeinander wie auch auf verschiedene Zustandsbereiche bezogen und als das jeweils Wirkliche erfasst.
Der Innenbezug setzt den Außenbezug zum Schein herunter, geht hinter den Vorhang, reflektiert als Hineinleuchten und Hervorscheinen, um so das Unsichtbare, Verborgene in Sichtbarkeit und Unverborgenheit hervorzuholen, von Hegel als Lehre vom Wesen, seiner Erscheinung und in ihrem Wirklichkeitsgehalt erfasst und gefasst. Das auf sich selbst bezogene Ganze mit sich identisch, es als Gebrochenes, als Entzweites, in sich den Unterschied setzend, von Merkmalen des Scheins zum Ding von Eigenschaften, zu Grund und Folge, als auftretendes Erscheinen des Zusammenhangs die Erscheinung des Wesens, es ursächlich wirkend und bewirkend und in gegenseitiger Wechselwirkung von potentialiter und aktualiter als wirkende Wirklichkeit des reflektierten Ganzen begreifend.
Zwei Bereiche, das konstatierte Außen und reflektierte Innen, stehen je für sich, einander jedoch noch unbegriffen gegenüber. Das Aufeinanderbeziehen und Vermitteln zum identischen Anundfürsichsein leistet die Begriffslehre. Im Gespräch mit Schelling hat Hegel die Wichtigkeit betont, dass der Gattungsvernunft als Subjekt größte Aufmerksamkeit und Exponierung zu gelten habe. Diesen Anspruch im Hinblick auf das Subjekt löst Hegel mit der Begriffslehre durch das Begreifende und zugleich Vorausgreifende von Begriff, Urteil und Schluss ein. Das Einzelne und Allgemeine sind qualitativ identisch, von der Quantität in partikularen Größen unbetroffen. Das Urteil regiert nicht mehr pars pro toto, sondern als aufgegebene Übereinstimmung der Teile, dem bloß unmittelbaren Schluss entgegen. Im deduktiven Schließen stellt der Untersatz für den Satz der Schlussfolgerung die Identität mit dem Obersatz her. Dem Besonderen als Mittelbegriff kommt große Wichtigkeit zu, es trifft oder verfehlt formelle und inhaltliche Schlüssigkeit des Vernunftanspruchs. So simpel das scheint, so schwer tut sich das gewöhnliche Denken damit, dass Menschenwürde als Wort allein nicht reicht, um Menschheitliches sogleich darin präsent zu haben und darum attributiv „unteilbar“ hinzufügt, dem Abspalten von Gattungsschattierungen entgegen.
Dem durch Vermittlung von Sein und Wesen hervorgebrachten Begriff als Subjekt steht das Objekt als Totalität des Ganzen gegenüber, und zwar als Natur: vom allgemeinen Sternenhimmel her, hin zu den besonderen Sternenkonstellationen und letztlich zu den einzelnen Körpern. Hegel hat aus gutem Grund auf Leibnitz zurückgegriffen, der die Totalität als monadisch prästabilisierte Harmonie durch points métaphysiques vorgezeichnet hat und sie für Gedankendinge auftut, und zwar durch das Substrat der Punktualisierung materialiter, auf die ein mathematischer Schlüssel zu gesetzlichen Zahlenverhältnissen, Konfigurationen und Äquivalenzen passt.
Was die Himmelsmechanik betrifft, verläuft sie äußerlich insgesamt als Wechselwirkungsgeschehen, von besonderen Sternenkonstellationen her vom Zentralgestirn bestimmt und was den einzelnen Körper angeht: immanent, chemisch verstanden als trennen und verbinden, sich ineinander vollenden, Entelechie, nach innen gerichtet, noch nicht nach außen, verändernd, sondern selbstbezüglich, aber neugestaltend, und zwar vom innewohnenden Telos her bestimmt, stufentreibend, bezweckend, über sich hinaus, Formen des Lebens, blind voran, noch nicht sehend und vom subjektiven Zweck bestimmt, ein Umsetzen des Begriffs, vom innerlich Gesetzten zum äußerlich Umgesetzten mittelbestimmt, gegen die zufällige Umsetzung wirkend, aber im Einklang mit der gesetzlichen Natur zur gestaltbaren und hervorgestalteten Objektivität.
