Kindern helfen, Philosopieren zu lernen
Dumm geboren, auf Lebensreflexe verwiesen, aber sogleich vom Lichtschein für Welt-haben-Können getroffen und es ward Bewusst-Sein, noch ganz unbestimmt, durch Licht hervorgeholte Welt im Hinsehen. Ein enges Hin und Her zwischen Mutter, Wickeltisch und Wiege. Zunehmendes Gewärtigen und Entdecken und Registrieren der Sinne. Mehr nicht auf lange Zeit. Zeit der Ausbildung von Urvertrauen in mütterlicher Geborgenheit. Baby-Zeit.
Ja, da kommen deutsche Professoren und Professorinnen, die gewissermaßen das Thema Kindheit für philosophische Didaktik auf diesem Feld entdeckt haben, von der akademischen Sonne der Vielbelesenheit umflort, weniger teleakademisch aufgefrischt, von der erlebten Tatsächlichkeit her kindheitsvergessen, von einem Buchstabenwissen getragen, verweiskundig auf mehr Unklarheit und Undeutlichkeit, aber nachlesbar, als Mehrarbeit angedient für Dickicht und Spreu und sie wollen die Kleinen das Philosophieren lehren und sind ganz in ihrem Element eines Philosophiewissens, gehen nicht vom Kinde aus, von seinem Erleben, seinen Freuden und Klagen, den vielen Nöten und Ängsten, den Überraschungen und Widerfahrnissen, den Zaubergeschichten und Wunderlösungen. Wir werden noch näher auf das Kindheitsvergessene von anderer Ausgangsbestimmung her für Nachdenklichkeit zu sehen haben.
Wer auf die Konzepte dieser Hebammenhilfe schaut, entdeckt schnell, dass vom Zuckerstückchen abgesehen, es um Abzweckung auf kulturell-religiöser Reproduktionsebene geht, für den sozio-ökonomisch-politischen Rekrutierungsbedarf. Es finden Rückgriffe auf Philosophen und Philosophien mit vermeintlich für wichtig gehaltenem Aussagengut und Stellenwert statt, die an Schatzsucher der Flohmärkte in den Rumpelkammern verblichener Glanzstücke erinnern. Für erneuten Gebrauch restauriert, aufpoliert und unverfänglich, ohne den Stein des Anstoßes hochgewertet.
Kinder leben und gehören einer kleinen Lebenswelt an, haben großenteils ein Elternhaus, ein nachbarschaftliches Umfeld mit Spielfreunden, das Ganze erweitert zu größerer Ortschaft mit Kindergarten, Schulen, grünen Anlagen: Feld, Wald und Flur, auch Teich, vielen Geschäften, Einrichtungen, Kirchen und Ämtern, sozusagen eine der Kommunikation erschlossene Welt, die den Jahreskreis trägt.
Die Frage, die sich stellt, ist doch, dass angesichts der Flickschusterei einer verschiedenartig sich präsentierenden Welt, an willkürlicher Buntscheckigkeit nicht zu überbieten, geradezu ein wegweisendes Anleitungsstück vonnöten ist. Sozusagen ein Einführungsstück, dem sich Vertiefungsthemen anschließen, um schlussendlich auf höherer Ebene ein zusammengeführtes und vermitteltes Ganzes an Orientierungsstärke gewonnen zu haben. Es ist also zu fragen: Gibt es eine übersehene philosophische Überlieferung, die das für Kinder philosophisch Wichtige und Bedeutsame in sich enthält, um klar und deutlich das Wesentliche im Lichtschein begreifen und um sich selber in Bezug auf diese Welt vernünftig verhalten zu können?
Ich biete das Höhlengleichnis als philosophischen Erkenntnisgegenstand für die Hebammenkunst auf, nicht diesen Text, der er als Leichnam ist, sondern als das, was er die schon Sehenden gelehrt hat, Gesehenes der Erinnerung festzuhalten, es mit anderen zu teilen, einen Weg zu beschreiten, der über wunderbare Stufen zur Lichtquelle führt, welche die ausgebreitete bunte Welt aller Teile in ein vielfältiges Farbenlicht taucht, vom aufgipfelnden Thron überragt, von dem das Ganze überschaut und alle für ihr Tun und Lassen mit Botschaften der Orientierung versehen werden, sich versehen, um sich besonnen verhalten zu können.
Erinnerung hat mit Gedächtniskraft zu tun, das einem im Licht Begegnende von Kindheit auf an festzuhalten, immer wieder zurückzurufen und es sich auch in vergleichender Weise angelegen sein zu lassen. Höhlengleichnis, es fängt mit der Höhle an, diese ist wohl das Wichtigste und Wertvollste für jeden Menschen, wenngleich die philosophische Zunft das noch nicht so gelernt hat zu sehen. Sehen fängt wirklich nicht erst draußen im Freien an. So ein schlauer Philosoph meinte sich mit gelehrten Worten, einem zuhöchst präzisen Terminus Technicus einer genaueren Betrachtung und Auseinandersetzung entheben zu können, um die Höhle, die nach ihm „dem Vorwissen und der Prävalenz“ angehöre, überhaupt noch wichtig nehmen zu sollen. Er hat wohl nicht die Geschichte vom kleinen Prinzen gelesen.
Nun ja, da stellt sich in der Tat die Frage, ob Kinder mit ihrem Sehen und Gesehenen, Hören und Gehörtem, ihrem Erleben und Verhalten für das Philosophieren als ein letztlich zur Mündigkeit zu befreiendes Wesen noch ernst genommen werden, als wäre das Gewinnen von hohen Erkenntnissen alles und auf das Moment von eigenen Willensentscheidungen könne Verzicht getan werden. Von der Gangbarkeit, wie denn ein Ziel zu erreichen ist, nicht mehr zu reden.
Die Höhlengeschichte, sie fängt doch mit der Geburt, mit dem Säugling im Arm der Mutter und wenig später mit dem Augenaufschlag und dem Licht der Welt an. Mag auch der erste Geburtsschrei, die Schmiegsamkeit und das Saugen an der Brust der Mutter, ihr Streicheln und ihr glückliches Summen noch nicht dem Bewusstsein bewusst sein, sind es jedoch spurenbildende Reize, die von Mal zu Mal aus dem Negativ das Positiv wunderbar hervortreten lassen.
