top of page

Philosophieren heute

Mon Frère – für ihn ein Denkmal auf hohem Sockel der Ehre!

 

        Und plötzlich eine verselbstständigte  Schreibfeder.

I/II

Mit der kalten Dusche voll ins Gesicht beginnend:

 

Universelles Denken auf intelligibler Ebene, es ist dem empirischen Denken verwehrt. Der Grund dafür: Was empirisches Denken heißt, setzt die Erfahrung für einen Ableitungssatz voraus, eine unleidliche Erfahrung, die künftighin, was zumeist einen „bösen“ Wiederholungsfall angeht, verhindert werden soll, nämlich wieder auf die Nase zu fallen. Es weiß sich das Hinsehen und Wahrnehmen induktiv unterwegs, schreitet vom Einzelnen zum Allgemeinen, stößt auf das Beispiel seiner Widerlegung, nicht allgemein zu sein, sondern nur als Besonderes unter vielerlei Besonderem zu gelten, trifft insofern stets nur vorläufige Allaussagen hinsichtlich der Allgemeinheit, ist unermüdlich bemüht in neuen Anläufen, als stünde es vor einem Fass ohne Boden, vor so vielen Neuerfahrungen, die es von der Erfahrungsgüte her gesehen im schlechten Fall zu verhindern, im guten  als Erfahrungssatz und Weisheit zu schätzen und zu pflegen gilt.

 

Was den absoluten Fall angeht, die rein deduktive Ableitung, schafft dieses Denken gerade die absolute Allaussage des sterblichen Menschen. Und schon alsbald darauf die Unsterblichkeitsbehauptung, christologisch in neuer Qualität in die Welt gekommen.  Ein Widerstreit zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Sozusagen steht das pragmatische Bewusstsein in Auseinandersetzung mit den tagtäglichen Realitäten schon wieder im Wald, stößt wieder und wieder auf Holzwege, folgt dem Falsifikationsprinzip in den Erfahrungsgegenständen endlos gegen die Schar der Gläubigen, die unbeirrbar überkommene Glaubenssätze festhalten, wohingegen weltläufiges wissenschaftliches Bewusstsein stets der Vorläufigkeit ausgesetzt ist, nämlich von vermeintlicher Allgemeinheit seiner Aussagen auf die Kategorie Besonderheit von Art und Sorte heruntergestuft zu werden.

 

Überholte Verallgemeinerungen, zum irreführenden Vorurteil abgesunken, machen sich nicht gut. Sie gleichen Wetterregeln, auf die kein Verlass ist, von denen viele auch nicht lassen möchten. Besser einen kleinen Hinweis zu haben als gar nichts. Die Schwierigkeit des Wunsches nach unbedingter Orientierung: Das Denken vermag sich nicht absolut vernünftig durch und für  das Wirkliche zu denken, als Vernunft mit dieser in Übereinstimmung zu sein, um beispielsweise auf schlagende Weise durch intelligente Gedankenoperationen schlimmen Fallerfahrungen zuvorzukommen, vergleichbar der untrüglichen Orientierung an den Sternen auf dem Meer, um aus der Richtungsverlorenheit herauszufinden und den Kurs zum anzulaufenden Hafen bestimmen zu können.

 

Von der Sternenorientierung auf dem Meer her, jedoch davon weitab landeinwärts registrierbar, nicht mehr bedingungsgleich, was zu berücksichtigen ist, besteht auch  nach wie vor keine allgemeine Wissenswelt der Menschen mehr, welche von unumstößlicher Gewissheit universell erschlossener Aussagen getragen ist, um nicht blindem Schicksal ausgeliefert zu sein. Es herrscht Kakophonie. Vieldeutigkeit. Ein Problem für sich. Der Gottesanspruch hat sich durch Unbeweisbarkeit des Geglaubten an der faktischen Wirklichkeit widerlegt und ist auch mit ewigen Wahrheiten, neuen Deutungen und Erklärungsversuchen gescheitert. Gebote Gottes, nur kulturkreisspezifisch noch getragen und gestützt, von erdenweit geltenden Gesetzen, aber auch vom Tun und Lassen konkurrierender organisierter Produktionsmaschinerien der Bedürfnisbefriedigung relativiert.

 

Der Wetterregeln eingedenk: Am ermächtigten Subjekt hirnrissig unverändert festhalten, von ihm angeleitet und geschickt zu werden, sich willfährig und selbstbetroffen an einem Punkt getäuscht erleben und  vom  Zustand ereilt, sich leugnend, irritationslos oder sich prüfend, nicht fantasiert zu haben oder nur auf Arten und Abarten, ob  aus dem Reich der Steine, Pflanzen, Tiere oder Menschen, wieder einmal rein zufällig bloß auf jene Ausnahme von der Regel  gestoßen zu sein. Wie denn nur weiter, über angepriesene Weisheiten wie jene der Wetterregeln hinaus?

 

Alles Verinnerlichte des Erlebten, Erfahrenen und Überkommenen bleibt bloß der unreinen Vorstellungsebene des Vergänglichen verhaftet, ist festgebunden an ein unwirkliches Subjekt, noch nicht rein gedanklich frei und zwingend auf der intelligiblen Ebene, durch eine unbedingte Gedanklichkeit selbst, nämlich mit seinem Geltungsanspruch, unabweisbar,  nicht nur stellungsbestimmt als Objekt betroffen, beschwert und festgezurrt, sondern auch als Subjekt selbstbestimmend , berechtigt und frei zu sein, je nach Maßgabe der Vernunft, als wirklich bleibendes Wissen im vernünftigen Blick auf das Ganze der Dinge und sich selbst in Übereinstimmung, von der Wahrheit her und zur Wahrheit hin. Allein es fehlt an Einsicht in das Unbedingte und zu Begreifende des intelligiblen Prinzips: Einheit der Spiegelbildlichkeit des Entgegengesetzten in der Ganzheit von Natur und Mensch, das sich einander Entsprechende als Weltvermittlung geistig erkannt und vernünftig anleitend ausgerichtet zu wissen und wollen und handeln zu können.  All dies gründlicher zu verstehen, dem besseren Verständnis der geistigen Welt aufzuschließen und Anstöße für Nachdenklichkeit und neues Erkennen zu geben, ist hier Anliegen. Auf dem Prüfstand des Denkens stehen Anspruch auf Wirklichkeit  und  Wirklichkeit des Anspruchs, die sich  gegenseitig prüfen und den Widerspruchsgeist zu höherer Einsicht in den Zusammenhang  führen.

 

Mathematik spielt zuvörderst das objektiv Gedankliche ein, dem Sprachlichen schon erläuterungsweise verschwistert, als ein Sprechen über das jeweilige mathematische Tun, es auf seine Begrifflichkeit stoßend,  von woher und wie, teils als zahl- und merkmalsgebundene Wissensstücke (Wünsche, Tierhufe, Wochentage), teils als anschauliches Apfelrechnen, teils als abstraktes Zahlenrechnen. Noch nicht als unbedingtes Platzhalterrechnen, der sinnlichen Anschauung von Gegenständen entzogen. Das Ausstehende: Algebra. Buchstabenrechnen. Buchstaben als Komprimierungsgrößen, als Platzhalter für Erweiterbares und Vertiefbares, Klammerausdrücke, konstellativ und operativ. Neuerschließung eines Forschungsfeldes, auf Gesetze und Gesetzmäßigkeiten für Anwendungen auf Einzustellendes und auf das formelhaft Vorgegebene hinaus. Mehr noch, über das verschieden Äußerliche von Mensch und Natur hinaus, das jeweilige Innere als Unterschied und mathematische Verhältnissetzung, als aufzufindende Kopula, welche die schaffende und geschaffene Natur zum Vorschein bringt, das wechselseitig Ebenbildliche begreifend, wodurch das aufschließende Momentum ist. Doch das ist erst auf einer höheren Erkenntnisebene zu verstehen. Hier geht es um einen elementaren Anfang, um ein reelles herantappendes Beispiel und Muster, von dem der geplatzte Knoten der Bewusstwerdung ausgegangen ist.