Hegels Objektbegriff, nach einem viertel Jahrtausend offensichtlich, lässt zu wünschen übrig, hat keine weitere Ausdifferenzierung im gedanklichen Grundverständnis erfahren, ihn auf den geschehenen Fortschritt durch die industrielle Revolution zu orientieren, auf den Stand zu bringen. Die Denker der Zunft sind mit Blick auf die Hegelsche Ästhetik nicht stutzig geworden, als der „Hammer“ als Produktionsinstrument über bloßes Konsumieren hinaus gerühmt wird. Doch einer aus der Zunft ist verwegen geworden, der im Hammer den des germanischen Gottes Donar verspürt hat und den europäischen Geist den Weg neu bedeutet hat, wie man denn mit dem Hammer philosophiert, sich arisch zum Subjekt gegen inferiores Krüppzeug adelt und ohne schlechtes Gewissen Lebenswelten zerstört und denkerisch sogar als missraten sucht auszulöschen. Diesem mephistophelischen Einflüsterer, ein selbstherrlicher intelligenter Tyrann, der seine Entthronung und seinen vom Schicksal ereilten Schlag nicht verwunden hat, ist keine Ehre mehr anzutun und wo sie aufsehenerregend am Aufschneider gesehen worden ist, ist sie Lorbeer gewesen, der längst anderen gehört hat. Wer diesem Wahnbefangenen noch die philosophische Ehre der Berufung auf stützende Autorität in Zitaten antut, hat nicht wirklich begriffen, dass dieser Einwerber für die Dystopie in die Annalen der Irrlichterei gehört.
Was mit Nietzsche der Philosophie passiert ist, muss auch mit Luther und Paulus auf dem Feld der Religion gesehen werden. Es geht um den Umgang mit diesen Größen, die unkritische Verklärungsweise, die keine Dunkelflecken mehr kennt und mit Strahlenglanz überspielt und unkritisches Verhalten einübt, der eigenen Nestbeschmutzung entgegen. Es steht Luther unausgesprochen als negatives Exempel einer bloßen Gesinnungsethik, einer, der für seine Sache steht und nicht anders kann, einer, der sich keine Gedanken über denkbare Folgen gemacht hat, aber der durch die Folgen, nämlich sich tatsächlich aufschaukelnder Religionskriege, die von ihm weder gesehen noch antizipiert worden sind, die aber die sogenannte Verantwortungsethik auf den Plan gerufen haben. Von seinem Judenhass nicht mehr zu reden, sei es durch Berufung auf ihn oder die Bibel. Den evangelischen Christen müssen nicht Schluckbeschwerden im Umgang mit Luther kommen, wenn sie auf die Geschichte vom Saulus zum Paulus gucken, der nicht mehr den Vorteil durch redaktionelle Auslassungen wie bei der Jesusgeschichte hatte und seine schlimme Vorgeschichte der Christenverfolgung nicht verbergen konnte. Das Feld der Aufklärung ist, was mit Hegel in die Selbstkritik führt, sich selbst wahrnehmen, dem Tenor der Zeit à la Kant folgend: kritisch, und zwar bis heute aufarbeitungsbedürftig, nicht bloß als Erfolgsgewissen in sachlicher Hinsicht der Interessen, sondern neu hinzutretend als moralisches Gewissen in subjektiver Hinsicht, was Wert und Würde hat, selbstbewusst und selbstkritisch, menschheitlich.