Es beginnt das Erinnerungsprogramm für philosophierende SchülerInnen.
• Wie klingt die Stimme der Mutter noch heute nach? Wie hat sie dir in die Seele, ins Ohr gesummt, gesungen? Welche Empfindungen schwingen nach. Wie hast du sie in Freude und Leid erlebt, auch in Tränen gesehen, mitgefühlt, dann ihr Lachen, ihre Freude erlebt und so mitempfunden? Wie ist das gewesen, wenn sie dich geherzt und in den Arm genommen hat, wenn du an der Brust der Mutter geschmust hast, wenn du nicht so wolltest, wie sie dir auch mit dem Zeigefinger gesagt hat, vielleicht mit verärgertem Gesicht. Wie ist Trotz bei dir entstanden und wie ist alles wieder gut geworden und im Einklang beendet worden?
• So das Ganze noch einmal mit Blick auf die Vaterwahrnehmung. Welche Rolle hat er im Haus für Mutter und Kinder gespielt und mit welchem Anteil im Zusammenleben ist er sichtbar und für die Erinnerung daran bedeutsam geworden? Wem gehört das Lachen und wem das Lächeln an? Es geht um den abstrakten Vater, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht bewundert aus der Ferne oder einfach ignoriert als unbekanntes Wesen. Keine Selbstvermittlung oder doch? Wie das? Ohne häuslichen Werkstattbetrieb, vom Dreh um die versammelnde Küche oder einfach vom Fernseh-Altar ersetzt, der Vater, mehr oder weniger ein Fremdkörper, ein wohlgelittener Gast oder ein Tyrann im Haus?
• Frage nach den Geschwistern oder nach dem Bruder, diesen biblisch aufgegriffen, Neid, Eifersucht, Streit, Kampf um Spielzeug, Rangordnung. Mit Blick auf die Schwester , andere oder gleiche Erfahrungen? Wonach, wie und welchen Weg aus dem Stacheltierverhalten gefunden und miteinander unter welcher Nachhilfe ein Herz und eine Seele geworden und umgänglich und verträglich geblieben? Erinnerungen an den Kindergarten: Glücksmomente erster Freunde und Spielkameraden. Spielwiese lebensbunt gemischt: schokobraun, sommersprossig, rothaarig, weißblond. Einladungen, wer und wer nicht? Warum so entschieden und nicht anders? Beeindruckendes Erleben, Feste und Veranstaltungen, die zu Stehbildern geworden sind.
• Tagtäglich Bilder sehen, dem Wachbewusstsein ausgeliefert, nachts Träume haben, aber noch ohne eine Sprache sein, ohne sich verbal artikulieren zu können. Zunge wie abgeschnitten. Das Gesehene da, ja dort, aber kein Wort dafür, um das Gesehene und Auffällige samt Reizauslöser mitteilen zu können. Noch weniger die Träume, es fehlen die Worte, fliehende Bilder wie sprachlose Schäume. Vorbei das Gesehene, vorübergezogen, vergessen. Oder wiederkehrend: Alpträume. Im Aufwachen nicht mehr zurückzuholen. Im Suchen nach Worten zerplatzen die Bilder. Und trotzdem gibt es ein sprachloses Verstehen und intuitives Erfassen und auch Lernen von Abläufen durch Eingeschirrtsein im täglichen Geschehen selbst, wie die Pantomime, das Scharadenspiel beweisen. Gesehenes wird einfach nachgeahmt und die Nachahmung wird erkannt. Es kann zur vorgetäuschten Sprachhandlung durch Nonsens-Lautbildung kommen. Lieder tönen als da-da-da und la-la-la. Und häufig genug bestreitet nur der Refrain den überdimensionierten Anteil am Lied.
• Schlüssel für das Gesehene ist das Sprachvermögen und das Mitteilen des Gesehenen äußert sich mit hinweisendem Fingerzeig auf das Bild: ‚Das da!‘ oder ist mit dem benannten Ding und einer auffälligen Eigenschaft oder einem hervorstechenden Merkmal mitteilungsfähig und überwindet bloßes Entschwinden des Gesehenen ins Schattenreich. Ohne irgendein aufgefallenes Detail, das noch vor Augen steht, um daran zurückgerufen werden zu können, sei es ein Erlebtes von Aua! und Oh! und Ah! Es bleibt die Frage unbeantwortbar: Wonach suchen? Es kommt kein geistiger Fingerzeig zur Hilfe, der den Synapsen die Richtung zeigt, lautmalend auf Gesuchtes hinweist: Da! Wow! Hey! Im Kopf herrscht Leere. Erinnerung stellt sich nicht ein. Dem Gedächtnis fehlt die Klingel. Sprechversuche ganz anderer Art bringen Erfolg. Das sich eingeprägte Erleben, sei es die brennende Schürfwunde, die ängstigende Strafpredigt, eine gelungene Überraschung. Auch Verinnerlichtes nach außen holen. Sprechen bestimmter Sätze im Selbstgespräch wie die Mama: Schimpfen mit der Puppe. Das bekannte Erlebnisfeld: Feuer, Messer, Gabel, Schere, Licht. Nicht zu vergessen das Angekündigte: Oje, wie der Papa am Abend, nun monologisch zu sich selbst: Ich habe mit dir ein ernstes Wörtchen zu reden!
• Ganz heikel die Geschlechtlichkeit. So ohne Sprache belassen, ein hochempfindlicher Bereich, als sei er nicht vorhanden, auch sprachlos mit großer Scham und Verlegenheit besetzt. Kinder sind keine geschlechtslosen Wesen. Wie wird das Auseinanderfallen von geschlechtlichen Bedürfnissen der Lust und der kulturell-religiösen Überlieferung freiheitlich in den Umgangsformen und Haltungsweisen für das Zusammenkommen, Beieinandersein und Auseinandergehen gelöst? Wird Geschichtswissen hintertrieben? Bilder aus alter Zeit, steinzeitlich, sogar heute noch. Griechischer Liebhaberkult. Uranus, der nicht nur Jungen, auch Mädchen betrifft. Beschneidungen und Kastrierungen, gegen das Wuchern von Nachkommenschaft. Auch einfach Frust und Lust auf Quälerei und Schadenfreude. Ein Ende des Bonobo-Paradieses. Schicksalhaftes Tabu als Ödipus- und Elektra-Komplex. Lauterkeit der Liebe hochgepriesen. Ein Leben in Extremen, den Reinen ist alles rein, den Schmutzigen alles schmutzig. Wie sag ich’s, wie gestatte ich’s meinem Kinde? Anempfohlene Aufklärung. Zumeist nach wie vor: Gar nicht!
