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Sequenzen einer Früherzählung

Komplement zur Unterfütterung und Anreicherung des „großen“ Höhlengleichnisses

 

Es geht um Auszüge aus einem unveröffentlichten Manuskript, das an Platons „Höhlengleichnis“ entlang die ausgelöste Selbstverständigung von „Aha-Einschlägen“ schreibend im Stile einer um Rationalität bemühten Selbstauslegung und Standortverdichtung des eigenen Denkens schildert. Von großer Wichtigkeit nimmt sich darin eine Basisgewinnung für die kommunikative Vernunft an einem interessanten Gesprächsgegenstand aus. Überarbeitungsbedürftiges hat das Skript aufs Eis gelegt.

Einflussmäßig wirken Reflexe nach, die von der Neuorientierung nach der Zeit des Nationalsozialismus bestimmt sind, es spielt aber auch gedanklich der  Ost-West-Konflikt hinein, die ideologische Rivalität im Zeichen des Gleichgewichts der Abschreckung, daraus resultierend dialektische Denkmuster.  Vermerkt sei makabre Ironie auf den nationalistischen Größenwahn, der, kleinlaut geworden, zu feindlicher Konfrontation der Deutschen in Ost und West Einsatzbereitschaft abfordert.

Wer zur Wehrübung einbestellt worden ist, den Ernstfall probt, sich der aufeinander gerichteten Waffensysteme in der Brandgefährlichkeit bewusst wird, der weiß plötzlich um die Lächerlichkeit gegenseitiger Rechthaberei, die, wenn es denn nach einem Schlagabtausch Grabsteine noch gäbe, die hehre Inschrift trügen:

 

R.I.P.

Schicksal verursacht, Schicksal erfahren.

 Jeder hat Recht gehabt, keiner hat Recht bekommen.

 

 Für Deutsche heute ist das keine Brandungslinie mehr. Doch die Gefahren sind nicht geringer geworden. Sie haben sich durch verschiedenerlei Anfälligkeit global potenziert. Die Weltlage ist nach wie vor äußerst ernst zu nehmen, eine Arena, die die volle Waffenbestückung und gemeingefährliche Fortbetreibung  kennt und ein Spott auf die nachhinkende „Friedensentwicklung“ hinsichtlich menschenwürdiger Lebensbedingungen in der Welt ist.

 

Auszugweise drei Sequenzen

 

IV

 

Ein schöpferischer Tag geht zur Neige. Dieser Mensch hat seinen Willen in die vorgefundene Natur hineingelegt, ihren Wildwuchs gelichtet und sie zum Garten hergerichtet. Für Unterschlupf und Behaustheit hat er sich vom gastfreundlichen Zufall unabhängig gemacht. Nahe dem Wasser hat er auf erhöhtem Platz eine Hütte gebaut und sie mit einem schützenden Erdwall umgeben. Mit Kieselsteinen weiß er Funken zu schlagen und sich ein eigenes Feuer zu entzünden. Vielerlei Gerätschaften und Hilfsmittel hat er erfunden, die ihm in die Hand spielen. Zu seiner Bequemlichkeit hat er den Wasserlauf umgelenkt. Ein Floß hat er hergerichtet, mit dem er zum Fischfang aufs Wasser hinaus kann. Er versteht sich sogar darauf, Lockruf und Warnschrei der Tiere nachzuahmen und listenreich einzusetzen und auch die Tiere nach seinem Bedarf abzuzwecken. Ein aufgerecktes Wahrzeichen seiner selbst, in Stein gehauen, bezeigt ihm die Sichtbarkeit seines Selbstwertgefühls, hält ihm im Fluss der Einfälle, Betätigungen und Veränderungen eine imponierende Selbstanschauung fest., um Zeichengebilde angereichert, die Eindrücke abbilden, den Augenblick erinnern und ihn die Stimme erheben lassen, seinen Empfindungen einen tönenden Ausdruck zu geben, sie im Klang vorzustellen und auch nach Gestimmtheit hervorzurufen.

 

In der Abenddämmerung sitzt er wieder am Ufer des Weihers. Nun ist der Wasserspiegel ein Spiegelbild seiner Welt, einer von ihm hervorgebrachten Welt. Auch sich erblickt er darin, den Schöpfer seiner Welt, für die er ein Stück Natur und sich selbst umgestaltet hat. Die untergehende Abendsonne, nun von seinem Auge gesucht und musternd wahrgenommen, lässt ihn zagen. Die Sonne entschwindet am Firmament, versinkt am Horizont. Dunkelheit wie in der Höhle breitet sich alsbald aus. Doch die aufgehenden Sternenkristalle, die im Wasser funkeln und blinken, lassen die anfängliche Befürchtung weichen, ein neues Unheil könne sich auftun. Mildes Mondlicht überzieht die Welt, tritt dem finsteren Moloch der Nacht entgegen. Der Lichtschein lässt ihm seine traute Welt im Schattenriss hervortreten, als ein Schattenreich, das ihm nun nicht mehr fremd und unheimlich ist. Hinter dem Schatten weiß er eine bekannte Welt, die ihm im Licht der Sonne geworden ist. Er hat die Sonne geschaut, die ihm tagsüber den Blick auf die Erde lenkte. Nun schaut er auf zum Himmel, erhebt seinen Blick, schaut zu den Sternen seiner Welt empor und gewahrt den nächtlichen Polarstern inmitten der Sternbilder, erkennt diesen zentrierenden Orientierungspunkt aller, von dem aus alles seinen Bestand hat, erschlossen ist, gewissheitsvermittelnd, ordnungsstiftend und wegweisend für Wanderschaft, Weltbefriedung und Selbstmächtigkeit.