 

Es ist die Geschichte vom Bruder Theo aus Kindertagen. Kurz zum Sachverhalt. Einen Volksempfänger reparieren. Es reichte Klopfen und Schütteln nicht hin, um einen unterstellten Wackelkontakt zu beseitigen. Es wollte mir der ältere Bruder Theo zeigen, wie gut er ist und dass er Ahnung vom Radio hat. Gespannt und mit großen Augen schaute ich ihm zu, wie er die Reparatur zelebrierte. Ein Tafelmesser als Schraubenzieher. Damit begann die Prozedur, das Gerät stückweise auseinanderzunehmen, die Teile zu begutachten, Verdrahtungen zu zupfen und all das für mich, dem Zuschauer und Zuhörer, wie ein Fachmann zu kommentieren. Zuversichtlich zwinkerte er mir zu, geduldig und gespannt schaute ich ihm zu, wie er das Gerät auseinandernahm, wartete auf sein Heureka! Vergebens. Na ja, um es kurz zu machen: Gefunden hat er nichts. Wie sollte er auch denn, lagen die vielen Teile wie ein hingewürfeltes Puzzle auf dem Tisch. Wie sollte so Fehlersuche und Funktionsprüfung des Radios möglich sein? Nach geraumer Zeit hatte er keine Lust mehr, zuckte mit den Achseln, hatte wohl seine Neugier befriedigt und wollte dann das Gerät wieder zusammenbauen. Vielleicht würde es ja nach dieser Operation wieder funktionieren. Er hatte auch eine Menge Teile wieder einbauen können, doch es blieben etliche Teile übrig und ein ratloser Blick ging von dem Gerät zu den Teilen und wieder zurück zum Gerät. Er erklärte mir nach einer Weile erfolglosen Mühens, dass er noch anderes zu erledigen habe, gab die überzähligen Teile in einen Beutel, schraubte die Rückwand vom Empfänger wieder an und sagte mir: Morgen ist auch noch ein Tag. Na ja. So ein Angeber. Ihm war auch nichts fürs eigene Können abzuschauen gewesen. Überhaupt, seine Fehlersuche kam mir seltsam vor. Er hätte doch fortwährend an verdächtigen Stellen und nach dem prüfenden Gewackel, Staub wegpusten und Zurechtbiegen alles wieder zusammenbauen und das Gerät einschalten müssen, um zu sehen, ob’s denn was gebracht hat. Nichts davon. Das stolze Auseinandernehmen, sich neugierig vorantastend bis zur letzten erreichbaren Schraube war alles. Was soll’s! Ich war mir nicht sicher, ob mich die vertagte Fortsetzung der Reparatur noch einmal reizen könnte. Theo hat keinen neuen Versuch unternommen und ich habe auch nicht mehr daran gedacht und die Sache vergessen.

 

Fünf Jahrzehnte später ist mir diese kleine Geschichte wieder eingefallen, die mir zum Musterbeispiel und Schlüssel für Hegels Kapitel „Kraft und Verstand, Erscheinung und übersinnliche Welt“ geworden ist, um auf einfache Weise hochabstraktes Begriffsdenken besser zu verstehen, das sozusagen den intelligiblen Gipfelpunkt des objektiven Bewusstseins erreicht und sogar dem Übergang zum Folgekapitel „Selbstbewusstsein“ noch ein Aha-Licht aufgesteckt hat. Mein Bruder Theo als Impulsgeber und dergestalt von der Erinnerung her mit einem unrühmlichen Malheur aufs Podest der Ehre gebracht!

 

Zur Sache nun. Am Bruder Theo ist mir eine geistige Denkfigur an dem gescheiterten Reparaturversuch begreifbar geworden, an einer selbstgestellten Aufgabe, von der Reparatur selbst einmal abgesehen, die er auch nicht geschafft hat. Es geht rein um eine Gleichung: Analyse = Synthese! Anders ausgedrückt: Ein Auseinandergenommenes wieder zusammenzusetzen und in den ursprünglichen Zustand zu bringen. Nochmals: Die Analyse, die für das Auseinandernehmen des Geräts steht = Synthese, die für den Rückbau aller Teile in den Zustand wie zuvor steht. Theos Finger haben die Arbeit mühelos im Auseinandernehmen des Gerätes geleistet. Ohne Probleme, was das vorsichtige Herauslösen und die Inaugenscheinnahme der Teile aus dem Gerät betrifft, jedoch nicht mehr erfolgreich im Rückbau der Einzelteile, ja, da reichte die Verstandeskraft meines lieben Bruders nicht mehr aus, um über die Erinnerung beziehungsweise über Eselsbrücken oder auch nur durch Zufall das Gerät wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen und alle Teile an der richtigen Stelle einzubauen.

 

Für Analyse und Synthese wäre wohl eine fachkundige Anleitung oder auch eine berufliche Ausbildung vonnöten gewesen. Das versteht sich eigentlich von selbst mit Blick auf einen Grünschnabel in Sachen Radio. Aber darum geht’s hier nicht. Eher ginge es beispielsweise um einen hilfreichen und einfachen Bauplan, wenn er denn die technische Zeichnung hätte lesen können. Was Bauplan heißt, das macht deutlich, dass die Gleichung einem aufgefundenen, entdeckten oder bestätigten Konstrukt in den jeweiligen Schritten von Analyse und Synthese entspringt, dem zunächst das Protokoll der Analyse vorausgeht, um die Synthese des Rückbaus danach im Rückwärtsgang leisten zu können. Was in den Schrittfolgen äußerlich vonstattengeht, hätte bei Theo innerlich als Protokolliertes in Bezug auf Analyse = Synthese gespeichert sein müssen. Er hatte sich nicht die Abfolge im Auseinandernehmen des Volksempfängers gemerkt und konnte darum auch nicht in umgekehrter Reihenfolge das Gerät wieder zusammenbauen. Ein Beleg dazu als mathematisches Muster, Gegenläufiges Tun zum Unterschied von Gleichungsseiten ausdrücken: Was Schulkinder im Mathematik-Unterricht als Rechenaufgabe sozusagen kürzelhaft lernen, leichter als das, wenn es, eine Verständnisstufe höher, um Textaufgaben gehen würde, darin die Rechenaufgabe zu erkennen und zu lösen.

 

a + b = x – b   II   (8 + 2 = 12 – 2)

a b = x : b   II   (5 2 = 50 : 5)

a – b = x +b   II   (8 – 2 = 4 + 2)

a : b = x b   II   (16 : 4 = 1 4)

 

*** 

*) Eine gewisse Aufmerksamkeit muss hier schon dem Gleichheitszeichen gelten. Der schematisch gedankenlose Gebrauch verdeckt für angewandte Mathematik mit Dingen, Sachen oder Gegenständen einen physikalisch zu bedenkenden Unterschied, der das resultative und prozessuale Momentum betrifft. Rein resultativ gesehen steht die Gleichung für das „Gleichgewicht“, wie ein vom Himmel gefallenes Wunder, prozessual dagegen lesbar als noch zu vollziehende Operation im „Ungleichgewicht“, die erst sukzessive das „Gleichgewicht“ erreicht und schlussendlich Vollendung der Gleichung ist. Mechanisch das Auffüllen der Waagschale, chemisch die Medikation für einen Patienten, teleologisch das Wachstum der Pflanze. Hegel hat auch eine Weile gebraucht, bis er das „Ansichsein“ eines auf sich beziehenden Seienden zur Dopplung von „potentialiter“ und „aktualiter“ begrifflich nachgeschärft und dem bloß überstülpenden Schematismus entzogen hat.