• Ehrgeiz der Eltern, was ihren Stolz nährt, nämlich das klügste, tüchtigste und von allen bewunderte Kind zu haben, das sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, sich behaupten und auch die unangenehme harte Kante selbstbeherrscht und unwiderstehlich durchziehen kann. Der Ausraster ist, wenn es mitleidslos leise wird und statt schäumender Erregung schon still die versteckte Überlegung reift und durch bloße Kennung greift. Und der Freund der Freund, der Feind der Feind ist, ein Wahnsinn an blinder Entschlossenheit sich festhält, gehe auch alles zu Bruch. Was haben Kinder den Eltern oder Bezugspersonen an Erwachsenenspielen abgeschaut? Listig, überraschend, hinterlistig. Auch rastlosen Hunger nach Geld, Ehre, Aufstieg oder den elterlichen Ehrgeiz, der dem Nachwuchs hohe Ziele einflüstert und ihn auf die Rennbahn des Lebens schickt, um Versagungen und eigenes Versagen wettzumachen. Ein anderes Feld ist die Beschaffenheit der Güte, woran sie sich zeigt, was im Schenken und Teilen können und wem die guten Dinge wie erwiesen werden.
• Ungeständige Philosophie, was Höhlenausgang und Befreiung angeht. Früher wie heute das Aschenputtelprinzip. Auserwählte, intelligent genug, um über die Dummen zu herrschen, sie zu kontrollieren und zu führen, als Sehende, nicht als Blinde, als zuhöchst Gebildete, die selber das vermeintlich Beste und Tüchtigste auf intellektueller Ebene zu leisten lernen, um würdiges und respektvolles Gehör, um Anerkennung und Geltung für Einsichten, Lehrsätze und Regeln all den anderen abfordern zu dürfen. Es kann hier mit Blick und Rückgriff auf das Höhlenleben das Gleichnis Platons als Ausgangsbasis dem Nachdenken aufgegeben werden und ein die Kindheit betreffender Schlussstrich gezogen werden, denn all diese Dinge, von der gymnasialen Eingangsstufe her gedacht, sind als Vorwissen der Prävalenz für „philosophische Lehrjahre“ (Gadamer) vorauszusetzen, haben kein spezifisches Interesse, können als unbekannte Land gewertet werden und sind auch in der aufgezeigten Wesentlichkeit in einer Publikation der Deutschen UNESCO-Kommission nicht anzutreffen: „Philosophie – eine Schule der Freiheit. Philosophieren mit Kindern weltweit und in Deutschland.“ Maßgabe für die Unterweisung nimmt sich für den anvisierten Level dahingehend aus, dass die Lernenden dem Lehrenden folgen können.
• Was das sogenannte „Philosophieren mit Kindern“ angeht, bleibt angesichts der Konzepte festzustellen: Es wird viel Stroh gedroschen und wenig Korn bei so viel Spreu geboten. Aus schulischer Sicht sind mir Beispiele und thematische Stichworte aus fächerübergreifender Sicht bekannt, die einem Schematismus in Bezug auf Stoffpläne, Unterrichtsreihen und Unterrichtseinheiten folgen, der unterrichtlich nicht das Zerstückelte und Verstreute zusammenführt und Zusammenschau souveränisiert, sondern Unterrichtsstoff lehrfreundlich abhechelt, was als Nürnberger Trichter-Füllung dem Lernenden wie in anderen Fächern auch geschieht. Ein leistungsbezogenes Abzwecken auf die Vorgaben findet statt. Was sollte die philosophische Differenz im sokratischen Dreieck: Lehrer – Zögling – Gesprächsgegenstand im Vergleich zur sogenannten demokratischen Leistungsschule sein? Schon die Schultypen sind Problem, erzeugen ungleiche Bildungsteilhabe, verhindern Chancengleichheit für Aufwärtsmobilität. Es fehlt der Leitfaden, der den Weg der Erkenntnisstufen, aufwärts zur Sonne, für Kinder mit ihren Fragen in ihrer Lebenssituation weist und sie zu eigenen Einsichten, schon dem jungen Leben zugehörig, führt. Ein Leitfaden, der sie das gedankliche Verstehen der Zusammenhänge der gewonnenen Orientierungen für besonnenes Tun und Lassen, auf die strukturell erlebte philosophierende Kommunikationsgemeinschaft zurückgebunden, wertschätzen und auch weiterhin lebendige Auseinandersetzung und Verständigung wahrnehmen lässt.
• Wer aufmerksam Hans-Georg Gadamers: „Philosophische Lehrjahre“ liest, lernt einen unaufgeklärten Platoniker kennen, ohne Frauen- und Mutterbild, einen Zögling ohne Kindheitsbewusstsein, einen des paternalistisch geistigen Elitebewusstseins, des gymnasialen Selbstbewusstseins eines höheren Menschentums für Führungspositionen, auf die hin Platon das Höhlengleichnis konzipiert hat, was ja mit Blick auf die andere Zeit nicht einfach falsch gewesen ist, aber rücksichtlich nicht nach zweieinhalb Jahrtausend noch mentale Verewigung finden darf. Das auch noch bei einem Bekenntnis zu Hegel, der die Befreiung nicht mehr auf den ‚einen‘, auch nicht mehr auf ‚einige‘, sondern auf ‚alle‘ erkannt und auf das menschheitliche Vernunftwesen hin exponiert hat. Gadamer hat die Höhle selbst nicht für eine aufklärerische Aufgabe verstanden und die Relevanz der notwendigen Höhlenkundigkeit für die Philosophie verkannt.