 

Alles, was die Sonne des Tages zu Unterschieden, Gegensätzen und Kontrasten zerstrahlte, trennscharf hervormeißelte, aus dem Zusammenhang löste, für die Aufmerksamkeit dem Wanderer auf einen verrückbaren Halbkreis beschränkte, hebt sich im Polarstern auf, weist den Gesichtskreis der Tagesverrichtungen auf dieses Sternenfeuer  zurück, sucht sich an ihm,  nun vom detailbefangenen Blick des Tagwerks befreit und vom nächtlichen Schattenwurf eingehüllt und vereinfacht, neu zu erfassen, zu verorten und zu ordnen, findet aus der zersplitternden Aufmerksamkeit zum großen Zusammenhang des Ganzen zurück,  gibt dem nächtlichen Mittelpunkt am Himmel die Ehre, fügt sich dieser ordnenden Macht, wird vom Erhabenen dieses Lichtpunkts erhoben und richtet sich daran aus.

 

Es ist ein wunderbarer Stern, den alle Triebregungen und Wunschbegierden umkreisen. Allem Gewirke steht er unwandelbar vor, aus dem  Gewächse und Gewerke hervorgehen. Er schließt nichts aus, weist nicht nur den rechten Weg zum Ziel, sondern befasst mehr in sich, führt den Jahreskreis im Ende auf den Anfang zurück, verfeinert das Drehkreuz der Jahreszeiten durch die Sternbilder der Saison im Tierkreis, holt die unsichtbare Hälfte des Tierkreises Monat für Monat um ein Sternbild herein und schickt ebenso zugleich ein Sternbild der sichtbaren Hälfte des Tierkreises am Nachthimmel hinaus. Er steht als unbewegter Beweger am Nachthimmel,  gewährt unbeirrbare Ausrichtung im Fortgang von Tag und Nacht, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr, erschließt den Sinn für das große Ganze, für die alljährliche Wiederkehr überhaupt. Er fordert das abstrakte Denken heraus, erschließt Zukunft im Jahreskreis, das Vorausdenken und Planen, bereichert um Erfahrungen aus dem Vergangenen, sei es gewitzter oder  anders für das Tun und Lassen im neuen  Jahr belehrt, in Sorge um den rechten Weg im Einklang mit den Mächten, beschwingt und glückend, vor voraussehbaren schlimmen Schwierigkeiten sicher, gewappnet, auf Alternativen eingestellt, dem Leichtsinn entgegen.

 

Nun erlebt dieser Mensch den Polarstern des Selberdenkens, weiß ihn in sich lebendig und hat sein einsames Selbstbewusstsein an ihm, verhält sich zum aufscheinenden Sternenfeuer unmittelbar, weder von anderen Menschen bedrängt noch ihrer bedürftig, um zur vernehmenden Vernunft herausgefordert zu sein. Er hat sich aus allem gelöst, schwebt im reinen Gedanken, hat zu sich selbst gefunden, zum anderen in sich selbst, erlöst von treibenden Ängsten, vom klopfenden  Herzen, von klammernden Gedanken. Er ist der zerbrechlichen Einigkeit mit anderen enthoben, bleibt auf sich bezogen, ruht ungreifbar in sich selbst, ist noch nicht gehalten, Entzweiung, Widerstreit und Gegensatz überwinden zu müssen, steht noch nicht in der Entscheidung, seinen Gedanken anderen ausliefern, sich selbst dem  Zwiespalt aussetzen zu müssen, um den Polarstern aller vernünftig bewähren zu können, nämlich durch mitteilsame Übereinkunft aus den Gedankenhöhlen zur gewussten Freiheit aller, zur gewussten Freiheit zweier  zurückfinden zu können, zum Wert des gemeinschaftlichen Lebens selbst.

 

Wie ein Einsiedler in der Klause erlebt dieser Mensch den Einklang mit sich selbst und seinen Lebensbedingungen, abgeschieden von der Welt, von ihrem Getriebe ausgenommen, ein eigenbrötlerisches Dasein lebend. Die aufgetane Freiheit lebt er für sich allein, gemeinschaftslos, ohne konflikthafte Spannungen, ohne ein Zerbrechen und Zerreißen der Einigkeit. Er bleibt in sich unbewegt, bleibt darin ohne ein Sein durch und für andere in seinem Tagwerk, dem darum auch keine sonderliche Orientierung mit anderen zusammen abverlangt ist. Die anderen leben in der Höhle, der er den Rücken gekehrt hat. Mit seinem Gedanken befindet er sich im Freien  allein.