 

Die Einsichtnahme in ein Beispiel für „Umkehrfunktionen“ zeigt mir das herkömmliche Auseinanderfallen in zwei Gleichungen auf, nämlich zwei Rechenarten mit einem Ergebnis je für sich, die als Entgegengesetzte sich je durch operative Umkehrbarkeit gegenseitig in einer Gleichung aufheben lassen und die Äquivalenz des Unterschieds zur Lesart haben, als Rechenspiel, funktional, formell, inhaltslos. Da möchte ich doch bei den aufgeführten Beispielen plausibilitätshalber bleiben, da sie, physikalisch gesehen, gleichgewichtige Lastarme wie auch den für den aufruhenden Balken den tragenden Pfahl vorstellungskräftig darstellen, der die Schwerpunktmitte ausmacht. Mit Blick auf Hegels Polaritätsbegriff und der spiegelbildlichen Verkehrung der Pole kommt für die gegenläufigen Dopplungspole die Kreuzungsmitte der einteilenden und zusammenhaltenden Kraft zustande, die abstrakte Punktualität des zu denkenden Gleichheitszeichen als Kraft (!), welche die beiden Erscheinungsseiten der Pole als Kraftäußerung festhält, in sich tragstark aufhebt und im Äquatorbereich die Verkehrungsmomente der magnetisch tragenden Wirkkraft für das einander Entgegengesetzte findet und ausdrückt. Vorstellungskräftiger: Theo als Träger der beiden Lastarme.

 

Das Verständnis der entgegengesetzten Pole ist vom Kompass her gedacht, würde auch die Vermutung der Anwendbarkeit auf die Mitte der Erdkugel nahelegen. Die Erdmitte als Zentralkraft des körperlichen Ganzen im Zusammenspiel von Zentripetalkraft und Zentrifugalkraft. Das weitere Wort für ein Zahlenbeispiel geht dann doch an heutige Physiker und Mathematiker in Kooperation, nämlich ausgehend von Wilhelm Windelbands Zerscheidung, die Zerschiedenes als Gegenstand und Geschehen, Erklären und Verstehen, Nomothetisches (Gesetzgebendes) in der Naturwissenschaft und Idiographisches (Sinngebendes) in der Geisteswissenschaft zum kategorialen Polaritätsmodell im vernünftigen Weltbegriff zusammenzubringen sucht und nicht einpolig je als „verkehrte Welt“ stehenzulassen und einem blinden Wechselwirkungsmechanismus zu überlassen. De facto verhalten wir uns im alltäglichen Weltbewusstsein allerdings nur einpolig, beziehen die andere Hemisphäre in unserem Denken und Planen, Tun und Lassen nicht ein. Sie ist gewissermaßen der außergewöhnliche Sonderfall. Frische Sommerfrüchte der südlichen Erdhalbkugel im Winter der nördlichen Erdhalbkugel auf dem Mittagstisch zum Jahreswechsel serviert.

 

Was triadisch auf Vernunft – Natur – Geist weist, in der Enzyklopädie Hegels dreiteilig ausgeführt, wird gehalten von der Identität (Logos der Vernunft als Idee) der Nicht-Identität (Natur als Objekt) und Identität (Geist als Subjekt), dies als absolutes Wissen in toto. Rein formell folgt die Konstruktion dem mathematischen Schluss, als Kreis von Kreisen, als Wiederkehr des Gleichen, paradox: Dasselbe, aber anders! Darum geht es nuanciert immer wieder, um Vernunft durch Orientierung für Besonnenheit.

 

„Denn die Sache ist nicht in ihrem Zwecke erschöpft, sondern in ihrer Ausführung, noch ist das Resultat das wirkliche Ganze, sondern es zusammen mit seinem Werden; der Zweck für sich ist das unlebendige Allgemeine, wie die Tendenz das bloße Treiben, das seiner Wirklichkeit noch entbehrt, und das nackte Resultat ist der Leichnam, der die Tendenz hinter sich gelassen.

Das Leichteste ist, was Gehalt und Gediegenheit hat, zu beurteilen, schwerer, es zu fassen, das schwerste, was beide vereinigt, seine Darstellung hervorzubringen.“ PhäG, S. 13

 

***

 

Puh, das hat's in sich! Kehren wir zu Theo zurück.

Für die Gleichung von Analyse und Synthese kann ich auch im Sinne der Differenzierung die Rechengesetze der Mathematik aufgreifen und als Vorlage nehmen, Rechengesetze, die für die Handlungsrationalität in unserer heutigen Welt stehen. Ohne diese Rechengesetze fiele unsere heutige von Menschen geschaffene Welt wie ein Kartenhaus in sich zusammen und sie wäre schlichtweg „unberechenbar“ und viele Theos könnten sich die Hand reichen, weil der symbolische Bauplan für ein „Mega-Puzzle“ fehlte und Unübersichtlichkeit die Steckkünste erschwerte, wenn nicht gar überforderte. Dem Puzzle für Kinderhand gehört die Gewissheit an, dass sich alle Teile zum Ganzen fügen. Anders in unserem aufgebotenen Wissen vom Ganzen und  wissenshungrigen Forschung: Was sich blind in Natur und Geschichte entwickelt und gebildet hat, kann auf Gesetzmäßigkeiten in den Zusammenhängen entdeckt und freigelegt werden. Am Ende soll und muss sich auch hier alles von der Verwertbarkeit her einem gewussten Ganzen fügen und darf den Lebensbedingungen der Menschen nicht zur Gefahr werden und darf keine Unberechenbarkeit, Widersprüchlichkeit und keinen Wirrwarr hineintragen. Gemeint ist, was sich keiner Ordnung beugt, schief und krumm, aus den Fugen geraten ist, nicht mehr konsistent ist, weder Notwendigkeit noch Möglichkeit zu erkennen gibt, sich der Regel oder Verallgemeinerung entzieht. Welche rationalen Handlungsmöglichkeiten grundsätzlich bestehen, findet sozusagen als basisgeregelte Aussage formell in den Rechengesetzen statt, konfigurative Muster, um handlungsfähige Wirklichkeiten für das bewusste Hinsehen und Wissenkönnen aufzuspüren: kommutativ, assoziativ und distributiv. Dieses elementare Grundmuster gilt.

 

Erinnerungsweise: Mit der Gleichung wird die Interdependenz der jeweiligen Gleichungsseiten aufgestellt. Buchstaben stehen für typisierte Sachverhalte der einen Seite, die für variierte Konstellationen mit der anderen Gleichungsseite manipuliert werden kann. Rechengesetze, die Möglichkeiten der Vertauschung, Verbindung und Verteilung ermöglichen, in den Formelausdrücken:

 

Vertauschung: a + b = b + a     a b = b a

Verbindung: a + (b + c) = (a + b) + c     a (b c) = (a b) c

Verteilung: a (b + c) = a b + a c

 

Die Sachverhalte bleiben in den Umstellungsbedürfnissen für den Garanten der Äquivalenz ein Manöver der Spielwiese, rein gleichungstechnisch, wird von subjektiven Querelen, die bei den Sachverhalten der Akteure auftauchen können, abgesehen. Der Regelfall: Das Formelle korsettiert das Inhaltliche. Es gibt unverhandelbare Sachverhalte, seien es verborgene oder offensichtliche Abhängigkeiten, die herausfordern und in eine Interdependenz respektive in ein Kontinuum zu bringen sind. So gemäß einem indianischen Brauch, dass der Erde zurückgegeben wird, was ihr an Gaben entnommen worden ist. Ich kürze ab und weise auf den Fortbestand des unternehmerischen Betriebes hin, der auch als Gewinnnehmer zurückgeben muss, um die Gewinnbringer „fit“ zu halten. Ich spreche von der Notwendigkeit des zu Sparenden für das zu Investierende:

 

S = I

Savement = Investment

 