• Im Gleichnis der Mensch, der, wie ein verirrtes Vögelchen, aus der Nacht kommend, in die Höhle hinein vorstößt, vom Licht, vom Feuerschein angezogen. Ein fremdelndes Umherflattern, wildes Herzklopfen verspürend. Hier stößt es an, da plumpst es runter, hüpft umher, ängstlich wieder hoch, zum Lichtschein hinauf, einige Runden fliegend. Von einem Herzpfeil getroffen. Unversehens Glücksmomente des Schnäbelns erlebt, zum Nestausbau für Geborgenheit in einer Winkelecke nicht mehr gekommen, von Lebensangst aufgescheucht, herzverwundet umhergeirrt, ziellos weiter, auf gespensterhafte Welt zurückschauend und mit letzter Kraft den Weg hinaus, in die dunkle Nacht und Finsternis hinaus. Eine Lebensgeschichte in der Höhle, um die Stacheltiergesellschaft erweitert, die von ihrer Verfasstheit her alle den Stacheln aussetzt, ein Hin und Her der Einzelnen wie ganzer Gruppen, die nicht den gewissen Abstand, die rechte Distanz der Höflichkeit, feinen Sitte und nicht zuletzt der Sensibilität einzuhalten vermögen. Trieben und Verlockungen ausgesetzt, voran und angeführt von eingebildeten, arroganten und tyrannischen Eseln in Löwenhaut, begleitet von Hyänen und Geiern. Wahrlich ein gefährliches Höhlentheater und keine Eule ist da, welche Rat für ordnende Übersicht weiß, es doch mal mit einer Anhöhe, von einer höheren Warte aus zu versuchen, hochzuklettern und es mit mitteilsamer Kunde für alle und am Ende durch alle zu versuchen, um wohlorientiertes Leben gegen Kälte und Wärmeverlust im Auseinanderrücken einerseits und gegen verletzende und kränkende Stacheln im zu nahen auf den Leib rücken andererseits durch neue Achtsamkeit und ausgemitteltes Wohltun schöner und besser zu gestalten.
• Man sage nicht, das tatsächliche Welttheater der älteren Generation habe höhere Qualität, höher als die Kinder der jungen Generation nachzuempfinden vermöchten und es würde darum höhere, anspruchsvollere Philosophie benötigt, um die Herausforderungen der Welt zu verstehen und um diese vom Nukleus her bewältigen zu können. Eine Fehleinschätzung und Verkennung von Zusammenhängen, sind doch die jungen sich entwickelnden Menschen näher dran den subjektiven Ursachen mit ihren ersten Erfahrungen im kleinen Lebenskreis, aber im Vergleich zur älteren Generation jedoch noch plastisch formbar und offen für eine bessere zu inkorporierende Zukunft! Und sie beweisen es weltübergreifend. Kids auf den Straßen, junge Gesichter, Lichtstrahlen, wie die Welt vorher so etwas nicht gesehen hat, für eine bessere Welt: Fridays for Future für den Frieden mit der Natur, Black lives matter, über Kontinente hinweg, für Friedfertigkeit und allen Diskriminierungen unter den Menschen entgegen. Allen Menschen gegenüber, ohne Ausnahme, eben was menschliches Antlitz trägt.
Noch fehlt ein wichtiger Impuls, nämlich was das blinde Weltgeschehen selbst betrifft, dem mit den ungezählten Reibungsopfern und unheimlichen Friktionskosten entgegenzutreten ist und für welches eine weltweite Rationalität durch rechtsgeleitete Sicht auf die Dinge allenthalben und vernünftigerweise hervorzubringen ist. Das ist angesichts der digitalen Revolution keine Utopie mehr, sondern ein reelles Projekt der Mühseligkeit, dem indessen allerdings machtstrebende Rivalitäten im Aufgebot mit der künstlichen Intelligenz entgegen sind, die, was an Optionen sichtbar wird, den Dauerzustand einer friedlosen Welt nur verlängern würden. Es geht um weltpolitische Verantwortung des Ganzen in Bezug auf die sogenannte unsichtbare Hand der Wirtschaft, um die ungesellige Geselligkeit der Rennbahnen von Karrieren und Protzereien, um die unpolitische Politik für superiore Amtswaltung, um egoistische, ethnozentrische oder auch anders privilegierten Selbstbehauptungen, die mit kleinen Stellschrauben und faulen Kompromissen, aber auch kampfentschlossen in der Konsequenz nur die eigene Selbstbeförderung gegen universelle Vernunftbeförderung des Ganzen durchzuwinken oder durchzuboxen suchen.
- Kinder, nicht wenige, manchmal sogar in großer Zahl befinden sich auf dem Opferaltar von forttreibenden Veränderungsprozessen und erlittenen Reibungsverhältnissen im gesellschaftlichen Leben, die unsichtbar nicht nur positiv, sondern auch negativ einwirken, schicksalhaft. Die Welt ist nicht heil, auch der gute Wille ist nicht fehlerfrei, es gibt Restgrößen, zynisch als verkorkste Existenzen, fehlerhafter Ausschuss oder unfähiger Bodensatz abgetan, eine Störgröße, die unkenntlich zu halten und nur noch hinzunehmen ist. Großes und Kleines der Lebenswelt stehen in Wechselwirkung. Das Versprechen auf Schulkindheit, das mit der Schultüte den Beginn des Verheißenen und die geweckte Erwartungsfreude ereignishaft lebt, hält häufig genug nicht in Bezug auf das lange an, was auf den neuen Lebensabschnitt hin in verlockenden Farben ausgemalt und eingestellt worden ist. Hochfestliches nimmt das Alltägliche zurück. Ebenso, nicht viel anders, was Erwachsene angeht, Zeiten der rosaroten Brille. So der Liebesbund, das Familienglück, Neuorientierungen, diverse Partnerschaft, Alleinerziehende aus Überzeugung, nicht nur scheidungsbedingt. Wandel der Einstellungen von Kindern als Schulkinder: Ein neues Gelten von Autorität. Eltern gegen die Lehrautorität der Lehrerinnen und Lehrer vor der Klasse sind ohne Chance. Doch auch das ändert sich, wer da auf sich die Beliebtheit zieht, zu ziehen vermag, welcher Elternteil in der Familie oder welche Lehrerin oder welcher Lehrer in der Klasse.