 

Die Nacht umfängt diesen Menschen, lässt ihn Augen und Ohren schließen, das ganze Wissen um Tag und Nacht, um Sonne und Polarstern, um Tätigkeiten und Gedanken versammeln und durch Orientierung im Denken für Besonnenheit im werkhaften Tun überschreiten und überprüfen. Im Wissen hat er Notwendigkeit und Allgemeinheit seiner Lebenswirklichkeit aufgehoben und ist nun ganz und gar für sich allein bei sich selbst, frei für das eigene Handlungsvermögen, sich im Denken für besonnenes Tun zu orientieren und zu bestimmen. Ein Glücksgefühl durchströmt diesen Menschen im Begreifen der Freiheitsquelle, sich durch fortschreitendes Wissen zu neuen Sternen und Sonnen erheben zu können, über den ersten Umkreis der Lebenswelt hinaus, Horizonte und Sphären aufhebend, sich der Natur bemächtigend und ihr seine Selbstherrschaft aufprägend. So träumt er dem Tag, dem Wechselspiel von orientierendem Denken und besonnenem Tun, durch ein und dasselbe Wissen vom Ganzen geworden, entgegen.

 

 

 

V

 

Als dieser Mensch nach kurzem Schlaf erwacht, weiß er, dass er nicht nur geträumt hat. Die Wahrheit der gewussten Freiheit ist ihm mit der Befreiung aus der Höhle wirklich selbst geworden. Er hat den Weg zu sich selbst gefunden, hat Auswendiges zum Inwendigen und Inwendiges zum  Auswendigen verwandelt und das Ganze des Inneren und Äußeren zum Beisichselbstsein der gewussten Freiheit versammelt, die nun die Lebensmitte ist.

 

Glückselig weiß sich ein solcher Mensch, der in sich selbst das befreiende Licht des Wissens entdeckt hat und bei sich selbst zu Hause sein kann, das gewusste Freiheitsvermögen zu handeln und zu erleben. Ihm kann die Höhle nicht mehr heimatliche Geborgenheit bieten. Er weiß sich nun anders beheimatet und voller Zutrauen in das freie Beisichselbstseinkönnen, unabhängig von ursprünglicher Wohnstatt, die das selbstmächtige Freiheitswissen entzaubert hat.

 

In ihm selbst existiert eine wunderbare Kristallwelt, funkelnd und farbenspielend, anmutig und beseligend, aus vielen Lebensquellen gespeist, eine zauberhafte Welt seliger Ursprünglichkeit, die ihn staunen lässt, über die Fülle noch zu bergender Schätze, vergessen, verdrängt oder überspielt, Schätze, dem Verweilen und Verstehen zugänglich, nun bewusst aufgesucht und besinnlich gepflegt, dem Abgründigen entgegen, auf sich zurückgeworfen, einsam, verlassen, allein, von Angst, Zwiespalt und Entsetzen befallen, die Freiheit zu bewähren, sich zu lösen, um frei im Pulsschlag des Lebensgeistes zu schweben, schwingend und klingend, entstehend und vergehend, im fortfließenden Lebensgeist verklingend.

 

Allerdings bleibt diesem Menschen bewusst, dass es auch in der Höhle lebenswerte Gaukelspiele der Sinne gibt, den Liebreiz, das Festmahl, die Erfolgslust und den Edelmut, den Wetteifer und die Darstellungsfreude, wer am besten den Schatten und den Widerhall zu werfen und wahrzunehmen vermag, jedoch unbegriffen im Doppelsinn, dem wahrheitslosen Schein ergeben. Jetzt wirken die Spiele der einfachen Sinnesberauschung wie abgelegte Kinderspiele, sind im Zustandswechsel von Entbrennen und Verlöschen durchschaut und rufen kein ausschließliches Interesse mehr wach. Sie begeistern nicht mehr, sondern finden ein Scheininteresse je nach Zweckmäßigkeit, wie es beispielsweise aus verschiedenen Beweggründen auch den Wichtigkeiten lernender Kinder entgegengebracht wird, die das Leben noch nicht anders wissen, es noch nicht besser kennen können.

 

Ein Unglück sind die sinnlosen Höhlenspiele jedoch demjenigen Menschen, der genötigt ist, sich wider besseres Wissen von der vorherrschenden Dummheit verfügen zu lassen und die kindischen Gaukelspiele der Eifersucht und des Neides, der Habgier und Eitelkeit, der Größe und Macht für das Höhere einer ernsthaften Herausforderung zu erachten. Ein größeres Unglück kann ihm nicht widerfahren, als eine Fesselung zu erleiden, die nicht mehr zu fesseln vermag und einen Bann zu ertragen, der den Lebenswert der Freiheit verbannt. Dieser Mensch hat den besonnenen Tag und die nächtliche Orientierung gekostet und ist zum Souverän der Sichselbstgleichheit in einem geworden, durch und für die gewusste Freiheit sein eigener Herr und Meister im Wechselgeschehen von schöpferischer Besonnenheit und selbstbewusster Orientierung zu sein. Er vermag gegensätzliche Gesetzeslagen aufzulösen, sie durch Zweckeinteilungen den Mittelbedingungen gemäß aufeinander zu beziehen und die lebensbefreiende Übereinstimmung an und für sich für das Handelnkönnen zu erschließen. Ihm ist zumute, als sei ihm mit der Abkehr vom Höhlenleben und mit dem Aufstieg zur Freiheitswelt ein neues Leben geschenkt worden, um nun dem Zusammenspiel von Denken und Tun vorstehen zu können.