Der Indianer schenkt in Ehrfurcht der Mutter Erde von den Gaben zurück, und zwar ohne ein konkretes Nützlichkeitsdenken. Der Landwirt weiß, dass er mit einzukaufenden Düngergaben wie auch durch Fruchtwechsel seine Felder bei Fruchtbarkeitslaune halten muss. Der Landwirt als singuläres Subjekt und Gleichungsgarant, ja, das kennt partikulär und universell zu denkende Subjekte, die mehr oder weniger in Gewährleistungspflicht gehen und das Gleichgewicht der Gleichungsseiten im Lot halten müssen! Bekannter ist das biblische Beispiel von Joseph in Ägypten, der als Traumdeuter, die Bilder von den sieben fetten und sieben mageren Kühen, von den sieben prallen Ähren und sieben dürren Ähren auszulegen verstand, Speicheranlagen für Fleisch und Korn anriet und sich als Konjunkturminister für Ackerbau und Viehzucht empfahl und die erste Konjunkturregel ausgab: Spare in Zeiten des Überflusses, dann hast du vorgesorgt für Zeiten der Not und musst keine Kriege führen, um das zum Himmel schreiende Volk wieder in ruhige Bahnen zu führen. Heute vermeinen sich Staaten cleverer als diese überlieferte Weisheit und sitzen auf Schuldenbergen, die sie durch eigene Leistungskraft nicht abtragen können. Sie spekulieren auf Geldentwertung oder Schuldenerlass und wenn es eng wird, sind sie auch bereit, ihren hochverschuldeten Besitzstand gegen harte Zumutungen der Gläubigerwelt durch Schläue und Schliche oder auch kampfbereit bis aufs Messer abzuwehren. Der Ausgang geht dahin, wer über den längeren Atem oder den zur Hilfe kommenden Zufall verfügt. Auch der Krieg steht wieder auf dem Plan abgeschirmter Hinterzimmer. Gedacht als schlagbereite Vorwärtsverteidigung, die ein Hohn auf proaktive, subsidiäre Friedensentwicklung selbst ist. Anzufügen ist, dass im Traumgeschehen der Nil selbst noch keine Rolle spielte, sei es, ihn zu hüten und pflegen, ihn vor irgendeiner Übernutzung oder Beeinträchtigung oder Wasserabgrabung zu schützen.

 

Die Welt des blauen Planeten, vom Monopoly-Spiel beherrscht, wie geschaffen für ein Lego-Baukasten-System der Investoren, ihren Ideen der Geldanlage durchkalkulierte Inventionen für das Marktspiel von Angebot und Nachfrage nach der Devise Folge zu leisten: Geld regiert die Welt! Im System gilt die Regel des Wettbewerbs, den „gesunden“ Betrieben gehört der Markt, den „kranken“ ist das Ausscheiden bestimmt. Was gesund und was krank macht, ist in Bezug auf realwirtschaftliche Betriebs- und Unternehmensphilosophie kontextuell eingebunden, ökologisch und gesellschaftlich. Es geht um mehr, und zwar um die gewichtige Frage nach der gelungenen Integration in die kleine und große Lebenswelt und nicht nur abstrakte, vom reellen Standort losgelöste Marktwelt. Der Faktorenkomplex einer lebensweltlich gelungenen Integration ist größer und anspruchsvoller als das bloße Ausdenken einer erfolgreichen Marktstrategie.

Das gemeinschaftliche Leben der Subjektivität findet vornehmlich Abstützung in gemeinnützigen Einrichtungen der Gesellschaft. Staatsbewusste Identifikation für den Bereich des strukturell gewussten Allgemeinen in der Verwaltung mit Obliegenheiten und im politischen System reflektiert und dem Justierungsbedarf aufgegeben. Wirtschaft – Gesellschaft – Staat, sie bilden eine klare und deutlich voneinander unterschiedene Einheit, balancebestimmt, was Wirtschaft und Gesellschaft angeht, rechtsvermittelnde Interdependenz: das politische System des Staats!

 

Wenn es um den Wirtschaftskreislauf geht, fallen Gesellschaft und Staat mehr oder weniger bis auf einige kleine unausgewogene Schaubildausnahmen aus der Betrachtung heraus. Die Neukonfigurierung ist überfällig! Es geht um Integration der drei Größen, die das Geldkreislaufmodell sehr anschaulich zur Darstellung bringen kann, um die hybride Mixtur Wirtschaftskreislauf aufzulösen und die Teile des Ganzen in den Spezifitäten geldrelevant und eigentumsspezifisch und aufgabenorientiert von klarer Eigentumsbegrifflichkeit her für die Bewusstseinsbildung zu erfassen und und faktorenbedeutsam in Rechten und Pflichten aufzuzeigen: Privateigentum – Gemeineigentum – Allgemeineigentum. In Bezug auf diese Dreiheit gilt: Eigentum verpflichtet!

 

Die überkommene Fehlorientierung, die einladend neue Stellschrauben auf den unausgesprochenen Primat des Kapitalismus offeriert, die gesellschaftliche und staatliche Spezifität abhängt, nicht hineinnimmt, ist aufzuheben. Es muss um ganzheitliche Bewusstseinsbildung zu tun sein, nicht um einen Not- und Verstandesstaat vergangener Zeiten, als hätten sich seit Hegels Zeiten keine Veränderungen auf dem positiven Feld mehr ergeben, was Ausdifferenzierungen und die sich daraus ergebenden Neukonfigurationen betrifft. Für Hegel hat es noch keine Buchführung für die herausgeforderte Balance von Wirtschaft und Gesellschaft gegeben, die ihren Bestand und Fortschritt auf Gegenseitigkeit mit staatlichem Supervisor des Rechts und dem demokratischen Souverän erlangen, ihm ist  mit der Entstehung der amerikanischen Staatenvereinigung noch kein Licht aufgegangen, dass das Zusammenleben und Zusammenwachsen aus multiethnischen Einwanderungsländer zu einer nicht auseinanderfallenden Erfolgsgeschichte geworden ist, welche die Außenpolitik eines jeden Staates anders in Rechtspflichten nimmt und noch stärker das Menschheitsbewusstsein als allgemeines Subjekt vorantreibt, so heute neu an der  Pandemie wie auch der Klimakrise als menschheitliche Herausforderung erlebt, ein übergreifendes Vertragsbekennen, es nicht zur Klimakatastrophe auf dem blauen Planeten kommen zu lassen. Auch ist an den 2. Bericht an den Club of Rome zu erinnern, der den Anstoß zur Weltregionalisierung gegeben hat, dem Weltganzen eine neue Etage einzuziehen, wofür die Vereinigten Staaten als Weltregion die berechtigte  Hoffnung auf dieses Muster geliefert haben.

 

Leider, es gibt Unbelehrbare, nicht nur prekär, auch mittig wie in höherer Verantwortung, die im Gestrigen geschichtsvergessen steckengeblieben sind, als sei die kapitalistische Marktwirtschaft und der erreichte Besitzstand alternativlos, anderer auszudifferenzierender Lebensinhalte nicht fähig, sozusagen, von der Erfahrung belehrt, das traurige Ende der Geschichte! Wo nicht würde ein sogenannter Lackmustest in den Störbereichen von Lebenswelt im Großen und Ganzen wesentliche Faktoren als mehr oder weniger große schadenreißende  Verursacher durch marktspezifische und zuhöchst gesteigerte Anlage- und Anleger-Erfolge identifizieren können? Sei es im Bereich der natürlichen Umwelt - der kommunalen Überforderung - der gesellschaftlichen Umschichtung. Beispiel Beirut: Manchmal reicht ein Ammoniak-Lager für große Umweltgefährlichkeit, resignativ kapitulierenden Regierungsrücktritt, unsägliche Leidensgeschichte der Menschen.

 

Unterbindung, was Gemeingefährlichkeit besagt, ist vonnöten. Sie geschieht durchaus im Kleinen, doch sie verliert sich in der Intransparenz von großen komplexen und intransparenten Zusammenhängen. Die Unterbindung, was Natur – Welt – Menschen einem gemeingefährlichen Risiko aussetzen kann, bedarf darum der grundsätzlichen Vernunftformel für den Wirklichkeitsabgleich durch Hinterfragen des finalen Zweck-Mittel-Denkens durch das kausale Ursache-Wirkung-Denken, algebraisch geschrieben, sei es vom Kleinsten bis zum Größten die jeweilige Reichweite auf Kausalität und Finalität freiheitlich und reell, von den Faktoren her polyvalent, interdependent erfassend, abgleichend ermittelt, um von daher differente Abweichungen und Nebenfolgen zu beurteilen und faktisch auszuscheiden. So als simples Ausgangsbeispiel der Lackmustest, nach gleichem Muster andere formelle Denkfiguren mit differenten Inhalten variiert: Säure färbt Lackmuspapier rot.