- Es gibt den Kampf um das Kind nicht nur in der Familie und nach der Scheidung, auch in der Schule, in den Klassen wird von den Lehrenden um die Gunst der Kinder gekämpft. Scheidungskinder verstehen sich nicht selten reflexhaft darauf, Konkurrenten, die um ihre Gunst buhlen, für bereitwillige Geschenkgaben oder auch für Zugeständnisse auszuspielen, aber auch gegeneinander für einen eigenen Vorteil oder durch das Ausleben eines hochschießenden Reflexes gegeneinander aufzubringen. Lehrende haben nicht nur ein philanthropisches Interesse. Es gibt den Ehrgeiz für Karriere, Aufstiegsinteressen und Vorgesetzte und Behörden, die über Beförderungen und Amtserweiterungen oder andere Gunsterweise entscheiden. Der Ruf, mit den Kindern gut zu können und diese zu ansehnlichen Leistungserfolgen zu führen, sticht – blassere Kandidaten aus. Für Ausfallerscheinungen gibt es das Spiel Schwarzer Peter, was oder wer denn bloß dafür verantwortlich ist. Direkte Kollegenschelte macht sich nicht gut. Die entlastende Variante, nur schwer zu überprüfen, häufig zu hören und nicht von der Hand zu weisen, dass der familiäre Hintergrund eine gewichtige Rolle spielt. Was für Transfermöglichkeiten für andere Verantwortungsverhältnisse stecken darin!
- Wie in der Familie so auch in der Schule: Vernünftig vorgelebte Einigkeit der Eltern, was Gehör, Klärung und Übereinkommen angeht, stärkt auch das Gespür für gutes Zusammenleben der Lernenden in einer Klasse, den Machtversuchungen und Rivalitäten der Lehrenden entgegen. Mit den vielen Fachlehrern hat es Schule allerdings schwieriger. Kämpfen doch auch Lehrer – fehlt die gelebte Schulordnung in Sachlichkeit, Umgänglichkeit und Haltung für alle – um die Gunst der Schüler und können in der Konkurrenz und Rivalität unfair die Lehrtätigkeit ausüben, sei es nur, um einen Stand in und vor der Klasse zu haben, von einigen Schülerinnen und Schülern instinktiv wahrgenommen, die mitzumischen beginnen. Klassen, die aus dem Ruder gelaufen sind, können für das Anzeichen ruinöser Konkurrenz und Rivalität der Lehrenden gewertet werden. Kehrt Widersprüchlichkeit und Verwickeltheit ein, ist Neuaufstellung überhaupt vonnöten oder ein rigider Kurs der Härte und Strenge setzt sich durch: Das Leistungsprinzip als unbarmherziger Zuchtmeister. Ohne Spielraum für Solidarität, die systemisch gegen das abschottende Jahrgangsstufenprinzip nicht stattfindet und erlernt wird, Starke, Mittlere und Schwache, Ältere, Sandwich-Position und Jüngere gleichsam wie eine Familieneinheit einer herausfordernden Bewährungsprobe konstellativ auszusetzen, sie für alle lebenswert und erfolgreich zu bestehen. Von wegen. Es ist für Lehrende und Lernende dabei geblieben: Jeder ist sich selbst der Nächste und allein! Nur die Einzelleistung zählt wesentlich, die Auslesefunktion über den besten Notenschnitt.
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- Um Missverständnissen vorzubeugen: Mit Blick auf Gadamer, der als Nestor der Philosophie in Deutschland gerühmt worden ist, geht es nicht um ein Bashing seines Leistungsstrebens, das von gymnasialer Leistungshöhe ausgerichtet und ganz hoch hinaus orientiert gewesen ist: Elitebewusstsein als Berufung. Er hat einer anderen Zeit angehört und die reine Philosophie aristokratisch, nicht demokratisch als philologischen Glaubenssatz seiner Hermeneutik gelebt, noch ohne wirklichen Naturbegriff und Reflexionsbegriff auf den reellen Menschen (l’homme, bourgeois, citoyen) und er hat in der Neubesinnung auch nicht über Kants Ideenlehre hinausgedacht, ist mathematisch blass geblieben, nicht wesentlich geworden, hat sich auf reine Seinslehre unterbaulos, geschichtslos reduziert und sich losgelöst von der Lebenswirklichkeit der hermeneutisch formellen Sprachreflexion in weitläufiger Breite hingegeben. Von der platonischen Herkunft des Geistes her ist er ein kristalliner Konservativer, paternalistisch, der allerdings jungen Geistern wenig zu sagen vermag, zu abstrakt und abgehoben bleibt, eine nicht zu bewältigende Rezeptionsmenge hinsichtlich der Zeit für Studien und Muße für die junge Generation einspielt, aber für die noch philosophierenden Alten eine Goldgrube ist, im Verweilen dieser Gedankenwelt, sehr zum Erstaunen, auch viele eigene gewagte Gedankengänge eines lebendigen Denkens wiedererkennen zu können und nahezu übereinstimmend bestätigt und bestärkt zu finden, das Verweilen darin als ‚Altersglück‘ zu genießen, sich durch ihn, was vermeintlich einsames Denken angeht, in vergleichbaren Denkbewegungen bestätigt zu finden. Das Moment der Bewunderung darin sei nicht verschwiegen. Was eigene Spätlese ist, es hat im Brückenschlag zu Gadamer zurück den gediegenen Denker gefunden , der noch an anderer Front der Vergangenheit mit einem aufarbeitenden Schreibprogramm nach vorn gestanden hat, als ‚Sohn seiner Zeit‘ (Hegel), als einer, der gegen Zähklebrige die Horizontöffnung nach vorn ins Wort der Hermeneutik geholt und freieren Sprachgebrauch der wissenschaftlichen Reflexion ermöglicht und im Großen und Ganzen einfach und doch gehoben vorgeführt hat.