 

Ganz anders verhält sich die vernehmende Vernunft in der Höhle, die im Wechselgeschehen von Denken und Tun an und für sich bar der Sichselbstgleichheit in einem ist und nun durchschaubar wird. Sie schwankt und pendelt im Prozess der Regelausrichtung für das Höhlenleben zwischen der schöpferischen Naturbemächtigung und der geschickhaften Selbstherrschaft hin und her, steht nicht dem Ganzen vor, sondern verhält sich einseitig, konzentriert einmal alle Aufmerksamkeit auf den nachgesuchten Einklang mit der Natur, ein andermal auf die vorgestellte Eintracht unter den Menschen, sei es hier, die entfesselte Wucht einer naturwüchsigen Kraft durch Aufbietung ihrer Gegenkraft zu bändigen und zu meistern und dann wieder dort, den maßverlorenen Vermögensverhältnissen der Menschen selbst die einteilende Vermittlungsgewalt zu erzwingen und herrschend zu machen.

 

Stets wendet sich diese Vernunft der jeweils vernommenen Notwendigkeit zu, achtet nicht auf sich selbst, hält sich nicht für das Ganze bei Vernunft und hält dadurch das Schicksalsrad eines wechselvollen Weltlaufs in Gang. Sie kämpft mit dem wilden Tier gieriger Kurzsicht und ansteckender Leidenschaften und sitzt ihm doch nur furchtbar auf. Sie sucht das tückische Gefährt findiger Bestellkunst der Natur aus dem Siechtum zu neuen sprudelnden Quellen zu fahren und steuert es mit ausbleibender Regel in den Zusammenbruch und in ungeheure Not. Ungreifbar verheißt sie Geschenke himmlischer Eingebungen und verrätselt damit den Menschen sich selbst. Sie ist auf das Gute hinaus und verkehrt doch nur fortwährend die Seite des Übels durch Gunstwechsel, bedeckt hier eine Blöße, die sie sich an anderer Stelle gibt, eilt diesem voraus, beschleunigt fortschrittsgierig, angestachelt hier, süchtig getrieben dort,  kommt jenem nicht mehr nach, hat die Nachhut für Nachzügler vergessen und das Band reißen lassen schenkt diesem, was sie jenem genommen hat, löscht den Brand dort, den der Funkenflug anderswo wieder auflodern lässt, stiftet hüben und vergiftet drüben.

 

Aus den Höhlen brandet unentwegt ein Aufschrei der Verlassenheit und Sehnsucht empor, vom ewigen Abglanz der übersinnlichen Lichtquelle auf den Gedanken der Gottheit gebracht, sie als unsichtbaren Mittelpunkt und letzthinnige Lichtung  aller zu haben, sich zu ihr zu erheben und ihr die Unmittelbarkeit des Sehens und Hörens in den Höhlenspielen zu opfern und dem göttlichen Licht Wirklichkeit im Leben zu verschaffen. So Fürsprecher, von Ahnungen geleitet, ohne jemals im Freien gewesen zu sein.

 

Vor dem Höhlenausgang ins Freie ragt im abgemauerten Bezirk der Zuflucht und des andächtigen Zutrauens die Statue der Gottheit auf, hinter dieser lodert das gewaltige Feuer des unsäglich aufschreienden Leids  wie des unerlösten Begierdensturms empor, eine Feuersbrunst, die mit der Lichtsäule der Gottheit verschmilzt, in der einen Höhle wie in der anderen, eine mit noch mächtigerem Abglanz und Pomp der feurigen Lichtgaben als die andere. Der Feuerschein übersteigt alle bisherigen Vermögenschaften und Gerätschaften, lässt die Höhlenscharen hoffen und zagen, die nicht mehr gewahren, was und wie ihnen geschieht, von der beschworenen Gottheit zunächst emporgerissen zu noch gewaltigerem Höhlenspiel ihrer fürchterlichen Verkörperungen gegeneinander, das unbändige Tier zu zähmen, es zur Gefügigkeit von Gedanken einzukörpern und zu gliedern, alsbald die hervorgebrachte Verkörperungsmacht der Naturhöhle selbst zuwendend, ihrer gesetzmäßigen Beschaffenheit im Großen, über das tückische Gefährt der Niederungen hinaus, es an gestellhafter Berechenbarkeit  des großen Zusammenhangs aufhebend und schon wieder von abenteuerlichen Fehlberechnungen ereilt.