 

- Kausales Denken

Vermutung des Zusammenhangs

Wenn a Ursache , dann b Wirkung

Bestätigung durch Wiederholung

a ist Ursache, b ist Wirkung

Rückschlusssatz

b ist, a ist.

- Finales Denken

Wenn Wirkung b der Zweck, dann Ursache a das Mittel

b soll sein, a ist herzustellen

- Polyvalent der integrative Ansatz (ermittelt, vermittelt die Teile des Ganzen respektive Zusammenhänge der wesentlich interdependenten Faktoren aus Natur, Welt, Mensch)

Wenn A N⟺ W ⟺M Ursache, dann B N‘⟺W‘⟺M‘ Wirkung

usw.

 

Erinnerungsweise: Hegel behauptet, das Wahre sei das Ganze. Vernünftiges Handeln setzt für die Realisation eines Sachverhalts den sich gegenseitig prüfenden Zusammenhang der kausalen, finalen und polyvalenten Schlüssigkeit des Ganzen der Teile in Bezug aufeinander voraus. Mit Blick auf eine Wirtschaftskrise ist für künftige Meisterung einer solchen Herausforderung ein framingbestimmtes Set wesentlicher Faktoren für auszutarierende Zielkonflikte als eine wirtschaftspolitische Balanceanstrengung von einem „Wirtschaftsprofessor“ vorgeben worden. Anschaulicher als Artistikbeispiel: Zehn Teller auf zehn Bambusstangen, sie alle im Schwung der Kreisbewegung, die von einem Spieler in Gang gehalten wird, so galt das auch für das Wahre des Ganzen der Teile, ökonomisch in jener Zeit als „magisches Viereck“, als vier aufeinander abgestimmte faktorielle Herausforderungen, von der Wirtschaftspolitik im Kontext der Staatspolitik überhaupt bestimmt!

 

Zurück zum Rationalitätsformat des Berechenbaren: Ein größerer Zusammenhang und Verbund der Beteiligten lässt sich widerspruchsfrei in diesen Weisen einer Gesetzesvorgabe für Gegenstände von Verwaltungsmaßnahmen operativ handhaben. Sie haben die reinen Formeln noch vor Ihrem Auge? Auch eine Reihe von Anwendungsformeln aus der ökologischen, ökonomischen und sozialen Welt? Gut, jetzt haben Sie die algebraische Verstandeswelt der Budgetplanung in ihrer Einfachheit als Verdichtungsweise für unüberschaubare Ausdehnungen, Bereiche und Differenzierungen, inhaltlich unterfüttert, begriffen, eine komprimierte Betrachtungs- und Erfassungsweise, die dem Wesentlichen durch reine Kopfarbeit der von ihr hervorgebrachten und gemanagten Welt berechenbar vorsteht. Was in der Natur kindlicher Glaube Gott zuspricht, der als Urheber die Äpfel, Birnen und Kirschen auf wunderbare Weise wachsen lässt, so ist das, was uns als komplexe Menschenwelt – katapultartig von der industriellen Revolution her gesehen – umgibt, der Kopfarbeit entsprungen und das mathematische Skelett der produktiven Hervorbringungen unserer Welt ist aus dem grundlegenden Gleichungswesen und den Operationsmustern der Rechengesetze hervorgegangen, die das Übersinnliche der objektiven Wirklichkeit auf die rein intelligible Ebene von Gesetzesformeln gehoben und auskristallisiert haben. Und die Mathematisierung der Welt schreitet mächtig voran, diese durch und durch zu digitalisieren, sie also beherrschbar respektive bis in den kleinsten Winkel hinein berechenbar zu machen und insofern auch beherrschen zu wollen. Es gibt kein Zurück, ein sich hinter die durchmathematisierte Welt zurückfallen lassen. Und schon steht wieder die Herrschaftsfrage an, wer denn nun die Entscheidungsgewalt über das Instrument des kybernetischen Steuerungswesens für die komplexe Welt haben soll, ob dezentralisiert oder nicht. Mitleidenschaft, sie ist in unterschiedlicher Intensität, als Reibungsverlust oder Kollateralschaden oder statistische Restgröße von Instanzen der Verfügungsgewalt einfach hingenommen und auf das Ganze einzurechnen. Es spielen sich die Dominanten von der inhaltlichen Seite her als (Selbst-)Retter auf!  Die formell mathematische Statik der Welt gibt das her, doch sie  ist nicht alles, wie der Streit um die Inhalte beweist, aber ohne sie ist alles Wünschen, Trachten und Ordnung schaffen wollen im doppelten Sinne des Wortes unberechenbar.

Hier gilt es nun den polit-ökonomischen Großen auf der Weltbühne, von sich selbst überzeugt, nämlich sich prioritär  für das Ganze wichtig zu nehmen, Wasser in den Wein  zu gießen. Es geht nur  indirekt um früheres Machtstreben und Kolonialgeschichte, um Entdeckungen von unbekannten Ländern und Völkern in der Welt. Aus heutiger Sicht geht es um die Zäsur und den Aufbruch nach zwei Weltkriegen, um den bekundeten guten Willen für Friedfertigkeit, gegen Hunger und Krieg  und für Hilfsbereitschaft überhaupt, einer miserablen Weltrealität entgegen. So ließe sich das Selbstverständnis der Großen  aus ihrem Blickwinkel  wie das Einverständnis der Kleineren durchaus konstatieren, sozusagen einen neuen menschheitlichen Weltanfang mit den Vereinten Nationen aus der Taufe gehoben zu haben,  fortan willens für eine gemeinsame  Weltordnung einzutreten, ohne jedoch auf die  Notwendigkeit einer allgemeinen Strukturreform erkannt zu haben. Wozu auch, hatten doch die Guten gegen die Bösen gesiegt und die Korrekturen vorgenommen.  Jedoch: Wirkliche Veränderungen haben erst die Freiheitskriege mit der Entkolonialisierung, mit dem Abschütteln des Herrenjochs erzwungen, ein Unterworfensein,  das auf vielen Völkern der Welt lastete, die dann zwar die politische Abhängigkeit abschüttelten, aber  in die polit-ökonomische Ungleichheit und Abhängigkeit der tonangebenden Herren der Welt gerieten, die ihren Vorsprung auf Kosten ausgebeuteter Länder und Völker erlangt hatten.  Dieser Zustand der  Weltungerechtigkeit hat sich nicht verloren und spiegelt sich in den reichen und den armen Völkern wider. Nach Jahrzehnten wird diese Ungleichheit wie selbstverursachte Unfähigkeit wahrgenommen und nährt den Wohlstandsnationen das Bewusstsein ihrer Tüchtigkeit, mit der die Übervorteilung im Bewusstsein zum Verschwinden gebracht wird.

Was danach verlangt,  Wasser in den Wein der Selbstherrlichen und Selbstgerechten zu gießen. Die weltweite Ungerechtigkeit lässt sich mit einem Blick auf die herrschende Politökonomie kritisch abklären, und zwar an der Gleichung von Ware und Geld: Ein Ansatz für neue Nachdenklichkeit. 

W = G

Es  geht um ein Gleichgewichtsmodell von Warenmenge und Geldmenge. Der Warenmenge muss eine entsprechende Geldmenge gegenüberstehen, welche die Waren aufkaufen kann. Umgekehrt gilt auch, dass der Geldmenge eine entsprechende Warenmenge gegenüberstehen muss, um dem Geld den rechten Gegenwert zu geben. Sozusagen ein Gleichgewicht von Ware und Geld muss wirtschaftlich gegeben sein. Das Ungleichgewicht kennen wir als Inflation und Deflation, als ein Zuviel der Geldmenge gegenüber der Warenmenge und als ein Zuwenig  der Geldmenge gegenüber dem Warenangebot.  Den wirtschaftlichen  Stillstand von weiterem Wachstum kennen wir als Stagflation, als ein auf der Stelle treten. Wer rastet, der rostet, haust sich ein. Anreize durch mehr Geld in den Taschen verpufft, belebt nicht das träge Wachstum. Nur  ein elementarer Pulsschlag in den Aktivitäten  zeugt noch vom Leben in der Substanz des Wirtschaftsgeschehens.  Erinnerungsweise: Inflation, bei der für das Warenangebot waschkörbeweise Geld aufgeboten worden ist. Deflation, bei der die geringe Geldmenge den Wert des Warenangebots auf Ramschniveau fallen lässt, um an das wenige Geld heranzukommen. Stagflation, ein Leben wie im Hamsterrad. Kaum Neuheiten,  kein Hinzugewinn hier und kein Mehrverdienst da, aber unvorhergesehene Ereignisse, die plötzlich  das alltägliche Leben mit Nötigungen und Herausforderungen konfrontieren.