• Mit einem unverdächtigen Hans-Georg Gadamer sind wir auch beim deutschen Programm der UNESCO-Kommission: „Philosophie – eine Schule der Freiheit. Philosophieren mit Kindern weltweit und in Deutschland.“ Das Beste, über den Grundgedanken dieses Anlaufs hinaus, auch Kindern einen Zugang zum Philosophieren anzubahnen, betrifft die kindgemäße Didaktik, die kontextuell von der bestehenden Lebenswirklichkeit, ganz allgemein kulturell und sprachlich, einen Verstehenshorizont für Anknüpfbarkeit setzt, setzen muss, dafür einer Vielzahl von Texten der epischen Kurzformen in weltübergreifender Einschlägigkeit aller Zeugnisse und dem Aufblitzen eines Bedeutsamen bedarf, eines Gedankens, der solche Fülle der Auswahl für das Ganze und Beste aller, für das Nachdenken zum Zwecke des Vorausdenkens verlangt, um zu begreifen und um sich souverän verhalten zu können. Mit Blick auf die Beiträge der deutschen Konzeptualisierung, die in ihrer Art und Weise mit schönen Kristallen für Lehren und Lernen aufwarten kann, die nicht zuletzt den Wunsch hier und da wecken: Ach, wäre mir doch in meiner Schul- und Studienzeit so greifbar und hilfreich die Philosophie begegnet! Dem steht jedoch gegenüber ein Nürnberger Trichter für nicht selten ungenießbare und schwierige Textanalyse, für auch kaum zu bewältigende Lesemasse der hochgehaltenen und wertgeschätzten Philosophen, ein Komplex, welcher insgesamt, um lebensbedeutsam zu werden, einer ebenso massiven wie radikalen Verwesentlichung bedarf. Non scholae, sed vitae discimus. Kann es sein, dass eine philosophische Eitelkeit der eigenen Wichtigkeit verkennt, dass da nicht für die Philosophie, sondern gemeinschaftlich angemessen für das Leben unbedingt zu lernen ist?
• Eine Wahrnehmungsvergessenheit: Philosophie großer Geister steht zunehmend in Vergleichbarkeit zu biblischen Religionen, ausgetrocknet, nicht mehr grünend, die darum das Grünzeug dem Feld neuer Lebenserfahrungen, der Literatur, dem Feuilleton, der Wissenschaft für sich entlehnen und auf diese Weise sich dem Begreifenkönnen neu öffnen und es auch müssen, um noch den Verstehenshorizont zu erreichen. Es gäbe nichts dagegen einzuwenden, würde es nicht jenes Tun sein, wie es so schön heißt, jungen Wein in ranzige Schläuche zu gießen. Diese Mangelhaftigkeit weist auf ein gravierendes Reflexionsdefizit hin, darüber, wie denn Kindheit verstanden werden muss. Mehr europäisch gedacht, ginge es um Kinder, noch vor dem Schuleintritt, dann um die Schulkinder mit Regelschulzeiten, rechtlich vom Lebensalter her grenzbestimmt, sozusagen schwellenorientiert mit dem Eintritt ins Jugendalter, mit pubertierenden Jugendlichen, weltweit wie verwischt, hybrid, was entwicklungsverzögerte Restgesellschaften ohne Schulbildung noch kennen: Initiationsriten für den Eintritt ins Erwachsenenleben, nicht als freiheitliche Beigabe zu genormten Bildungswegen für Schulpflichtige , sondern als der Lebensform überhaupt zugehörig wie ein Lebensgesetz. Worauf also sich mit Blick auf junge Menschen fürs Philosophieren beziehen? Für den Lebenszyklus wäre Erik H. Erikson, für moralische Entwicklungsstufen Lawrence Kohlberg zu nennen und vonseiten der Philosophie Platon mit dem Höhlengleichnis, das dem pädagogischen Bildungsgedanken wesentliche Knotenpunkte der Lichtwerdung ausgewiesen hat. Es geht um Markierungen, die ohne Selbsteinlassung und eigene Selbstbeobachtung einfach überlesen werden und auch ignorant überlesen worden sind, sich grundsätzlich der Ontogenese der Vernunftwerdung zu stellen. Philosophische Naivität ist groß. Unreflektierte Selbstbilder der Lehrenden fließen der Ausrichtung des Menschenbildes ein und verdecken und begraben wesentliche Entwicklungsstufen der Erschließung der dem Menschen eigentümlichen Vernunftgabe, hintertreiben die wichtige Kultivierungsfunktion für den differenzierten und stets in sich gleichen Vernunftgebrauch, dem Telos der Philosophie, der Weltphilosophie in toto.
• Krasser: Kritik, die grundsätzlich dem Startversuch einer Kinderphilosophie der Denkbefreiung gelten muss, heißt im Vergleich, dass der Philosophie ihr zentraler Leitbegriff der „Vernunft“ zerfasert, zersplittert und verwässert worden ist, ja, ungreifbar geworden ist wie auch in der Religion geschehen, die nicht mehr weiß, wer und was ihr Gott ist, zur negativen Theologie geworden ist, um nicht der Irrationalität und Phantasterei geziehen zu werden, ideologieverdächtig einem Glaubensgötzen zu folgen, der keine Kritik und nähere Ausleuchtung verträgt, sei es der christliche Gottesglaube, der im Katechismus-Gestrüpp zur Auslegung gekommen ist, winkelzieherisch, intransparent, unzumutbar, eine Ausformung an Glaubensdingen, welche die Lebenswirklichkeit nicht mehr treffen und gleichsam eine Leibeigenschaft wie beim Rechtssuchenden herstellen, um wie ein Mündel mit einem Rechtsanwalt zu seinem Recht kommen zu können. Was die Religion angeht, da ist es für Bittsteller schon ein großer Erfolg, mit dem schriftlich vorgelegten Anliegen eine bestätigte Aufnahme in die Aktenverwaltung zu finden. Für den Fall von Kollisionen mit der Glaubenslehre steht es um Anliegen und Ansinnen sehr schlecht bis aussichtslos, ist die Verliererposition für einen Bittsteller vorgezeichnet. Von einem kirchlich tüchtigen Rechtsbeistand umsichtige Hilfestellung zu erhalten, ist erst gar nicht zu reden. Einfach Mittelalter, um da noch vordringen und auch hilfreiches Gehör finden zu können.