 

Das unvernünftige Geschehen, mit den Händen zu greifen und kopfschüttelnd zu betrachten, lässt den Aufschrei nach Vernunft und Vernünftigkeit nicht verstummen, doch er bringt die Höhlenbewohner nicht auf den Weg ins Freie. Sie bleiben den verpesteten Lichtgaben ihres Höhlengeistes ausgeliefert, saugen ihn wie frühlingssüße Atemluft ein, an ihr die unsichtbaren Giftgeschenke nicht ahnend, den zerstörerischen Todeskeim in sich aufgenommen und zum krebsfressenden Leben verholfen zu haben, einander ansteckend, diabolisch bezichtigend, sich den Weg ins Freie verstellend, darauf hinaus, je nach eigenem Gebot Anderssein zu unterwerfen, den Teufel auszutreiben oder zu nichten. Sie suchen die anderen zur Vernunft zurückzurufen und fliehen sie an sich selbst.

 

Ein verhängnisvoller Wandel der Gegebenheiten überrollt die Höhlenbewohner, die verzweifelt dem Schicksalsrad zu entfliehen trachten, der wechselnden Gunst hinterher, stets außer sich, ihre abgeleitete Lebenswirklichkeit gegen die Veränderung des sie tragenden Grundes zu behaupten und überholen zu müssen, vom wechselnden Ungleichwerden hin und her gerissen, dem Lebenkönnen die dazu abgeforderten Anpassungsleistungen zu erbringen, sei es, hier etwas voranbringen zu wollen und dort nachziehen zu müssen oder sich diesem jetzt stellen und zuwenden zu müssen und sich von jenem abzukehren und dann vom Losgelassenen wieder eingeholt zu werden.

 

Ein widerwendiger Ruf nach Vernunft leitet die Höhlenbewohner an, selbstverloren, kopflos, signalbestimmt. Die eine Hand weiß nicht, was die andere tut, wovon sie lebt. Die Gefangenen erfahren sich gegenüber den wechselnden Notwendigkeiten und schwankenden Nichtigkeiten eines scheinbar wohlverfassten Höhlenlebens ungeborgen, in ihrem Bedürfnis und Streben nach Glück nichtig, opferbar, der Unverfügbarkeit höherer Gewalten preisgegeben, die ihnen so widerverfahren, wie sie untereinander und gegen andere verfahren. Dieser baut besessen auf, was jener leidenschaftlich bekämpft. Dieser gedenkt noch zu erhalten, sucht einzudämmen, jener beginnt schon einzureißen, um freie Bahn zu schaffen. Was den einen zu brennender Sorge veranlasst, steigert die wilden Hoffnungen des anderen, kettet sie schicksalhaft zusammen, entfremdet sie voneinander. Der  beneidete Gipfel entsteigt dem sich vertiefenden Jammertal. Die günstige Gelegenheit weidet den verzweifelten Augenblick aus. Gescheiterte Anstrengungen nähren den Dünkel von sicherer Warte. Weihrauchbedürftige Überhöhung lebt von eifersüchtiger Verächtlichmachung.

 

Ein wechselvolles Schicksalsrad rollt, jedem ein Entgegengesetztes zuteilend, allenthalben die Wiederkehr des Gleichen bedeutend, einander gegenläufig, sich wechselseitig überholend, bedrängend und bewirkend. Nirgends ein ausgemittelter Weg, den Taumel der Wechselgewalt aufzuheben. Ein absoluter Lebenswert der Freiheit aller bleibt ungelebt, einander Entgegengesetztes und gegenläufig Eingeteiltes in einem zu wissen und geistesgegenwärtig für ein glückendes Leben aller zu handeln, um das umwälzende Schicksalsrad  der schwindelerregenden Höhen dieser und  höllisch brodelnden Tiefen jener zu entmachten.  Der Weg zur gewussten Freiheit aller ist durch Fesselung und Bann verstellt. Die Gewissheit vom Geist zur Vernunft aller, von seiner befreienden Macht, alle durchpulsend, ist trüb und verstellt. Das Wissen vom wehenden Geist lebt nur in Ahnungen, das Aufwehen ist zu flüchtig, schon verschwunden, lädt nicht über eine Augenblicksstimmung hinaus ein, um auch schon  gelebter Geist zu sein.

 

So ist das Leben gegen die unaufhörlichen Veränderungen in der Höhle nur von zufälligem Wert, ein Glücksspiel mit dem Schicksalslos. Lebenshungrig und freiheitsdurstig hoffen die einen, strengen das Äußerste an, stürmen  und drängen, suchen dem Leben eine bessere Seite zu erjagen, unersättlich und selbstversessen sorgen sich die anderen, stemmen sich dem rollenden Rad des Schicksals machtherrlich entgegen, um das Nahen befürchteter Schattenseiten oder Fliehen begehrter Lichtseiten abzuwenden. Im Hin und Her, Auf und Ab, Durchkreuzen und Gewichtgeben trägt allenthalben jeder dazu bei, dieses rollende Schicksalsrad in Ganz zu halten und das Höhlenspiel der Schicksalsgewalten fortzutreiben.