Der Hammer als Repräsentant einer neuen Lebenswirklichkeit ist reflektierter zu begreifen, er steht für größere Wirkungskraft und künstliche Leiblichkeitserweiterung des Menschen durch Mechanisierung, Maschinisierung, Automatisierung und Roboterisierung, schließlich der Erweiterung des Gedächtnisvermögens und der daraus resultierenden Weiterung für Denkoperationen der Konstruktion, Ausführung, Kontrolle und Steuerung. Im Wesentlichen: Produktivität als Schematismus der Hochtechnologie für unternehmerische Ambitionen, ermöglicht durch kapitalistischen Wetteifer, entfesselt als eine Welt in sich nach dem Raubtiermuster der Kleinen für die Großen und diese für die noch Größeren bis hinauf zur planetarischen Weltmarktgrenze. Noch nicht im Blick die Nebenfolgen, die im Gefolge einer zahnlosen Ethik dem Selbstbetrug, ob Atom – Gen – Bit im Verzicht auf Gesetzesschärfe zum Opfer fallen. Hegel hat Klimakrise, atomare Weltzerstörung, Menschenversuche, ein planetarisches Desaster der entfesselten Selbstverursachung überhaupt nicht vorausgesehen, aber er hat für das sichselbstgesetzliche Denken das Polaritätsmodell der Erde, des Menschen und der Weltarche im Kräftespiel für die Syntheseeinheit ernst genommen, keine einäugige Analytik betrieben, die Dialektik nicht bloß als Dual aufgeboten und die Synthese nicht (!) als verkehrte Welt einer bloß hälftigen Wahrheit von Denken und Sein und umgekehrt von Sein und Denken zugesprochen, sondern noch einmal ebenso für die andere Hemisphäre aufgegeben, beide Hälften schlussendlich zur handlungsbefreienden Einheit des Ganzen aufzuheben: Wissen für die politischen Akteure. Wir sind noch weit entfernt davon!
Ein Kuriosum: In der großen Logik hat Hegel seine erste Liebesgeschichte der blinden Triebspannung in Sprache der Logik, als chemisches Wirken „gebeichtet“ und zweckbewusst für den selbstbestimmten Neuentwurf auf Geistesebene umgesetzt, nicht mehr vom Ziel der Triebentladung primär bestimmt. Die Kennzeichnung der Erfahrung, sozusagen Schnittmenge des Menschlichen, Chemischen und Logischen, ist mit den „Wahlverwandtschaften“ bei Goethe sinnvoll und vorstellungskräftig getroffen. Leibnitz und der Stand der Chemie heute allerdings in Ehren, der aufleuchtende Zweckbegriff, eben das Surplus über bloße „causa finalis“ hinaus, spielt das Momentum der befreienden Umkehrung der Ursache-Wirkungs-Relation ein, nämlich nicht mehr in Gänze der Naturkausalität zu unterliegen und ihr Unterworfener zu sein. Als selbstbestimmte Verfügbarkeit der Zweck-Mittel-Relation, die Karl Rosenkranz als Gegenstück zur Ursache-Wirkung-Relation gesehen hat, das hat ihn veranlasst, die offensichtliche Komplementarität dieser aufeinander verweisenden Größen schon der Wesenslehre einzufügen und aus der Begriffslehre herauszunehmen, sozusagen schon „geistesphilosophisch“ vom Menschen und seiner Freiheit her gesehen. Wer Hegels Logik genauer liest, kann einerseits die von Rosenkranz vorgenommene Umquartierung der Zweck-Mittel-Figur von der Begriffslehre in die Wesenslehre hinein, der Ursache-Wirkung-Figur zugesellend, nicht tadeln, doch entsteht dadurch andererseits eine Lücke, dem subjektiven Begriff keinen objektiven Gegenstand explizit zuzuweisen, eine Lücke, die mit Gedankensprung zur „Ideologie“ ´überbrückt wird. Nicht unwichtig zu wissen: Rosenkranz zeichnet das reelle Wesen der Großideologien ohne das große Naturobjekt mit eigenen Bestimmungen, die zu beachten sind, vor und an Hegels Logik wird dieses Defizit des Denkens heute insbesondere am Klimawandel und an der Veränderung von Lebensbedingungen sichtbar.