Ist nicht eine Vergleichbarkeit für die Philosophie schon abzusehen, träte sie mit historischer Systemverdichtung auf, was das Denken und Wissen der Menschen bewegt hat, sei es existenziell, kollektiv, geschichtlich? Ist mehr als eine anarchische Landschaft des Geistes zu sehen, und zwar wie ein dem Wind ausgesetztes Wüstenland mit hohen Dünen und Tälern und Wanderbewegungen vergleichbar? Für die Religion hat Lessing mit der Ringparabel einen Gleichnistext für den Aha-Blitz geschrieben, eben der Wahrheit auf die Spur zu kommen und uns alle als Denkende ernst zu nehmen und uns demgemäß zu begegnen, um uns dergestalt gemeinsam für ein schönes und gutes Leben in Wahrheit durch die eingesehene Wahrheit unterwegs wissen zu können. Für die Philosophie können wir auf Platon mit dem Höhlengleichnis zurückgreifen, das den Bildungsgedanken, zunächst nur für einen Philosophenkönig in die Welt gesetzt hat, der wir, dem heutigen Erkenntnisstand folgend, doch alle von unserer Anlage der Vernunftbegabung her sein können und demokratisch auch wirklich als solcher uns einzulösen herausgefordert sind!
Die Würdigkeit des Menschen hat auch die gegenwärtige Philosophie in handwerklicher Willkür von den gängigen Weisen der „Auslegungskunst“ her am Höhlengleichnis missachtet und leider keine „Ideenlehre der Bildung“, die der Befreiungsstufen expliziert. Das flüchtige Schattenleben in der Höhle, ein stetes Vorüber, schon vorbei, entschwunden, nun außerhalb der Höhle die Dinge beim evozierbaren Namen inhaltsfrei kennen, dann die Spiegelungen im Wasser, Scheinbilder, dieser ablösbare Schein von der Wirklichkeit als Erinnerungsbild, objektiv und subjektiv, nicht nur in Wahrheit, auch wahrheitslos, sodann Wörter, die sich mit dem Bild verbinden, um überhaupt sich vorstellen zu können, was – die Wortarten durchgehend – gemeint ist, Sprachentwicklung als neues Weltverhalten, Botschaften verschiedenerlei Inhalts für Mitteilungen von überall her, von einer Sprache in die andere, weiterhin die pythagoreische Rationalitätsidee, die Himmel und Erde kartenmäßig als Stern- und Erdkarte vermisst, platonisch um Dialektik von Sein und Werden an den Jahreszeiten und Planetenumläufen von gezeichneten Bahnen und Abfolgen im Hin und Her erweitert, schließlich als Idee der Ideen, das Denken als die Vernunftgabe, durch die der Mensch an sich, also von der Anlage her durchaus wesentlich Mensch ist, aber der er werden muss, durch Selbstbildung, für seine Lebensführung, schlussendlich als Resultat, nicht nur sachlich, auch menschlich.
Es wird in vielerlei Hinsicht die Chiffre Vernunft wie eine Beschwörungsformel in Anspruch genommen, ohne einen Begriff, ja, eine Definition der Nachprüfbarkeit für ihren Gebrauch zu haben. Rein subjektiv erinnert das an den kleinen Prinzen, der sein Geheimnis für das Zwischenmenschliche preisgibt, nämlich mit dem Herzen gut zu sehen. Und schon entsteht die Frage, wie soll denn das gehen! Was ist damit gemeint. Die Offenbarung seines Geheimnisses gibt Rätsel auf, was unter Herz zu verstehen ist. Und alle sind herausgefordert, sich Plausibilität zu geben. Ist mit Herz die Achtsamkeit auf das sich Gefühl gemeint oder den instinktiven Reflex oder auch das Gespür für mehr Klarheit und Deutlichkeit im Zusammentreffen, in der Begegnung, im Umgang miteinander? Die Chiffre Vernunft tritt nicht viel anders auf, wo sie wie ein Wort des Appells oder der Bezeugung in Anspruch genommen wird. Kriterienlos, um die Berechtigung auch konstruktiv nachprüfen zu können. Was unter Vernunft zu verstehen ist, nimmt sich für den Prüfungsfall wie ein höheres Geheimnis und Rätsel für Esoteriker aus. Es besteht hier Vergleichbares in der Philosophie wie auch in der Religion. Um den Vernunftbegriff seiner Rätselhaftigkeit zu entreißen, die weder durch Kant noch durch Hegel in eine überzeugende Begrifflichkeit überführt worden ist, sei die Definition gegeben, dass sie ein Vermögen ganzheitlicher Übereinstimmung der Teile in Wahrheit ist. Darüber ist zu philosophieren, auch in praxi bestätigt zu finden, was ein Theorem sagt.
Ein Türöffner kann die biblische Aussage sein, die den Menschen als Ebenbild Gottes zu verstehen sucht. Ins Philosophische gewendet, wäre der Unterschied in der Weise gegeben, den Menschen, der auch Natur ist, als Ebenbild der Natur, wie sie evolutiv verstanden wird, zu begreifen. Und das geistige beziehungsweise vernünftige Moment ist das Vermögen, sich in Übereinstimmung dieser Teile der Wahrheit gemäß zu setzen und zu halten. Es lässt sich auch für Kinder in dieser Hinsicht viel philosophieren und dem Menschen selbst als Geschöpf der Natur die Vernunftkrone aufzusetzen, der an sich und in sich alles enthält, um die Geheimnisse und Rätsel der großen Natur zu lüften, Licht hineinzubringen und das Erkannte an aufgefundenen Gesetzmäßigkeiten im Einklang von Mensch und Natur zu nutzen. Was ist nicht dem Menschen selbst abgeschaut und von ihm her mit Blick auf anderes vernünftig begriffen worden. Schon die Körperbetrachtung reicht aus, um den Schlüssel in die Natur zu finden: Zeugungs-, Verdauungs-, Verständigungsprozess. Symmetrieformen, Genetische Zahlenlehre, muskulöse Kraftverhältnisse von Beuger und Strecker und vieles andere mehr, um hinter die großen Naturgesetze, verborgen hinter äußerer Schale, zu kommen, die den Menschen in Auseinandersetzung und im guten wie schlechten Umgang mit dieser Natur hervorgebracht haben. Man sage nicht, das ermögliche Kindern kein elementares und wesentliches Philosophieren an der Würdigkeit des Menschen selbst, ausgezeichnet durch das vernünftig zu begabende Denkvermögen!