 

VI

 

Zurecht würde sich dieser Mensch, der das Schicksalsrad der Höhlenspiele überschritten hat und frei über sich selbst verfügen kann, nun um eine lebenswerte Aufgabe bemühen, die ihn befriedigen und sein Selbstwertgefühl bestätigen kann, ein freier Mensch zu sein, der die Freiheit auch lebt, die ihm durch Naturbemächtigung und Selbstherrschaft für die Weltgestaltung geworden ist, anstatt auf der sinnverlorenen Spielwiese für Kinder zu verkommen, ohne sich gewagt zu haben, aller Einsicht entgegen, nämlich am frei bewährten Lebenswert die eigene Würde zu erfahren.

 

Er beneidet die freiheitslosen Höhlenbewohner nicht um ihre Gaukelspiele, auch wenn sie einem ungeheuren Sinnengenuss als Lebensglück fieberhaft nachjagen. Ihn macht es gelöst und zufrieden, Begehrlichkeiten abzustreifen, sich zu bescheiden und selbstgenügsam auszurichten, um die Freiheitswelt zur Lebensmitte zu erheben, auf dass sie ihm überall und jederzeit das Beisichselbstsein der gewussten Freiheit für Orientierung und Besonnenheit sein kann. Er weiß allen Sinnengenuss einer unmittelbar gesuchten Reizbefriedigung aufgehoben, weiß die Freiheitswelt, aus der ihm die ganze Lebensfreude in Gewissheit, Wahrheit und Wert zurückgegeben wird, als lebensbeglückendes Geschenk, um einem verwandelten Spiel der Sinne  lebensgestaltend, werktüchtig, mitmenschlich  und weisheitskundig vorstehen zu können. Von guten Vorsätzen beseelt gehen ihm allerhand Dinge durch den Kopf.

 

Dieser Mensch ist geneigt, sich dem wunderbaren Werkschaffen eines Meisters zu verdingen, dessen kühner Gedanke mit der Natur ringt, ihr die Stoffe und Formen, Kräfte und Gestalten für ein Werk von Menschenhand abzugewinnen. Allein es fehlt nicht an ungezählten Arbeitskräften, Handlangern und Gehilfen, sprunghaft, listig auf sich bedacht, gleichgültig anderen gegenüber, wundergläubig im Gelingen, selbstflüchtig im Scheitern des Werks, sondern es fehlt an dem tausendhändigen Geist, zum Willensband geschmiedet, dem zu schaffenden Meisterwerk die zuarbeitende Hand und den mitdenkenden Kopf zu leihen, am Werk mitzuwirken, es mitzubesorgen und mitzuvollbringen. Dem Meister, versenkt in die hervorzubringende Sache, von den Schwierigkeiten um Berechenbarkeit und Leistbarkeit der Vollendungsgestalt eingenommen, fehlt der Herr, der ihm zur Seite ist, den konfliktträchtigen Menschensinn zu bändigen und ein tausendhändiges Werkzeug  verfügbar zu machen, den Arbeitswillen zu erzeugen, ihn zu sichern und zu erhalten.

 

Einem solchen Herrn, der dem meisterlichen Vorhaben zur Seite ist, ein Werk der Freiheit zu vollbringen, vermöchte dieser Mensch zu dienen und gegenüber den Werkmeistern den Vorzug geben, deren weltverändernde Werkkunst weniger an der zu berechnenden Naturbestellung als an einem unbeständigen Sinn des sprießenden und wuchernden Menschengeschlechts gebricht, vielerlei Reibungen und Ängsten geltungssüchtig und futterneidisch, aber auch selbstunsicher ausgesetzt, in Bewunderung von Reizblüte und Starkkraft angetan,  geistlos dem sinnlichen Augenblick des Lebensfeuers hingegeben, es ohne Bewusstseinsflamme der Freiheit begehrend, empfangend und fortzeugend.

 

Die Genügsamkeit des Daseins im Lebenstrieb, vom launischen Springfluss der Lebenslust bewegt, am Zusammenspiel von Himmel und Erde für ihre Lebenskinder orientiert, von den Jahreszeiten auf die Wiederkehr des Gleichen eingestellt, von schicksalhaften Elementargewalten zur ereignishaften  Lebensgeschichte verfügt,  ohne in allem selber einen greifbaren Freiheitstraum in die Tat umgesetzt und zum Höhepunkt einer selbstbestätigenden Lebenserfüllung verwirklicht zu haben, vermag die Lebenskraft und den Lebensgeist dieses Menschen nicht zu befriedigen. Der Wille zur selbstmächtigen Lebenswelt, zur drangesetzten Lebensfreiheit seiner selbst ist stärker.

 

Die selbstbewusste Flamme der Freiheit gegen das Höhlenleben zu kehren, es mit ihrem Licht zu durchdringen und zu verwandeln, diese Flamme der Freiheit den Mächten des geordneten Zusammenlebens zum Werk zu erhalten und zu gewährleisten, würde dem Selbstwertgefühl dieses Menschen schmeicheln. Der geringe Lohn für aufopfernden Dienst würde ihn nicht sorgen, denn gleich seinem Herrn und Meister wüsste er sich durch die  Anteilhabe an einem Werk der Freiheit lebenswert belohnt.