 

Anmerkungsweise: Westliche und östliche Entwicklungsverläufe lassen sich geschichtlich auch geldpolitisch interpretieren.  Was die Extreme der Inflation und Deflation betrifft, sind sie als ein Auf und Ab im Kampf um Macht, Reichtum und Finanzierungquellen der  westlichen Geschichte zuzuordnen. Es geht um Mittelsteigerung, was auf Wirtschaft und Krieg hinausläuft, zu einem sich hochspiralenden Wechselspiel von  Aufbauen und Zerstören. Es mangelt nicht an Findigkeit im fortgesetzten Streben nach Vergrößerung, auch Widerständiges zu überwinden, um noch mehr erreichen zu können. Der Entwicklungsverlauf der östlichen Welt ist im Wesentlichen nicht dynamisch zu sehen, was Veränderungen angeht. Er wäre mit Stagflation gut zu kennzeichnen und käme dem Statarischen gleich, als ein vieltausendjähriges Verharren in einfachen Ordnungsgegebenheiten, wesentlich von der Landwirtschaft, von Naturereignissen her in den Lebensbedingungen geprägt, ein stark ausgeprägter Ordnungssinn für das Tao der Natur, dem technischen Fortschritt entgegen. Im Gegensatz zu westlichen Ländern keine Steigerung in Bezug auf tödliche Vernichtungsmaschinerien.  Erst im 20. Jahrhundert greift  in der bedrängenden Weltumgebung Chinas  revolutionäre Selbstherausforderung, sich der Eroberungsgelüste auf Höhe der angreifenden Länder erwehren zu müssen, seinen Status des Statarischen für eine Aufholanstrengung zu  verlassen und sich gegen den respektlosen Westen neu aufzustellen.

 

In Bezug auf Ware und Geld ist hier im Weiteren weder die Inflation noch die Deflation oder Stagflation von Interesse, sondern es geht darum, die Verteilung der Geldmenge einerseits: wer, was in welcher Preisgruppe und wo Güter aufkauft, andererseits die  Verteilung der Gütermenge, wer, was,  in welcher Warengruppe, wohin erfolgreich verkauft. Es hat J.G. Fichte den unbegrenzten Freihandel des Mittelalters und der anhebenden Neuzeit untersucht und hat festgestellt, dass die reichen staatlichen Gold- und Silberbesitzer in allen anderen europäischen Landen nicht nur die Regale leergekauft, sondern sie haben auch mit ihren Waren zu Lasten der Kleineren und Schwächeren die besten Geschäfte gemacht, insbesondere mit ihren begehrten und preisgünstigen Waren. Ja, dadurch haben sie den kleineren und schwächeren Ländern wesentlich das Geld beziehungsweise das bisschen Kaufkraft aus der Tasche gezogen  und im Weiteren diese mit großzügiger Verschuldung  für weitere Käufe auf begehrte Güter hin bedient, und zwar bis hin zu größten Abhängigkeiten , sei es sogar der Souveränitätsverlust durch die kaufversessenen Länder selbst. Das Gegenmittel sollte nach Fichte der geschlossene Handelsstaat gegen den schrankenlosen Freihandel sein, der Monopolisierungstendenz von Großen und der schwankend dürftigen Massenexistenz entgegen.

Fichtes Kurzschrift,  die ihn mit Blick auf seine Analyse und sein Votum für den geschlossenen Handelsstaat orientiert hat, könnte für  die Verteilung unter den  Konsumenten mit dem  Gold- und Silber-Vermögen (G) unter den Konsumenten einerseits und andererseits für  das bereitgestellte Handelsvolumen (H) der Produzenten und Geschäftsleute wie folgt gerastert gewesen sein:

 

G  wer -  kauft was – wo – bei wem = H  wer – verkauft was – wem - wohin

 

Der mittelalterlich europäische Freihandel hat sich zur volkswirtschaftlichen Parzellierung  transformiert, um Verzerrungen, Schieflagen und Krisen  im jeweils eigenen staatlichen Bereich souverän zu meistern, doch die Freihandelsproblematik ist im großen Stil neu eingekleidet  wieder aufgekommen. Sie betrifft heute die hochkapitalistischen Staaten gegenüber den Entwicklungsländern, die als Kolonien in der imperialistischen Phase ausgebeutet worden sind und heute als Staaten in der Entwicklung  Handelsverträge abschließen, die bei ungleicher Verhandlungsmacht allerdings eher einem Handelsdiktat gleichkommen. Die Hilfestellung der Industriestaaten  den ehemaligen Kolonialländern gegenüber, nämlich durch State Building als Staatswesen besser aufgestellt zu sein, hat im Wesentlichen  der rechtspflichtigen Geschäftsfähigkeit des Staatswesens gegolten,  um durch abgeschlossene Handelsverträge an begehrte Bodenschätze, gesicherte Investitionen und Haftung für ausstehende Leistungen heranzukommen, unabhängig davon, wie gut oder schlecht es dem Staat als Schuldner geht.   Marktöffnung für weltweiten Freihandel hört sich ohne Blick auf die Verhältnisse gut an, nimmt sich aber nachteilig aus, wird der bloßen Begehrlichkeit und den geschäftstüchtigen Wunscherfüllern ein freier Lauf gelassen,  der dann häufig genug  in der Summe dazu führt, dass  dem importierenden Land bei hochpreisigen und anderen begehrten Gütern die Kaufkraft für anderes, vielleicht für Wichtigeres auf  selbstschädigende Weise entzogen und den Exportländern zuspielt wird.  Von den großzuziehenden  Pflänzchen des im Aufbau befindlichen Landes nicht  zu reden, das durch den Billigimport aus dem Marktrennen sogar im eigenen Land geworfen wird. Der Verweis der Exportländer auf ihre Tüchtigkeit und Qualität der Waren,  von anderen nachgefragt und  der Stolz darauf kann kein Argument sein,  wenn Tüchtigkeit anderen die Ertüchtigung nimmt und Stolz auf unrühmlichem Vergleich beruht. 

 

Die Welt ist voller ungleicher Vermögensverhältnisse und spielt den Großen in die Hände, öffnet die Schere von Armut und Reichtum. So auch jetzt in Corona-Zeit. Den Schwachen geht’s noch schlechter, was die Meisterung der Corona- und Wirtschaftskrise angeht. Und den besser Gepolsterten, sie verkraften nicht nur besser die  Pandemie, sondern ziehen für die Wirtschaft auch noch Vorteile für die Zeit nach der Corona-Krise aus der wirtschaftlichen Schwäche der arg Heimgesuchten.  Es ist ein Spiel um die Kaufkraft, welche von Extremen der Adipositas und Anorexie bedroht ist.