Zurück zum Logischen: Hegel selbst bezieht sich an etlichen Stellen auf ein Hintergrundwissen, das sich mit seiner parallelisierten Lebenserfahrung wie an falscher Stelle liest, aber die Frage aufkommen lässt, ob die mühsame Denkarbeit für den Nachvollzug des häufig spröde Mitgeteilten nicht vergleichbar leichter hätte ausfallen können, nämlich häufiger und weniger begriffssteril auch Anhalts- und Bezugspunkte des Hineinfindens in die begriffliche Entwicklung zu liefern, die das Durchdenken erleichtern. Ob Leibnitz ohne Fibonacci die mathematische Innenseite der Natur auf points métaphysiques erkannt hätte, sei dahingestellt. Leibnitz, ohne Fibonacci gelesen zu haben, kann selbst für Kreise der philosophischen Zunft als Rätselraten und große Irritation in Bezug auf die Monadenlehre verstanden werden. Für deutsche Leser, nicht für den italienischen und französischen, ist Anna Cerasoli mit ihren eingängigen und griffigen Lehrstücken auf dem philosophisch-mathematischen Feld unauffindbar. Was Hegels hintergründig aufscheinendes Geständnis angeht, da gewinnt Sören Kierkegaard eine gewisse neue Bedeutung. Seine Hegel-Kritik, die fürs eigene Schaffen von der Anleihe getragen ist, mutet selbstvergrößernd an. Es malt Kierkegaard nur sinnlich-dogmatisch aus, was Hegel in der Wissenschaftslogik als Lebenserfahrung und Erklärungsmuster mit zwei Entwicklungschritten vorgezeichnet hat und da räsoniert Kierkegaard als Kleingeist im Zeitgeist mit seinem europaweit beachteten Werk: „Entweder – Oder“ gegen den Aufbieter einer Erfassung des vielgliedrig großen intelligiblen Ganzen, das für uns Heutige zur qualitativ ersten lebenswichtigen Natur geworden ist. Eine eklatante Diskrepanz in dieser Hinsicht zeigt sich, was denn den Bildungsstand der Programmierer der digitalen Welt mit globalen Weltveränderungen angeht, kann das doch nicht mit solcher planetarischen Machtausübung mathematischen Fachidioten überlassen sein, die auf das wahre Ganze gesehen, in das sie eingreifen, nicht wissen, was sie tun!
Gegen den gerühmten Kierkegaard mit dem disjunktiven Entweder-oder steht Hegel für ein Sowohl-als-auch, ästhetisch registriert, die romanhafte Liebesgeschichte als eine jugendliche hörnerabstoßende Phase, gefolgt vom bürgerlichen Leben und einer Liebe, die sich zum Hauskreuz wandelt. Das Wesentliche von Hegel als sittliche Größe und rechtsphilosophisch als Familienbegriff gefasst. Kierkegaard lässt disjunktiv zwei Lebenserfahrungen auseinanderfallen, die ästhetische und ethische, was wilde Ehe der Leidenschaft und christliche Entschlossenheit zum göttlichen Ehebund geheißen hat. Das hat die europäischen Geister über Gebühr sinnlichkeitshörig beschäftigt, sie nicht über industrielle Revolution und staatliche Ambitionen in Auswirkungen auf Lebensglück, Eheleute und Familienleben nachdenken lassen und auch nicht angespornt, das Heraufziehen und Zusammenbrauen einer sich transformierenden Weltwirklichkeit als denkerische Herausforderung zu begreifen, die mit dem unbescheidenen Diktum und ökonomischen Tunnelblick von Marx im Weiteren theorielos in Bezug auf ein vielgliedriges, substanzielles Ganzes den Freifahrtschein der revolutionären Praxis erhalten hat: Macht mal, wird schon werden! Besseres schaffen wollen ohne das Gewusst-wie! Von der nackten, nachdrücklichen Waffengewalt in Händen der Ideologie abgesehen.