Es geht um ein Denkvermögen, das zu wecken ist, das des Anstoßes bedarf, etwas, das nicht nur ein Staunen in Bezug auf Naturerscheinungen ist, sondern biblisch als Wunder am Menschen etwas bewirkend ist. Allerdings ist der ursprüngliche und übertragene Sinn durch gedankenlose Rezitation und Dummschwätzerei der Wundergeschehnisse bis hin zur instrumentalisierten Hörigkeit von bloß Gläubigen und ihren Hohepriestern geopfert worden. Es ist nicht ein Denkanstoß und die Aufforderung zur verstärkten Innerlichwerdung imDenken (!) aus dem Wunder abgeleitet worden,sei es einerseits kausale Zusammenhänge wie Tod, Blindheit, Taubheit und Lähmung zu untersuchen und die objektive Wahrnehmung dieser Phänomene zu besserer Kenntnis zu schärfen, andererseitssubjektiv nach innen im Nachdenken über sich und in Bezug auf andere den übertragenen Sinn mit Aufforderungscharakter als lebensverändernde und selbstbestimmte Wahrnehmungswirklichkeit zu entdecken, ein Unlebendiges wie begraben und tot, freigelegt und ins Leben gebracht. Es gibt so hübsche Erzählungen dazu, noch nicht philosophisch, als ein Selbstdenken und Wissen von sich selbst.
• Oje, was für Spinnereien sind mit der Ideenlehre betrieben worden! Werden wir faktisch! Verbilden wir nicht unsere Kinder durch unsere falschen Vorstellungen von zu vermittelnder Philosophie. Platons Höhlengleichnis bleibt die Ideen nicht schuldig. Und jede Aufstiegssprosse ist Hinweis auf ein Stück mehr Welterschließung, Welthaben und Weltverantwortung, in den Chancen und Risiken für Rat, Wägen und Entscheiden. Als einzelne, kollektive und mentale Wesen der Substanz sind wir ihr entsprungen, aber als Erkennende und Wollende haben wir alle demokratisch auf dem Weg aufwärts, der Sonne näher, zum Volk der Völker, haben wir, wirklich ein jeder, das menschheitliche Zeug des Philosophenkönigs in uns. Es geht um das wahre Ganze, vernunftgeleitet, von Anfang an bis hin zum Punkt, der die Wiederkehr des Gleichen einholt. Fehlt das Ganzheitliche in Wahrheit, kommt Entfremdung, Abzweckung und der Mensch als Spielball im selbstverursachten globalen Räderwerk heraus. Ein miserables Wechselspiel von mal Treiber und mal Getriebene.
• Deus sive natura. Ja, die Natur hat bunte Lebensvielfalt auf dem Weg einer langen Evolution hervorgebracht, zerstören wir nicht unwiederbringlich in kurzer Zeit durch engstirniges und vernunftloses Perennieren im Althergebrachten die Neugier auf eine menschheitlich befriedete Völkerfamilie, auf neubelebte und wohlvermittelte Welt, auf schmiegsamen Einklang mit der lebendigen Natur. Diese Einsicht für eine umzugestaltende Menschenwelt greller Kontraste, sie für alle auf gleiche Augenhöhe zu bringen, der aufgetragenen Weisheit zu erschließen, ist sehr alt, eine chinesische, weitab vor Hegel, was Herrschaft und Knechtschaft in den Anfängen angeht und dieses -verdrehte Verhältnis durch widersinnige Wechselseitigkeit auch heute noch als Weltgeschehen bis hin zur Selbstauslöschung bedrückend macht: Siehe dazu die Schilderung: Liä Dsi, Der reiche Mann und der arme Knecht. Es sei nicht verkannt, die großen Naturgötter der elementaren Gewalten bestreiten nicht mehr die Hauptvorstellungen auf der dramatischen Lebensbühne. Heute ängstigt nicht weniger urgewaltig die Todesmacht der Kleinstlebewesen, sie war auf sehr lange Zeit unerkannt, dann als Teufelsmacht und Hexenwerk geglaubt, medizinisch ursächlich erkannt und schnell wieder aus dem Bewusstsein verloren , die jedoch heute einschließlich der Atomkeule durch lebensbedrohlichen und unsichtbaren Zangengriff dem Welttheater neue Aufführungsstücke ins Programm holen, vom Artensterben und dem Klimawandel nicht mehr zu reden.
LINKS
• Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrundbooks.google.de › books
• www.unesco.de › sites › default › files › Philosophie-eine-Schule-der-...
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Historiker haben die spanische Grippe nicht auf dem Schirm gehabt, ebenso die Schulbücher, die allerdings durchaus einige Hinweise auf die Pest vor langer, langer Zeit als geschichtliche Fakten eingespielt haben. - So ähnlich zurückverlegt, hier: was schlechte Praktiken der Kindererziehung betrifft. Kümmernisse um das Tierwohl sind zuhöchst berechtigt. Doch tut sich eine Kluft auf, wird einfach relevant zu veranstaltende Reflexion in Bezug auf finstere Praktiken im Umgang mit dem Menschenkind vergessen. Da hat der Erziehungswissenschaft über ein halbes Jahrhundert nach dem Dritten Reich die Aufmerksamkeit gefehlt, den menschenverächtlichen Ungeist der „Kinderaufzucht“ zu demaskieren, den auch noch die Nachkriegskinder erlitten haben. Erst 1985 ist das krude und auflagenstarke Werk für werdende Mütter in den Fokus geraten. Wer Kindheit zu philosophieren gedenkt, der muss um die Giftmischerin wissen, die einen inhumanen Cocktail an erzieherischen Maßregeln für die Nazi-Ideologie gebraut hat. J. Haarer, Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. – Wikipedia: de.wikipedia.org › wiki › Johanna_Haarer
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Mit Blick auf die „Tele-Akademie“ (3sat - Mediathek) seien drei kindheitsbedeutsame Sendungen hervorgehoben, die von Gerald Hüther: Die Biologie der Liebe. Von Miriam Gebhardt: Zum Wandel der Eltern-Kind-Beziehung im 20. Jahrhundert. Arno Gruen: Gespaltenes Bewusstsein – Empathie versus Kognition.