 

Anders gefasst, beispielsweise in der EU, sei es intern oder extern: Welche Konzerngruppen ziehen die Kaufkraft auf sich und und lassen welchen Euroländern  durch Billigexporte und  hochpreisige Qualitätsgüter, was den Kaufkraftentzug angeht, wenig Luft zum Atmen? Was binnenwirtschaftlich für die EU gilt,  ist auch außenwirtschaftlich über Handelsverträge mit Staaten aus aller Welt nicht weniger eklatant anzutreffen, ist das Aushandeln von ungleicher Augenhöhe der Vertragspartner bestimmt.  Oder krasse Dorfpolitik en miniature als Simpelbeispiel: Was lässt die Errichtung eines Einkaufszentrums mit größerem Einzugsbereich für die etlichen Kleinen an Angebot, Kaufkraft und Subsistenz noch übrig,  ein Einkaufszentrum, das doch im Großen und Ganzen durchrationalisiert, wohlsortiert, angebotsreicher für Qualitätswahl, preisgünstiger und servicebewusster in Wohlfühlatmosphäre Kundschaft auf sich ziehen kann? In der Summe, was die aufgezeigte Problematik angeht, der weltweiten Multilateralität von Handelsbeziehungen eingedenk: Gegen vorherrschende Selbstgefälligkeit, was  außenwirtschaftliche Beziehungen  und binnenwirtschaftliche Verhältnisse angeht,  ist eine Revision in Bezug auf die Schieflage  zwecks fairer Standards, insbesondere im Hinblick auf  Freihandel, der auf Handelsverträge umgesattelt hat, vonnöten. Gegen ihre Unsichtbarkeit braucht  es jene Sicherungen für benachteiligte Staaten, mit der auch offene und stabilere Volkswirtschaften souverän  reagieren können, um einen Bedarf an Korrekturen mit den notwendigen Maßnahmen angehen und den systemischen Schäden zuvorkommen zu  können.

 

 Schieflage der Welt ist überhaupt das neue Stichwort, um substanziell dem Problem beizukommen und J.G. Fichte, so aufschlussreich sein geschlossener Handelsstaat sich liest, steht er doch zugleich für einen Nationalismus der unbegriffenen Selbstsuche, weniger für den rationalen Baustein  im Rückgang auf notwendige Verständigungs- und Handlungsfähigkeit.  Und in solchem Gewächs  ein Fixieren der Schieflage zwischen Mann und Frau,  von alters her, von überlieferungsbewussten Zeiten her,  weit zurück,  von denen her die negative Dialektik die Welt mit der Schieflage durchdrungen und sie ihr eingeprägt hat, ja, die selbst nach so langer Zeit nur wenige freiheitliche Oasen der Gleichwertigkeit in der Differenz von Mann und Frau, von gegenseitigem Heben und Tragen  im Zusammenspiel bestimmt,  heute aufzubieten hat. Revision durch dekonstruktives Erkennen ist zur Voraussetzung der Neubestimmung für vielerlei Gewohnheitsbildungen, zur Schieflage geronnen, geworden. Der religiös-kulturelle Ausschluss der Frau, er steht hier nicht einmal für die Schieflage, sondern anachronistisch für den beizubehaltenden Primat der Machos, Rambos, Oligarchen, Plutokraten, Theokraten und Autokraten, von protektionistischer Mentalität für sich in der Selbstübersteigerung besessen. 

Was meint der gedankenschwere Hegel eigentlich gemeinverständlich, wenn er von „Erscheinung und übersinnlicher Welt“ spricht, die den Menschen im Kopf entstanden, geworden ist? Es geht um „Himmelfahrt“ und es wird dadurch die bloß sinnliche Fülle der Welt für den intelligenten Aufstieg, der in dem von einer Aureole umleuchteten Kopf stattfindet, abgemeldet. Das Zählen geschieht nicht mehr finger- und zehengestützt und sonstwie, auch nicht das Nennen und Benennen einzelner Dinge sondern daraus hat sich eine interessante Zahlen- und Sprachwelt der Kalküle und Begriffe für Gleichungs- und Verbindungsspiele entwickelt, in der auch, geometrisch und textlich erweitert, operiert werden kann, neue Gesetze und Einsichten gefunden beziehungs-weise entdeckt werden können. Und dieses neu Erscheinende und ihm zugehörige Wesen nur im Kopf ist die „übersinnliche Welt“, eine intelligible symbolhafte Wirklichkeit, die auch in der äußeren Erscheinungswelt mathematisch reell wiederentdeckt beziehungsweise vom verborgenen Wesen her experimentell hervorgebracht und genutzt werden kann. Rede und Lehre als Überzeugungskraft, die praktiziert werden kann und wird, von ihrer Mächtigkeit her, besser aus den Anfängen als Sophistik und Demagogie und heute als Ideologie, Propaganda und Manipulation bekannt, Aus dem Wort, dem Logos der Sprache ist eine substanzielle Lernwelt des Intelligiblen, des Geistes vom Ganzen geworden, die wesentlich vom menschlichen Modell der Lebensgestalt und von seiner universellen Schlüsselfunktion her grundständig ist und bis zur Ebene der Höhenwarte getragen wird. Es ist das intelligible Vermögen, wodurch das Intelligible über die sinnlich flüchtige Schleierwelt hinaus ist, und zwar hinaus über eine merkmallose und eigenschaftslose Schatten- beziehungsweise Schleierwelt der Unmittelbarkeit: scheinbar unzugänglich, ungreifbar, unsagbar und einem bloßen Instinktverhalten überlassen. Indes Lichtwerdung des Menschen in toto, er selbst sich als Ausgangsmodell einer ebenbildlichen Ganzheit nehmend, sich und dadurch allenthalben in Bezug auf andere und anderes. Er ist pars pro toto das Erfassen von Merkmalen und Eigenschaften nach außen wie innen und vermag das Zusammenspiel der Dinge dem Verstehen und der Einsicht zu erschließen und der Erkenntnis gemäß für Selbstbestimmtes einzusetzen. Der Mensch selbst, er in Sichtbarkeit seiner Beschaffenheit wie seiner unsichtbaren Gesetzmäßigkeiten mit freiheitlichen Toleranzspannen, die der Klugheit gehören, ihm Raum und Zeit für Harmloses und Spielerisches, für Bewegungsfreiheit lassen, ihm,  als Urbild des sinnlichen Naturschönen selbst, begreifbar, dadurch vermögend, hinter das der Sichtbarkeit entzogene Geheimnis der großen Natur selbst zu kommen und sich darin als Ebengleiches seiner Anlagen gesetzmäßig wiederzuentdecken! Der Mensch, es gibt kein besseres Kompaktmodell der Natur als ihn, um die Natur menschengerecht zu entschlüsseln.

 

Was in die Mathematik führt, dem geht das Sprachliche voran, der sinnliche Schein des Bleibenden in der Wiederkehr des Gleichen und die von der Dialektik bestimmte kommunizierte Substanz der sprachlich kategorial gefassten Aussagen, die auch für sich „Himmelfahrt“ erlebt hat und zum Novum für die Wahrnehmung des Zusammenhanges von Ursache und Wirkung, Grund und Folge in Bezug auf Verinhaltlichung des Formellen geworden ist, um überhaupt verstehen und begreifen zu können, wovon die Rede durch den ihr innewohnenden Logos ist.

 

Sprache, sie ist von der Philologie her mit Blick auf die grammatische Sprachwelt zur Philosophie der kategorialen Denkwelt avanciert. Es ist das Grammatische als notwendige Voraussetzung erkannt worden, urschriftlich überliefert von einer teilweise noch sinnlich gestützten Hieroglyphenschrift, Vorstellungsbilder anreizend, hin zur rein ideellen Keilschrift, die ein System abstrakter Zeichen, Einteilungen und Anordnungen mit erklärungsbedürftigen Bedeutungsinhalten repräsentiert. Was jedoch die Himmelfahrt von der Philologie zur Philosophie selbst angeht, betrifft diese den Aufstieg von der grammatischen Wort-, Satz-, Redelehre, wesentlich von Übersetzungsbedürfnissen verschiedener Sprachen geprägt. Sozusagen nach innen und außen die Einheit im gesicherten Verständnis und bedeutungsmäßig für verlässliche Übersetzbarkeit, all das leistend, von daher der Übergang zur Logik der rein gedanklichen Kategorienlehre als Verwesentlichung des Ganzen von der Wahrheit her, des Aufgebotenen in Bezug auf Denken und Sein wie auch Sein und Denken., einander entsprechend.