Schlussgestalt der Logik: Objektivität und Subjektivität haben sich zur Einheit gegenseitig erschlossen und heben sich zum ideellen Begriff absolut auf. Es überschreitet die sich wissende lebendige Idee des Lebens, des Lebendigen, sich stärkend und kraftvoll in ihrem Hervorgang von Anfang an und blickt auf ihre Potentialität wie auf ihre erreichte Aktualität als Resultat zurück, fasst sich durch Rücksichtliches und Voraussichtliches durch Selbstbegreifen für Selbstvermittlung zusammen, für den universellen Geist der Vernunft, aufwartend mit dem Verdichteten, der Leitidee für alle und alles, für samt und sonders, für jede und jeden, was Definition, Lehrsätze, das Erkennen und Wollen, die Einheit von Theorie und Praxis, nicht zuletzt die Verantwortung für die Wahrheit von Denken und Sein und umgekehrt, Wahrheit als Bewähren und Bewahrheiten – was rücksichtlich und voraussichtlich die Hinterlassenschaft und das offensichtlich Unterlassene und Ausstehende vor dem Richterstuhl der Weltvernunft angeht.
Schlussendlich eine Wahrnehmung, die mir an Hegels Einteilung der Logik nicht durch Evidenz plausibel gewesen ist, sondern auf lange Zeit kurios vorgekommen ist, betrifft die Zweiteilung der Logik als objektive und subjektive. Eine Erklärung dafür ist mir auch bei anderen Hegel-Exegeten nicht begegnet. Doch mit der digitalen Revolution ist mir für die neue digitale Lebenswirklichkeit, die in toto an neue, nicht weniger fürchterliche „Supermänner“ denken lässt, die dem Weltganzen mit ihrem greifbaren Unverstand und viel Unvernunft vorstehen, bewusst geworden, dass ganzheitliche Vernunfterschließung durch das Bildungs- und Erziehungswesen vonnöten ist und weltöffentlich als objektive Kritik und subjektive Selbstkritik vorangehen muss. Wir sind zur intelligiblen Hochleistung und Einsichtsfähigkeit verdammt, dass wir das Wissenschaftsprinzip für das Weltganze ernst nehmen müssen. Ein vorgängig ontologisches Einspielen, Aufarbeiten und Auskristallisieren des Lebensweltlichen und schulisch Erlernten, insbesondere was Naturwissenschaft und die objektive Logik auf den gegenseitigen Prüfstand stellen angeht, ist für systemische Rationalität und den vernünftigen Zugriff vonnöten. Auch das, was Geisteswissenschaft und subjektive Logik auf den gegenseitigen Prüfstand äquivalenter Denkstrukturen für Systembildung stellt und rationalisiert, das ermittelte Freiheitsvermögen beider Bereiche vermittelt und für die gewusste Handlungsfreiheit der Politik mit Interessen und Werten erschließt, gehört vom zwischenmenschlichen Pol dazu.
In solchem curricular Aufgegebensein vollzieht sich generativer Fortschritt im vorzeichnenden Projekt als Grundlegung, als erfahrbare Vermittlungsgröße, als das Ringen um die Idee der zu vermittelnden Lösungsideen: Natur – Welt – Mensch in Bezug aufeinander, diese großen Drei, von Problemen, Dilemmata und Konflikten betroffen, verträglich, vernünftig, lebenswert neu ins Bewusstsein zu heben. Humboldt für das Studieren in „hilfreicher Einsamkeit“ in Ehren, sicher denkwürdig, aber nicht mehr auf der Höhe der Zeiit. Jedoch Schule muss via Projektmethode mit vertiefenden Wiederholungen nachhaltig vorangehen, das Zusammenwirken der drei Gewalten zum vernünftigen Zusammenspiel einprägen. Es muss der allteilige Geist regieren und das Ineinanderspiel der erfassten und betriebenen Größen von Natur – Welt – Mensch handeln, sie als Lebenskreis von Lebenskreisen wie Teller auf dem Bambusstab in Harmonie zueinander zu betätigen und zu halten suchen. Platons Zöglinge, den Philosophenkönig als Ziel vor Augen, der sie alle mit ausgestatteter Menschenwürde im Vernunftstaat nach innen und außen sind, aber nur kooperationsunfähig für das Ganze der Teile qualifiziert, sollten schulisch von diesem Defizit her längst ausgespielt haben und vorzeichnende Philosophie ist gehalten, interdisziplinär voranzugehen, der negativen Dialektik der Einäugigen, der verkehrten Welt hörig , die Selbstherrlichen nicht zu vergessen, diesen Selbstverfehlungen eines vernünftigen Zusammenspiels entgegen!