 

Nachdenklich erinnert sich dieser Mensch wieder, von solch mächtigen Dienstherrn gehört zu haben, die dem Geist der Meisterwerke einen Freiheitsraum zu erkämpfen trachten und ihre Gefolgschaftsmacht gegen die selbstbefangenen Höhlenbewohner kehren, um diese für ein wunderbares Meisterwerk der Freiheit verfügbar zu machen.  Am Herrn über Leben und Tod erleben die Höhlenbewohner die Furcht des Herrn, die fürchterliche Zwinggewalt, die sie erzittern lässt, vom Eigensinn abwendet und für das Meisterwerk ihres Herrn fügt.

 

Die Höhlenbewohner fürchten um ihr Leben, ihrem Herrn nicht zu Willen zu sein, denn sie wissen sich seiner Macht verfallen, seinem gestrengen Urteil, wenn sie diesem herrischen Willen zum Werk entgegenstehen, es behindern, gefährden oder schädigen. Weil sie um ihr Leben fürchten, haben sie noch mehr Angst vor sich selber und untereinander, sie könnten sich unwillkürlich zu Äußerungen hinreißen lassen, die ihr Leben gefährden, es gar verwirken.

 

So setzen sie alles daran, dem Willen ihres Herrn zu kennen, ihn sich innerlich wie äußerlich zu machen, um sich dadurch als einer der Seinen auszuweisen und anerkannt zu sein. Ihr Wille zum Leben, vom Herrn über Leben und Tod in ihnen geweckt, ist der Anfang anhebender Weisheit, sich selber zu kennen, im Zaum zu halten, sich brauchbar und nützlich zu erweisen, sich zum Ding der Verrichtungen zu machen, dem Willen zum Werk, an dem sie ihr Mittel zum Leben wissen, unentbehrlich und wohlgefällig, um mit ihrem Leben vor dem Willen des Herrn bestehen zu können, aber auch um seiner Wertschätzung für Erweise der Gunst und Gnade gewiss zu sein.

 

Sie befähigen sich, erweisen sich durch Unentbehrlichkeit für das Werk des Herrn und erleben ihn von sich abhängig, gewinnen je nach ihrer Unentbehrlichkeit zunehmende Selbstständigkeit, lösen sich aus seiner Macht, zersplittern seinen Willen, heben ihn für sich auf, versteifen sich, verfahren willkürlich, verlieren sich an schwindsüchtige Werke einer gebrochenen Vermögenskraft, suchen sie, werkverloren, durch Waffengewalt und Listenkundigkeit von kleinen Herrschaften, befehden einander um größerer Macht willen, rebellieren gegen sich selbst und fallen in völliger Zerrissenheit des  Gewebes auf die  Selbstanschauung noch grausamerer Herrschaftsbehauptung und den bloßen Willen zur Macht und noch größerer Macht  zurück. Geködert von der Vorsehung und den Versprechungen auf ein großes Werk des Herrn, da gilt todesmutiger Gehorsam als Treuepflicht, welcher Herr auch immer, auf Gefolgschaft hinaus.

 

Ein Bild der Erinnerung weckt das andere. Diesem Menschen kommt plötzlich die eigene Todesfurcht zu Bewusstsein. Der  verspürte Todesschrecken und die grauenvolle Angst, die er in der Höhle ausgestanden hat, die ihn hervorgebracht hat, ein Angstgeschöpf  herrischer Gewalthaber, die ihm allen Eigensinn ausgetrieben, ihn unsäglich gebeugt und gefordert, gefügt und verfügt haben, im Hin und Her am Ende doch ein willfähriges Werkzeug des hochfliegenden Höhlengeistes zu werden, dem Herrn und Meister zu letzter titanischer Gewaltanstrengung ergeben, als letztes Aufgebot.

 

Im Rückblick auf unsägliche Vernichtungsgewalt erkennt dieser Mensch, dass er aus dem überkommenen Joch dieses nachwirkenden Höhlengeistes herausgefunden hat, ihn überschritten  hat, ebenso, dass er sich einer herrschaftlichen Gewalt nicht selbstlos verdingen und überlassen kann, wo er für sich selbst herausgefordert ist, Herr seiner Freiheit zu sein. Wollte er selbstentratend einem Herrn dienen und ihm aufopfernde Gefolgschaft leisten, für den Gedanken seines Herrn  die eigene Todesangst überwinden, furchtbare Auseinandersetzungen auf sich nehmen, begäbe er sich nicht unversehens wieder in eine Höhle, in der er selbstbefohlen zum hörigen Schergen einer Losung ewig neuer Herren verkommt, gebannt und gefesselt von den Visionen wegweisender Führungsgewalt, die den Herren nicht im Freien, sondern im Höhlendunst aus zusammengebrauten Werkplänen und selbstberauschenden Himmelskarten geworden sind?