 

Das Wahrheitsinteresse gilt dem Zusammenhang von Natur, Welt, Mensch. Es geht um das Dasein,  gesetzhaft,  dem Zufall, dem trügerischen Schein, der Wahrheitslosigkeit entgegen, vom Halt am Bleibenden, Wiederkehrenden, sich Einordnenden substanziell erkannt und bestimmt. Gesetzhaftes als Vermittlungsgröße für Figurationen der Stoffe und Formen, für fortschreitendes Schöpfertum von Erzeugnissen und Einrichtungen,  dem Selbstverhalten des eigenen Lebenskreises gegen andere selbstgebietend nach überkommener Denkungsart, neu übergreifend,  verträglich, einander spezifisch erschlossen,  sich ergänzend, einträchtig strebend, konzentrisch,  pyramidal aufsteigend , dienstbar dem Leben. Schlussendlich sozusagen der Spitzenpunkt, nicht zu denken ohne Anfangspunkt und den Zwischenpunkten, als Kategorie noch blass: Punktualität, spät hin monadisch geadelt als „points métaphysiques“ (Leibnitz). Kleiner als Gedankliches geht’s nimmer. Ein Denken gesteigerter Präzision. Da ist auch der rechte Zeitpunkt, das entscheidende Momentum, durch Orakel und Auguren kundgetan, nicht mehr fern und in Erinnerung gebracht und durch Kant neu eingeholt,  an den kategorialen Zweiklang von Raum und Zeit verwiesen, eines gedanklichen Hier und Jetzt, als Punctum und Momentum, von Hegel auf Bewegung, auf geschichtsbewusste Spuren  von Interaktionen zwischen lokaler Naturanlage und geäußertem Menschentalent  im Aufgefundenen von noch erkennbarer Lebenswelt erkannt und nachgezeichnet.

 

 Zurück zu Theo: Das Gleichheitszeichen hat er in unserem Ausgangsbeispiel wie selbstverständlich vorausgesetzt, aber nur die analytische (auseinandernehmende) Seite geschafft und ist mit der synthetischen (aufbauenden) Seite überfordert gewesen, da er diese Dialektik sich spiegelnder Gegenseitigkeit – wie Vorlauf und Rücklauf – noch  nicht in petto hatte. Theo hat angesichts der konkreten Dinge einfach noch nicht über genügend Einbildungskraft verfügt, um diese sinnliche Aufgabe vom Auseinandernehmen und dann  Zusammenbauen von der Merkfähigkeit her bewältigen zu können. Mit der algebraischen Aufgabe wäre er in diesen jungen Jahren wohl komplett überfordert gewesen, von mir nicht mehr zu sprechen,  um diesen Klimmzug als kleiner Pimpf in die intelligente Welt schon zu schaffen. 

 

Nun zum letzten  Punkt absoluter Relevanz,  mit dem Theo, der für das „Gleichheitszeichen“ steht und den Übergang vom einfachen Bewusstsein der objektiven Wirklichkeit zu einem besonderen Selbstbewusstsein der subjektiven Wirklichkeit anzeigen kann und wofür Theo das hilfreiche Beispiel ist. Es geht wesentlich um Kraftsteigerung, die das Selbstbewusstsein ins  Spiel bringt: Gemeinsamkeit macht stark, steigert durch vermehrte Anreize und Anregungen das intelligente Vermögen,  vermag individuelle Handlungsmöglichkeiten zu erweitern, vertiefen und steigern. Einer allein ist nichts, doch schon einige, sich einig, „wir“ sind eins, vermögen Lebenswelt im größeren Ausmaß zu bewegen, zu verändern und zu gestalten. Dies auch im generativen Prozess: Großeltern, Eltern, Kinder, die sich weitervermitteln und die Dimension der Zukunft öffnen können. Es ist an das zu pflanzende Apfelbäumchen Luthers zu erinnern. Dergestalt gewinnt das, was das Gleichheitszeichen ausmacht, eine erstaunliche Bedeutung hinsichtlich der unsichtbaren Qualitätsstufe, für die es steht. Schon das leistungsstärkere „Wir“ lässt offen, welche Anzahl auch immer in welcher reell organisierten Art und Weise darunter verborgen ist, um die Last des Gleichheitszeichens, die beide Seiten der Gleichung ins Spiel bringen, zu schultern: geistig, verständig, vernünftig! 

 

Was die Stärke des Gleichheitszeichens ausmacht, führt uns auf die vielen Menschen der horizontalen Ebene, aber auch zu der vertikalen Generationenvermittlung. Nicht nur beide Gleichungsseiten müssen im Gleichgewicht sein, auch das Gleichheitszeichen selbst als dritte Größe muss die Tragfähigkeit für beide Seiten zu leisten imstande sein. Die Wippe im Gleichgewicht beider Seiten, einem Pfahl aufruhend, hilft uns vorstellungsmäßig weiter. Woran wir beim Gleichheitszeichen nicht denken, betrifft die Tragekraft in Bezug auf die Gleichungsseiten. Für algebraisches  Buchstabenrechnen als Platzhalter lassen sich kleine Dinge, aber auch große Dinge einsetzen, Dinge oder Projekte die mit Blick auf die Tragfähigkeit des Gleichheitszeichens vorab zu bedenken sind, um wissen zu können, was den Gleichungsseiten für welchen Träger in concreto aufgepackt werden kann. Es ist wie bei der Wippe. Ein Zuviel an Last lässt den Träger zusammenbrechen, ein Zuwenig an Last für den Träger stellt die Notwendigkeit der Gleichungsfunktion in Frage,  hebt die Spannung für das Flexible der Balancefunktion  auf, gerät zur Gleichgültigkeit, hebt das Spannungsverhältnis des jeweiligen Ausgerichtetseins in Wirrnis und Verirrung auf. Das Punktgenaue mit Toleranzspiel, das für den Träger und das Gleichgewicht der Wertigkeiten zu treffen ist, das ist mit einem gewissen Spielraum an Beweglichkeit gefragt.

 

Es geht zurzeit widerborstiges Herunterreden von Zumutungen und Verteidigung der Besitzstandsinteressen in Bezug auf Maßnahmen gegen den Klimawandel um. Das In-konsequente und Halbherzige ist zu greifen.  Der Versuch findet statt, sich  irgendwie herauszuwinden und schon gar nicht eine Verantwortung gegen sich gelten zu lassen. Die Gefahr schwebt unsichtbar noch unentscheidbar zwischen den Positionen: Es könnte so sein, aber auch, dass doch übertrieben werde, wie doch offensichtlich an viel Demo-Lärm der Klima-Ritter schon die massiv geforderte Selbstschädigung  abzulesen sei, und zwar ohne Garantieschein, ob das Befürchtete Hand und Fuß hat.  Der Punkt ist zugleich aber auch: Man möchte nicht der Dumme sein und die anderen sind die Schlauen. Man bekämpft sich von daher allenthalben mit guten Gründen, kommt nach jeder Seite nicht so recht voran.  Doch die Zeichen der Natur liefern Nachdruck, halten die Debatte stoßweise von Mal zu Mal in Gang. Die Misshandlung beziehungsweise Unpfleglichkeit im Umgang mit der Natur wie auch Versäumnisse werden  sicherlich die Quittung, was der wissenschaftlichen Daten- und Faktenlage abzulesen ist, in Form einer unverhandelbaren Rechnung der Wiedergutmachung präsentiert bekommen. Und mir ist für einen Augenblick lang das Gleichheitszeichen in den siebten Sinn gekommen, insofern für das Schultern der Last alle Menschen und Völker einbezogen sind, ja,  die daseiende Menschheit im Wesentlichen herausgefordert ist, um der Natur die Wiedergutmachungsleistung erbringen zu können, nicht nur einmalig, sondern dauerhaft. Angesichts einer Menschheitssituation, die in sich zersplittert ist, von vielen schwierigen, unverträglichen und  widersprüchlichen Durchkreuzungsmomenten gefährdet wird, fragt sich doch, wer denn mit welcher Kraft das Gleichheitszeichen für die Befriedungsleistung zwischen Naturwelt und Menschenwelt kräftemäßig ins Lot bringen und verbürgen kann? Wie oft hat sich diese Frage schon gestellt! Aber als bloßer Kampf um Herrschaft, der herausgeforderten Vernunft durch Einsicht in die Notwendigkeit wie auch dem allgemeinen Selbstverhaltenkönnen entgegen.

 

bottom of page