 

Einer Veräußerung seiner selbst, wo jeder für sich selbst in der Freiheit stehen muss, weiß sich dieser Mensch nun entschieden entgegen, zumal er gerade einer Höhle entstiegen ist, die ein dämonischer Größenwahn weltzerstörerisch durchbebt und Menschen teuflisch vernichtet hat, weil die hochgehaltene Weisheit des Herrn gegen andere, selbstüberheblich, verhängnisvoll und vernunftmissachtend getrogen hat

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Ein neuer Gedanke tut sich diesem Menschen auf, dass  dann die Weisen irgendwie die wirklichen Herrscher sein müssten, Weise, die den freien Himmel erlebt und beobachtet haben und den Freiheitssuchenden einen Kartenhimmel für die Befreiung malen, ihnen aus vergangener wie kommender Menschenwelt  die gegenwärtige zu erklären und zu verstehen suchen, sie deuten und auslegen. Diese Liebe zur Weisheit, den Gestirnen der Freiheit so nah, wäre ihm schon recht, sie für ein ausgehaltenes Leben zu pflegen und den Nimbus eines Götterboten zu genießen. Aber sogleich stellt sich nagender Zweifel ein. Hat er nicht auch den Kartentrug der Weisen durchschaut, die in zerstrittener Darstellungskunst der Himmelsgestirne einem übereinkunftlosen Tagwerk der Selbstbehauptung das Wort geredet haben, durch Daransetzen des Lebens die feilgebotene Freiheitskarte zu bewähren? Sind die Freiheitskämpfer nicht zu todesmutigem Sterben erwacht, in der einen Höhle ebenso wie in der anderen und sterbend aufgewacht, an den Höhlenkarten ihrer Weisen den Tod und nicht die Freiheit als den Herrn der Welt bewährt zu haben? Würde er nicht ebenso zum Schattendenker und Echodenker von Höhlengescheitheiten verkommen und die Götterdämmerung seiner Glaubenshöhle und seiner Orakelkunst zu befürchten haben?

 

Darin ist sich dieser Mensch gewiss, dass jedwedes Höhlenleben, das den Menschen fesselt, in den Bann schlägt, ihn einkerkert, der Freiheit entgegen ist. Die Freiheit ist für ihn nur im Freien  zu leben, im besonnenen Lebensgeist der orientierenden Freiheit allein.  Jeder lebt sein Leben, geht seinen Weg, vergewissert und prüft die Wahrheit  der Worte und hat dafür sein eigener Herr und Meister und Weisheitsliebender in der gewussten Freiheit zu sein. Aber ihm kommt auch zu Bewusstsein, selbst im Freien, alle Höhlenwelt überschritten habend, kann er nicht gefahrlos und unbedroht die einsame Freiheit leben. Es gibt diese  Idylle, dieses Eiland, diesen Flecken weltunabhängiger Freiheit nicht. Zwar ist er über die Höhlenwelt hinaus, lebt im Freien, jedoch sie trägt ihn, seine Freiheitswelt unter dem Himmelszelt. Wie lange noch?

 

Er weiß, dass er genötigt ist, sich gegen die unterirdischen Schicksalsmächte zu behaupten, um sich in der Freiheit seiner selbst erhalten zu können. Doch mit der bloßen Beständigung seiner Freiheitswelt allein ist es nicht getan. Es gibt kein freies Lebensglück auszuleben, solange es unbändige und selbstflüchtige Höhlenbewohner gibt, die im unterirdischen Erdreich mit ihren Schattenspielen hausen, riesige Höhlengebilde auszubauen suchen, unerfahren tragendes Gestein durchbrechen, leichtsinnig alte Wände einreißen, neue willkürlich errichten, Gänge wühlen, Verständigungsstollen verschütten und zerrüttetes Erdreich zum Einsturz bringen, Erdreich, auf dem er seinen  Umkreis der Lebensfreiheit besorgt.

 

Die Verkettung des Lebensglücks mit dem Schicksal der Höhlenwelt macht diesen Menschen betroffen. Er weiß sich abhängig von der Befreiung aller, denn solange die Menschen in der Höhle hausen, unterirdisch wühlen, dämmerhaft dahinleben, solange ist alles Werk auf Sand gebaut und vor gemeingefährlichem Einsturz nicht sicher.  Außerdem kann er, da er doch einer von ihnen aus der Höhle ist, nicht von ihnen lassen, auch wenn er ihr flüchtiges, befangenes und starrsinniges Treiben und Reiben und lebensgefährliches Entgleisen nicht  leiden kann. Sein Wissen um die Freiheitswelt lässt ihn hoffen. Der Glaube an Anteilnahme und auch Anteilhabe, an Überwindung der Einkerkerungen wie der Brückenlosigkeit und des  Fremdseins trägt die Entschlossenheit seines Willens. Ein Suchbild der Liebe lebt in ihm, treibt ihn an, lockt und reizt. Nicht zuletzt deshalb auch sucht er Gefangenen des Höhlenlebens zu befreien und schickt sich guter Dinge auf den Weg, um Kunde zu bringen, die Kunde von der wunderbaren Freiheit.

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